Self-Inflicted Violence - The Sanctimonious Hypocrites

Review von Zephir vom 01.02.2015 (5108 mal gelesen)
Self-Inflicted Violence - The Sanctimonious Hypocrites Wenn man den programmatischen Bandnamen SELF-INFLICTED VIOLENCE zu googeln versucht, stößt man auf mindestens ebenso viele einschlägige Selbsthilfeportale wie auf für die Informationsbeschaffung zum englischen Ein-Mann-Projekt relevante Musik-Webseiten. Dabei startete Adam Magnox bereits 2007 mit seinem Black-Metal/Post-Rock-Crossover, nun ja, das war eine Zeit, da sich vielerorts etwas regte in Sachen PBM und Blackgaze. Unter dem kryptischen Künstlernamen "1,4,1,13" erarbeitete Magnox drei Demos, schaffte nach einer Compilation auf Audiokassette das erste Album immerhin im Jahr 2009 (Titel: "A Perception Of Matter And Energy"), aber dann war eine ganze Weile Pause. 2013 beschäftigte Magnox sich mit seinem PBM-Projekt HYPONOLOGICA, und erst im Dezember des vergangenen Jahres erschien das zweite Album von SELF-INFLCTED VIOLENCE: Es trägt den klangvollen Namen "The Sanctimonious Hypocrites Of Reality" ("Die scheinheiligen Heuchler der Wirklichkeit") und erschien beim kleinen, aber feinen Label Art of Propaganda. Die kennen sich mit der Materie bestens aus und veröffentlichten einen Teaser mit leicht psychotischem und schwer urbanem Flair vorab auf Youtube, um ihre Hörerschaft anzufixen.

Leicht psychotisch mutet auch das Album an. Die Gitarrenarbeit ist stellenweise erstaunlich experimentell, so etwa im instrumentalen Opener 'Influx', der zwischen Rumgefrickel und ambientösem Klangwelten-Gaze schwankt. Gleichzeitig zieht sich durch das gesamte Werk eine Monotonie, die wahrscheinlich ausgelöst wird durch stimmungsbeschwerende Ostinati und den ennuyierten Cleangesang. 'Blender' geht mit gefälliger Regelmäßigkeit im Beat in Richtung Depressive Rock und kommt mir seltsam bekannt vor, vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass es im oben genannten Teaser auftaucht.

A propos bekannt: Im Kreischgesang ähnelt die Stimmfarbe ein wenig dem des HERETOIR-Sängers Eklatanz, was ja nun beileibe nicht das Schlechteste ist. Und a propos HERETOIR: Eine Nummer, die auch HERETOIR-Hörer ansprechen könnte, ist 'Siren'. Wem das noch zu brav ist, der sollte einen Track weiter springen und 'Carousel' hören, einen der stärksten Titel des Albums, der einen am Ende etwas ratlos vor dem sich drehenden Kinderkarussell stehen lässt und in seiner ruhelosen Getriebenheit gar nicht recht Gelegenheit gegeben hat, aufzuspringen.

Zuerst habe ich "The Sanctimonious Hypocrites Of Reality" für langweilig gehalten, aber das ist es nicht. Es ist nur keines dieser Werke, die einen im momentanen Stimmungszustand abholen und tragen: Man muss ein bisschen klettern, um die Ecken und Kanten zu überwinden, die sich einem eigenwillig entgegenstellen, und dann findet man sich plötzlich in gefälligen Gefilden, die einem die Mühe fast nicht wert erscheinen - wie etwa die vokal beinahe poppig ausgefüllte Bridge in 'Lost'. Das Eckige mischt sich mit dem Glatten zu einer heterogenen Masse, die ich schlecht kategorisieren kann. Insgesamt scheint dieses Album von SELF-INFLICTED VIOLENCE eine Sache für leicht schwarz angehauchte Alternative-Rocker zu sein, die mit Metal und Blackgaze weniger zu tun haben wollen.

Gesamtwertung: 6.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Influx
02. Duplicate
03. Blender
04. Noumenon
05. Siren
06. Carousel
07. Recluse
08. Lost
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 52:28 Minuten
VÖ: 15.12.2014

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