Aeonsgate - Pentalpha | |
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Review von Zephir vom 23.11.2014 (4864 mal gelesen) | |
Ein einstündiger Monolith, der trotz dieser gut messbaren Zeiteinheit in schier unendlicher Dehnung die ersten Todesminuten eines nicht weiter benannten Protagonisten musikalisch abbildet. Dieser "Pentalpha" betitelte Brocken ist das Debüt des in Spanien angesiedelten Gitarristen Jondix, der für seine unlängst gegründete und laut Label potenziell kultverdächtige Doom-Band AEONSGATE einige bereits mit Kultverdacht behangene Musiker um sich versammelt hat. Am Bass und hinter den Keyboards steht Joseph Diaz (seit 2012 Gitarrist bei JON OLIVA'S PAIN), die Drums streichelt und prügelt Marco Minnemann (vor einigen Jahren live bei KREATOR auf der Bühne zu sehen, weiterhin Drummer der Avantgardisten EPHEL DUATH), und als Vocalist setzt sich Mats Levén ein, seinerseits vor nicht allzu langer Zeit zum Sänger von CANDLEMASS auserkoren. Anfangs wähnt man sich als rezipierender Begleiter des Sterbenden noch in fern entrückten Sphären, da uns vereinzelt aufblitzende Keyboardtöne umfangen, Styles, die bei Man Roland sicher irgendeinen Namen mit "Crystal" oder "Space" tragen. Diese Traumwelt weicht alsbald dem Geräusch von Regen, Donner und neobarocken Streichern, und Levéns dunkle Stimme raunt: "Life ist short, and shortly it will end" - und noch mehr über den Tod und das Königreich Gottes. Und dann, als er zum Gesang übergeht, kommt die Sprache auf Luzifer und sieben Dämonen und ist durchtränkt von viel metaphysischer Daseinsreflexion. So ist der sechzig Minuten lange Track nicht nur musikalisch komplett durchkomponiert, sondern auch narrativ durchdacht und sicherlich gehaltvoller, als es sich nach ein- oder zweimal hören erahnen, geschweige denn verstehen lässt. Betrachtet man zeitgleich zum Hören das Albumcover, drängt sich der Verdacht auf, dass hier verschiedene Religionen und Mythen durchmischt wurden, denen vielleicht mehr Gemeinsamkeiten innewohnen, als es uns gemeinhin bekannt sein mag ... aber eine solche Les- und Hör-Art bleibt jedem selbst überlassen. Dominant sind ein schleppendes, doomiges Ostinato, das sich fast unterbrechungslos durch das gesamte Werk zieht, und das durchdringende Organ des Sängers, das an einigen Stellen von der Leadgitarre abgelöst wird. Diese Gitarrensoli wiederum verleihen dem kontrastierend schweren Ganzen in ihren verwirrenden Schnörkeln etwas Psychedelisches: dergestalt darf man wohl den Augenblick musikalisch interpretieren, in dem man sterbend das irdische Dasein überschaut. Der erste merkliche Bruch erfolgt erst im dritten Drittel des Werkes. Das Ostinato weicht einer Pause, in der nur Gitarre und Drums miteinander kommunizieren; dann folgt ein Da Capo von den Anfängen der vokal vertonten Erzählung. Für eine echte akustische Überraschung sorgt wenig später der Einsatz eines wirklich fies synthetischen Keyboards. Die irritierende Diskrepanz von wiederkehrenden Doom-Riffs und grellen Leadgitarren-Impros kann man als Hörer ja noch verarbeiten, aber wie die Musik sich in den letzten zehn Minuten zu ihrem Klimax emporarbeitet, wird im bisher erfahrenen Gesamtkontext selbst dem auditiv geschulten Prog-Rezipienten leichten Schwindel verursachen (das ist durchaus ein Kompliment an den Komponisten). Was nach all diesen Wirrungen und Mühen folgt, sind abermals - aber man beachte die reversive Reihenfolge! - der Regen und die kontemplativen Violinen, dann die eiskristallenen Space-Synthies und das beklemmende Gefühl, dass der Prozess des Transzendierens nunmehr abgeschlossen sei … und für die Affirmation dieses Gefühls sorgt die letzte Minute, die sich als pietätische Schweigeminute offenbart. Aber es lohnt sich, auch diese noch mitzumachen, denn in den letzten Sekunden kündigt der Protagonist seine Rückkehr an. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Pentalpha | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 59:53 Minuten VÖ: 24.10.2014 |
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