Morbid Jester - Until The Battle Is Won

Review von baarikärpänen vom 17.01.2022 (5294 mal gelesen)
Morbid Jester - Until The Battle Is Won 1994 als schlechtes Jahr für traditionelle Metalsounds zu bezeichen, wäre eine Fehleinschätzung. Gut, QUEENSRŸCHE zum Beispiel setzten mit "Promised Land" total auf das falsche Pferd, aber da wären ja auch noch MACHINE HEAD, SLAYER oder MEGADETH, deren Alben aus eben diesem Jahr relativ gute Kritiken einfahren konnten. Was aber wohl zutrifft ist der Fakt, dass traditionelle Metalklänge in der breiten Masse der Hörerschaft einen schweren Stand hatten. Keine Ahnung, wieviele aufstrebende Bands sich dachten, noch schnell auf den Grunge-Trend aufzuspringen, nur um schon kurze Zeit später feststellen zu müssen, dass sie letztendlich auf dem Weg in eine Sackgasse waren. Geradezu bewundernswert deswegen, dass es andererseits aber auch Truppen gab, die sich einen feuchten Kehrricht darum scherten, was gerade hip und angesagt war, und einfach ihr Ding durchzogen. Zu eben jenen gehörten MORBID JESTER aus dem Lahn-Dill Kreis in Hessen, die einige Jahre zuvor unter dem Namen MILZBRAND und einer musikalischen Mischung aus Metal und Punk starteten. Mit der Umbenennung in MORBID JESTER änderte sich auch die Musik, die von nun an schwermetallisch und vor allem wohldurchdacht wurde. 1992 veröffentlichten MORBID JESTER ihr erstes Demo "First Audience", mit dem sie durchaus schon einiges an Aufmerksamkeit erregen konnten, wenn auch vorerst nur regional. Was aber 1994 mit "Until The Battle Is Won" folgte, darf man getrost einen Paukenschlag nennen, der leider viel zu lange in Vergessenheit geriet, aber nun dank Neudi und Golden Core Records endlich wieder die Beachtung bekommt, die dieses Album definitiv verdient. Vor allem sind Trüffelsucher nicht länger darauf angewiesen, horrende Preise für ein Original zu berappen (denn dafür werden die Dinger mittlerweile verkauft).

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Ich glaube nicht, daß MORBID JESTER-Gitarrist Thomas Strömmer sich noch daran erinnert, mir damals "Until The Battle Is Won" verkauft zu haben. Ich erinere mich aber noch sehr gut, dass ich total von der professionellen Aufmachung des Albums geflasht war. Denn "Until The Battle Is Won" wurde nicht über ein renommiertes Label veröffenticht (die saßen damals eh auf ihren Ohren), sondern entstand komplett in Eigenregie und darf also getrost zu den Demos gezählt werden. Zeigt aber andererseits, wie überzeugt die Jungs von ihrem eigenen Material waren. Als Produzent war S.L. Coe (u.a. als Sänger bei ANGEL DUST und SCANNER aktiv) auserkoren, der dem Album einen (für meine Ohren) tollen Sound zurechtzimmerte, was vor allem auch für die Drums gilt, die sowas von natürlich klingen. Und für das Cover-Artwork war Klotzen statt Kleckern angesagt, denn anstatt auf irgendwas selbstgemaltes zu bauen, musste ein ikonisches Gemälde von Ken Kelly her, der nicht nur neben unzähligen anderen Band "Rising" von RAINBOW verzierte, sondern so ziemlich jedem durch seine Arbeiten für MANOWAR bekannt sein sollte.

Was "Until The Battle Is Won" aber so besonders macht, ist die Musik, die MORBID JESTER ablieferten. Den Fehler, sich nur an den einheimischen Acts wie BLIND GUARDIAN oder GAMMA RAY zu orientieren, fiel den Jungs gar nicht ein. Vielmehr überzeugt das Album mit seiner Mischung aus teutonischen Zutaten und ganz viel Epik und Power Metal, wie man ihn von der anderen Seite des Atlantiks in seinen besten Momenten zu hören bekam. Dazu kam noch der ein oder andere Schlenker in Richtung Speed Metal (leicht nachzuhören in 'In Co-Operation' oder 'Into The Night'). MORBID JESTER sind auf "Until The Battle Is Won" aber weit davon entfernt, als Kopie von OMEN bis zu SANCTUARY bezeichnet zu werden. Dafür ist ihr Stil einfach viel zu selbständig. Zwischendurch darf es auch einfach mal rocken, so wie im famosen 'Souldoctor', oder man räumt den Gitarristen satte eineinhalb Minuten Zeit ein, um mal ordentlich zu brillieren, so wie in 'Revenge'. Ebenfalls positiv zu erwähnen, wie geschickt MORBID JESTER beim Songwriting für dieses Album vorgingen. Langeweile kommt alleine schon deswegen nicht auf, weil die Band das Tempo immer wieder geschickt variiert. Könnte man fast schon "progressiv" nennen. Dazu noch Sänger Matthias Georg, der eine angenehm raue Stimme hat und eine sehr interessante Art und Weise, seine Vocals zu betonen. Musikalisch abgerundet wird dieser Re-Release mit zwei Bonus-Songs auf Demo-Niveau (klanglich), die im Gegensatz zum Material von "Until The Battle Is Won" wesentlich straighter wirken, was MORBID JESTER ebenfalls sehr gut gelingt. Und wie eigentlich immer, wenn Golden Core ihre Finger im Spiel haben, gibt es ein ausführliches und dickes Booklet mit Liner Notes, Fotos und Memorabilia. Leider (kommt darauf an, wie man es sieht) gibt es "Until The Battle Is Won" im Moment nur auf CD. Wer - wie der Rezensent - meint, dieses tolle Cover-Artwork braucht unbedingt eine Vinyl-Version, der muss leider noch bis zum August warten. Die Wartzeit kann man übrigens gut überbrücken, indem man am besten sofort zuschlägt und sich auch den Silberling sichert.

MORBID JESTER sind, wenn auch in veränderter Besetzung, immer noch aktiv, der letzte Longplayer erschien 2016. Warum ausgerechnet diese Band ein Dasein im Schatten fristet, wird wohl für ewig ein Rätsel bleiben. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass wesentlich unspannendere Truppen weit mehr Erfolg hatten. Wer auf der Suche nach einer eigenständig klingenden Band ist, die ihre eigene Nische irgendwo in der Nähe von WARLORD, SANCTUARY, US-Metal und Power Metal gefunden hat, der kommt an MORBID JESTER gar nicht vorbei. Das dieses Album auch 2022 keinen Funken angestaubt klingt, spricht für die Güte der Songs.




Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. In Co-Operation
02. Revenge
03. Go Away
04. Souldoctor
05. In The Night
06. No Name City
07. Another Life
08. Warriors
09. Until The Battle Is won
10. Peace And Liberty (Bonus)
11. There's No Place (Bonus)
Band Website: www.facebook.com/MorbidJester
Medium: CD + digital
Spieldauer: 49:09 Minuten
VÖ: 07.01.2022

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Sorry, dann mal ganz sachlich : tru mettler müssen hier zugreifen, allein schon wegen dem verwegenen Krieger auf dem Cover und den tollen Titeln der Songs, Leute die wert auf Musikalität legen, hören lieber mal die neue dream Theater, episch wird auf a view from the top of the World wahrlich zelebriert, so wahr ich der gandalf bin!
(22.01.2022 von Gurkengandalf)

@Gurkengandalf Ich habe keine Ahnung, was dich persönlich so frustet. Jedem das Recht auf seine Meinung, und wenn die hier besprochene Scheibe nicht dein Ding ist, dann ist das so. Aber da wir hier über Musik reden, passt vielleicht die Anmerkung bzgl. Art und Weise deines Kommentars: "Der Ton macht die Musik".
(18.01.2022 von Baarikärpänen)

Der Sänger ist leider keiner und die mucke klingt.... Naja, nach Lahn Dill Kreis Metal eben! Episch ist hier allenfalls die Zeit und Material vergeudung, musikalischer sonder Müll für völlig verstrahlte tru mettler.
(18.01.2022 von Gurkengandalf)

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