Toxik - Dis Morta | |
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Review von Damage Case vom 03.08.2022 (4263 mal gelesen) | |
So langsam wird es zum Sport: Metalbands überbieten sich gegenseitig in der Zeitspanne, die zwischen ihrem letzten Album vor einem Split und dem neuen Comeback-Werk liegen. Man erinnere sich an FIFTH ANGEL (2018), HEIR APPARENT (2018) oder EVILDEAD (2020), die mit guten, aber nicht sehr guten, Alben circa 29 Jahre nach ihren bis dato finalen Werken vor ihren Splits reüssierten. 2022 sind es nun die Thrasher TOXIK, die geschlagene 33 Jahre nach dem legendären "Think This" ihr Drittwerk "Dis Morta" abliefern - die beiden qualitativ mehr oder weniger sinnfreien EPs "Breaking Clas$" (2017) und "Kinetic Closure" (2018) unterschlagen wir an dieser Stelle als nicht vollwertige Lebenszeichen. Damit übertreffen sie wahrscheinlich POSSESSED, die einige Wochen weniger zwischen ihren Alben hatten. Wobei TOXIK heuer so gut wie nichts mehr mit der Originaltruppe zu tun hat, denn einziges verbliebenes Mitglied ist Gitarrist und Bandchef Josh Christian. Und der lässt es ordentlich krachen. Technical Thrash Metal nennt man das wohl. Der Albumeinstieg gerät so schräg wie unvorhersehbar. Das kurze Intro einer verfremdeten Stimme lässt unterbewusst an alte KATAKLYSM denken, nur um dann in den völlig schrägen und abgefahrenen Titelsong überzugehen. Das nennt man eine kalte Ohrendusche, die bis zum finalen 'Judas' jedoch nicht abgestellt werden wird. Die Band, jeder von ihnen ein Könner, gibt alles, zieht alle Register, und zwischendurch hagelt es richtig fette Mitgehparts (der Mittelteil von 'Power' ist ganz vorne dabei). Eigentlich für Besucher des Keep-It-True-Festivals zu schnell zum Schunkeln, wurde die Band dort 2014 ordentlich abgefeiert. Wie hören sich TOXIK 2022 in runderneuerter Besetzung an? Zwei Dinge fallen direkt während des Erstdurchlaufs auf: Neusirene Ron Iglesias hat zwar ordentlich mehr Power als seine beiden Vorgänger Mike Sanders und Charles Sabin - aber weniger Charakter in der Stimme. Und zweitens waren die Songs der ersten beiden Alben strukturierter und die Instrumente wurden songdienlicher eingesetzt. Sprich: Früher war zwar genauso viel Frickel, aber mehr Lied. Das mag an der wahnwitzigen Konkurrenz wie zum Beispiel WATCHTOWER, MEGADETH oder CRIMSON GLORY gelegen haben, innerhalb derer die Bands sich gegenseitig mit sämtlichen Tricks und höchstklassigen Songs überbieten wollten. Irgendwie merkt man Hauptsongwriter Josh Christian die lange Pause auch an. Nicht, weil er eingerostet wäre, sondern weil er gefühlt viel zu viel zeigen und die Ideen und Riffs für 25 Titel in zehn Songs beziehungsweise 45 Minuten packen will - ohne zu merken, dass diese Art von übertriebenem Technical Thrash heute nicht mehr gespielt und gehört wird. An manchen Stellen wäre weniger mehr gewesen und ein Break weniger hat noch niemandem geschadet. Ein Wort zum Cover? Arm. Warum macht Ed Repka eigentlich die aktuelle BESIEGED, aber auf seinem urklassischen Terrain werden seine Dienste nicht eingekauft? Fazit: Wer sich völlig durchgedrehte NEVERMORE auf Speed vorstellen kann, ist hier richtig. So lässt es sich am ehesten beschreiben. Ansonsten frickeln uns die vier Instrumentalisten unter dem Kommando von Frontsirene Ron Iglesias ordentlich durcheinander. Irgendwie klasse, braucht 2022 aber trotzdem keiner mehr, da die Altfans diese Hektik heute nicht mehr verkraften und die jungen Metaller auf Albumlänge nicht mehr nachvollziehen können. Drei Anspieltipps: 'Feeding Frenzy' zieht den Scheitel ordentlich nach hinten und schüttelt dir die muffige Kutte ordentlich durch. Das abwechslungsreiche 'Hyper Reality' darf man schon fast als progressiv bezeichnen. Das abwechslungsreiche 'Judas' zieht zum Schluss nochmal alle Register. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Dis Morta 02. Feeding Frenzy 03. The Radical 04. Power 05. Hyper Reality 06. Creating The Abyss 07. Straight Razor 08. Chasing Mercury 09. Devil In The Mirror 10. Judas | Band Website: Medium: CD, Digital Spieldauer: 44:31 Minuten VÖ: 05.08.2022 |
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