Alice In Chains - Rainier Fog

Review von RJ vom 28.08.2018 (4978 mal gelesen)
Alice In Chains - Rainier Fog Die Zeitrechnung bei den Grunge-Rockern, ursprünglich 1987 gegründet, kann man vielfältig auslegen. Insbesondere die längere Pause, der nach dem plötzlichen Ableben von Layne Staley eine Auflösung folgte, könnte man mit dem Einstieg des neuen Sängers William DuVall eine neue oder zweite Zeitrechnung beginnen. Egal wie man es dreht und wendet, insgesamt kommen ALICE IN CHAINS auf nur sechs Studioalben, was der gedehnten Veröffentlichungspolitik seit der Wiederbelebung der Band geschuldet ist.

Was macht die Band anno 2018 aus? Nun, soundtechnisch hält man sich an den für die Band typischen Trademarks, wirkt aber geerdeter. Der Sound hat für mich eine gewisse Nashville-Attitüde, was sicherlich am zweistimmigen Gesang liegt. Aber auch DuVall gibt den Songs eine andere Klangfarbe, als es bei Layne der Fall war. Logisch, werden jetzt alle sagen, ich könne doch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Stimmt, mache ich auch nicht, denn es geht mir darum zu ergründen, was AIC heute im Vergleich zur Zeit bis 1999 ausmacht. Und da spielt DuVall sicherlich eine mitentscheidende Rolle, denn seine Stimme ist wärmer und er kommt weniger schnoddrig rüber. Musikalisch findet man also viele Parallelen und erkennt den für AIC typischen Sound, wobei die Band ganz klar erwachsen geworden ist. Ich liebe diese leicht melancholische Art, die im zweistimmigen Gesang enthalten ist und die DuVall von Haus nicht mitbringt. Wie vielschichtig AIC sein können, zeigt der Opener 'The One You Know', der richtig schön crunchy daherkommt und mal als Brett zeigt, dass die Band auch - wenn auch nur verhalten - knorke nach vorne stürmen kann. Im Vergleich wabern die Songs eher im Midtempo und sind erstaunlich eingängig und können auch als Grunge-Balladen einsortiert werden. 'Fly' ist der Überhit des Albums, der im Radio sicherlich reichlich Airplay erhalten würde, wenn der Grunge bei den Radiomachern noch auf dem Schirm präsent wäre. Im Vergleich zum sägenden Opener besticht das abschließende 'All I Am' als melodischer Kontrast und Longtrack und spricht für die Vielseitigkeit des Albums.

Ergebnis eines langen Tages mit diesem Album? Man kann sich warm hören und entwickelt mit zunehmender Rotation so etwas wie eine Sucht. Nein, sicherlich nicht mit einem Speedball vergleichbar, sondern eine gesunde Sucht, die sich im schönen Midtempo, manchmal etwas schleppender, entwickelt und die einen immer stärker packt. Hatte ich anfänglich noch im Kopf, ob in der heutigen Zeit eine Grunge-Band überhaupt noch Sinn macht, bin ich jetzt felsenfest davon überzeugt, dass AIC alles richtig gemacht haben. Ich kann nur hoffen, dass sie uns bis zum nächsten Album nicht so lange auf die Folter spannen.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. The One You Know
02. Rainier Fog
03. Red Giant
04. Fly
05. Drone
06. Deaf Ears Blind Eyes
07. Maybe
08. So Far Under
09. Never Fade
10. All I Am
Band Website: aliceinchains.com/
Medium: CD
Spieldauer: 53:56 Minuten
VÖ: 24.08.2018

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten