Six Reasons to Kill - We Are Ghosts | |
---|---|
Review von Hirsch666 vom 07.04.2013 (7568 mal gelesen) | |
SIX REASONS TO KILL sind in meinen Augen so etwas wie die tragischen Helden der Metalcore-Bewegung. Wenn ich mich an die Gründungszeit der Band erinnere, also die späten 90er, dann kann einem fast schon das eine oder andere Tränchen kommen, wenn man an die Vorschusslorbeeren denkt, mit denen die Jungs um Gründungsmitglied Marco Andree damals überschüttet wurden. Nicht selten war zu hören, dass SIX REASONS TO KILL so etwas wie die neuen BOLT THROWER oder OBITUARY sein könnten, was in erster Linie eher der unbändigen Macht geschuldet war, mit der die frühen Releases daher kamen, denn der musikalischen Ausrichtung. Doch irgendwie sollte es anders kommen und so wurden SIX REASONS TO KILL im Laufe der Jahre von anderen Bands überflügelt, die sich heute die Bretter der großen Bühnen teilen, während die Metalcore-Urgesteine zwar immer noch gute Alben herausbringen, aber an deren Status bei Weitem nicht heranreichen. Das ist natürlich ein Stück weit Jammern auf hohem Niveau, schließlich hat man doch einiges vorzuweisen, wie gemeinsame Auftritte mit NAPALM DEATH, SAMAEL, HATESPHERE, PRO-PAIN usw. Und doch hat man bei SIX REASONS TO KILL immer ein Gefühl wie bei Bayer Leverkusen. Ganz oben waren sie nie. Ganz unschuldig sind die Jungs daran sicherlich nicht. Denn mindestens so oft wie das Line-up der Band, hat sich im Laufe der Jahre auch ihr Stil verändert, so dass sich eine konstante und treue Fangemeinschaft eigentlich gar nicht bilden konnte. Von Death Metal-lastigen Frühwerken über singsang-reiche Weichspülmusik wurde so ziemlich jede Welle mitgemacht, die von irgendwo hergeschwappt kam. Ziemlich schwierig, sich da als Fan mit der Band zu identifizieren. Mit ihrem zweiten Album für Massacre Records und sogar dem gleichen Sänger stehen die Koblenzer also jetzt mit "We Are Ghosts" in den Startlöchern. Mal sehen, ob wir uns diesmal über eine Fortsetzung des eingeschlagenen Weges freuen dürfen, oder ob alles wieder von vorne beginnt. Nun ja, bekanntlich ist es nie zu spät, gute Musik zu machen und so war ich sehr gespannt, welche Überraschungstüte SIX REASONS TO KILL mit ihrem neuen Album "We Are Ghosts" diesmal parat halten. Völlig vorurteilsfrei hatte ich mir vorgenommen, an den ersten Hördurchgang heranzugehen, was mir im Nachhinein ein Leichtes war, denn die Jungs zeigen mit 'The Damned' sofort, wo die Reise hingeht und ziehen den Hörer mit ihrer gelungenen Mixtur aus Härte, Melodie und Groove in ihren Bann. Die Drums gehen schön straight zur Sache und bieten ein perfektes Fundament für die geile Gitarrenarbeit, den heimlichen Chef im Ring auf "We Are Ghosts". Sänger Lars Tekolf, der den Spagat zwischen tiefen Grunts und hohem Gekreische einwandfrei meistert und mich ab und an die guten alten ZAO erinnert, passt da wunderbar, so dass man gleich konstatieren darf, dass die Jungs ein schickes Päckchen geschnürt haben. Auf cleanes Geheule wird auf diesem Album weitestgehend verzichtet und auch Keyboards oder Synthies findet man erfrischenderweise kaum - und wenn, dann nur zur atmosphärischen Untermalung. Mit dem Titelsong 'We Are Ghosts' geht's weiter und der erste erfreuliche Eindruck bestätigt sich auch hier. Einfach ein geiler Song. Klingt das manchmal etwa nach späten SEPULTURA? Gitarrentechnisch auf jeden Fall! Nach dem nächsten Nackenbrecher 'Inked Inside', das wieder mal durch ohrwürmige Gitarrenmelodien sowie die dezent cleanen Vocals beim Refrain erfreut - jawohl erfreut! - geht es auf 'God Of The Dead' geschwindigkeitsmäßig etwas gemäßigter, aber nicht minder hart und ziemlich düster zur Sache. Sehr willkommene Abwechslung. Jungs, jetzt bloß nicht nachlassen. Nix da! 'Betrayer' blastet direkt mal richtig los und lässt mich die letzten mir im Ohr verbliebenen Weichspül-Orgien vergessen. Dass der Song zum Ende hin noch richtig ruhig und melodisch wird, tut ihm keinen Abbruch, sondern rundet ihn einfach nur ab. Geilo! Auf das mal eher durchschnittliche 'Unburied Again' folgt mit 'Heartbreaker' ein fieser, zäher Kotzbrocken, der keine Zweifel aufkommen lässt, dass die Laune beim Songwriting nicht gerade von Bienchen und Blümchen oder gar Frühlingsgefühlen beeinflusst war. Böse. So, aber jetzt mal schnell durchschnaufen, denn mit 'Factor X' folgt ein kurzes Instrumental-Stück. Nettes Zwischen-Geplänkel, das ganz gut ins Gesamtkonzept des Albums passt. Mit dem groovigeren 'Catalyst' folgt anschließend der Auftakt zum furiosen Endspurt, der dem Hörer mit 'F... Hipster' nochmal alles abverlangt. Schöner Abschluss eines wirklich hervorragenden Albums, das keinen Vergleich mit anderen Genre-Größen fürchten muss. Als i-Tüpfelchen gibt es neben hervorragender Musik auch noch einen richtig guten Sound, für den sich einmal mehr Kristian "Kohle" Bonifer und das Kohlekeller Studio auf die Schultern schlagen lassen dürfen. Fazit: Ich bin mir sicher: Wenn SIX REASONS TO KILL immer an diesem Strang gezogen hätten, dann würden sie heute ganz woanders stehen. Aber wie gesagt ... Alter schützt vor guter Musik nicht und ich denke, dass die Jungs endlich auf dem richtigen Weg sind. "We Are Ghosts" hat mich total überzeugt und so wird es auch noch anderen da draußen gehen. Hut ab! Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. The Damned 02. We Are Ghosts 03. Inked Inside 04. God Of The Dead 05. Betrayer 06. Unburied Again 07. Heartbreaker 08. Factor X 09. Catalyst 10. F... Hipster | Band Website: www.sixreasonstokill.de/ Medium: CD Spieldauer: 41:23 Minuten VÖ: 22.03.2013 |
Alle Artikel