Japanische Kampfhörspiele - Hardcore aus der ersten Welt

Review von Lord Fubbes vom 22.09.2004 (9441 mal gelesen)
Japanische Kampfhörspiele - Hardcore aus der ersten Welt Ganz entgegen dem Albumtitel "Hardcore aus der ersten Welt" machen die sechs Krefelder mit dem lustigen Bandnamen JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE mitnichten Hardcore, sondern vielmehr sehr geilen Grindcore mit deutschen Texten. Und ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheit (normalerweise gehe ich auf Texte nämlich überhaupt nicht oder nur ganz am Rande ein) will ich hier mal darauf hinweisen, daß es sich durchaus lohnt, sich die Texte durchzulesen oder einfach mal beim Hören drauf zu achten (teilweise versteht man sie recht gut).

Beim Großteil der Songs geht es um Gesellschaftskritik, etwa gleich beim Opener 'Verpackt in Plastik' an einer oberflächlichen, konsumorientierten Wegwerfgesellschaft, oder wie bei '8.0' der bunten Glitzerwelt vermittels Photoshop der Zerrspiegel vorgehalten wird, in dem aber die Zerrbilder realer sind als das Original. Auch sowas ähnliches wie ein Liebeslied findet sich auf der Scheibe: bei 'Du warst mein Ritalin' finden sich unter anderem folgende denkwürdige Zeilen: "Ich bin klinisch tot und denk an dich / wenn du das hier hörst und zufällig den Text mitliest / weil man den ja nicht versteht / sicher gerade auch". Sehr lesenswert auch der Text des nur 17 Sekunden langen 'Im Schlafanzug zu Plus'. Einen Seitenhieb auf die achso taffe Hachtchorfraktion kann man sich auch nicht verkneifen, deswegen heißt es bei 'Koscher': "Ich schlage mich vegan und scheiße koscher / hab noch eine ganze handvoll weiterer Prinzipien / unterstütze MTV und Eastpak / nur die Jungs von JaKa nicht / weil die nicht englisch texten"

Doch genug über Texte, schließlich geht's hier um Musik, und die ist zunächst mal ziemlich Grindcore. Allerdings nicht bloß wüstes Gehacke wie bei Nasum, Napalm Death oder Insision, sondern teilweise auch eher thrashmetalmäßiges Geschrubbe und hie und da auch mal einen klitzekleinen Fetzen Melodie, versetzt mit schrägen Harmonien. Im großen und ganzen aber eigentlich doch wüstes Gehacke, aber gekonnt geknüppeltes und kunstvoll arrangiert, versetzt mit die Texte unterstützenden Samples (Hörspiele halt, hehe) und hie und da mal einem bißchen Keyboard oder auch mal einem Cello.

Einzelne Songs hervorzuheben ist relativ müßig, weil sich alle auf gleich hohem Niveau befinden, wenn ich's doch tun müsste, dann würde ich das bereits erwähnte 'Du warst mein Ritalin' (des ausgefallenen Arrangements und des Textes wegen) sowie 'Das Gift ist da' aufgrund der schrägen Harmonien am Anfang sowie das ebenfalls bereits erwähnte 'Koscher', auch weil's lustig arrangiert ist und noch andere Stile miteinbringt. Und vor allem wegen der ziemlich genialen schnellen Arpeggios im Mittelteil.

Soundmäßig ist alles nicht bloß im grünen Bereich, sondern es wird ein ganz fettes Brett geboten, ohne daß irgendwas matschen würde, was auch daran liegen könnte, daß auf das unselige Schlachzeuchtriggern verzichtet wurde und stattdessen die Bassdrum wie eine Bassdrum klingen darf (nämlich "RUMS" und nicht "Klick" oder "Tack").

Alles in allem ein sehr beachtliches Debut, auch wenn man natürlich anmerken muß, daß es die Band ja bereits seit acht Jahren gibt und bereits etliche selbstproduzierte Demos vorzuweisen hat. Auf jeden Fall eine Kaufempfehlung für jeden, der Death Metal oder Grindcore mag.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
1.Verpackt in Plastik
2.Zimmer 2.407b
3.Abflussbestattung
4.Es lernt sich von selbst
5.Wir werden Gott
6.Du warst mein Ritalin
7.8.0
8.Das Gift ist da
9.Koscher
10.Im Schlafanzug zu Plus
11.Chemie
12.Zieh die Jacke falschrum an
13.Was meinst du?
Band Website: www.japanischekampfhoerspiele.de
Medium: CD
Spieldauer: 30:57 Minuten
VÖ: 06.09.2004

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten