Vanishment - No More Torture

Review von baarikärpänen vom 14.03.2023 (2973 mal gelesen)
Vanishment - No More Torture Sagt man Seattle, fallen den meisten zuerst QUEENSRÿCHE ein oder der Grunge. Natürlich hat die verregnete Metropole im Nordwesten der USA noch viel mehr zu bieten. Allerdings ist die Menge an aufstrebenden Bands von dort doch schon recht überschaubar. Umso schöner, dass jetzt mit VANISHMENT eine neue Truppe aus eben jener Stadt aufhorchen lässt. Wobei neu eigentlich nicht so ganz zutrifft, denn alle Mitglieder von VANISHMENT sind schon alte Hasen, wenn man das so sagen darf. So finden sich unter anderem HIMSA, HEIRESS, HELL PROMISE oder LAIR OF THE MINOTAUR in der Bio der Bandbesetzung.

VANISHMENT existieren in der jetzigen Formation erst ein paar Jahre und können immerhin schon eine EP vorweisen, die die Band 2021 veröffentlichte. Seitdem waren die Männer ausgiebig im pazifischen Nordwesten der USA unterwegs und konnten sich so schon einige Anhänger erspielen. Die Zeit nach Veröffentlichung der EP haben VANISHMENT aber auch genutzt, um an ihrem ersten Longplayer zu feilen, der die Truppe jetzt international auf die Landkarte bringen soll. Und die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht.

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Zwischen Thrash der Marke METALLICA und MEGADETH, zwischen Heavy Metal der Güteklasse MAIDEN und PRIEST bauen sich die Herren aus Seattle nach eigener Aussage ihre eigene kleine Wohlfühloase. Damit liegen sie gar nicht mal so falsch. Aber sie hätten auch gerne noch SLAYER oder DARK ANGEL mit in ihre Aufzählung reinnehmen können. Die Totschläger werden nämlich schon im Riff des Openers 'Door To Deceit' ausgiebig gewürdigt. Man darf VANISHMENT hoch anrechnen, dass sie nach meinem Empfinden nicht an den Frühwerken der von ihnen genannten Bands orientieren, sondern an der zweiten Phase, also ab Beginn der 90er. Halt, wird da jetzt der eine oder andere sagen, das waren doch grottige Zeiten, und die Alben von METALLICA, MEGADETH oder auch PRIEST aus dieser Zeit zählen eher zu den verzichtbaren. Stimmt wohl, aber VANISHMENT schaffen das Kunststück, mit ihren Songs zu zeigen, was damals mögich gewesen wäre. Nix mit nervigem Groove-Kram, sondern Gas, wenn es nötig ist. Ihren gewaltigen Teil dazu tragen vor allem die Gitarristen Brian Johnson und Jeremy McAllister bei, die sich ohne Pause tolle Riffs zuspielen und auch im Soloteil jedes Songs selbst einen Kirk Hammett schon mal alt aussehen lassen. Und dann wäre da ja noch Sänger Rob Ropkins, der im Gegensatz zu so manch limitiertem Schreihals eigentlich alles mitbringt, was ein Gesangsakrobat in diesem Genre auf der Pfanne haben sollte. Egal, ob es derbe wie ein Chuck Billy (TESTAMENT) sein soll oder melodiös wie ein gutgelaunter James Hetfield, der Mann liefert es. Sogar der eine oder andere Growl hat sich eingeschlichen und stört selbst mich nicht, der mit dieser Art des Stimmbandmissbrauchs im Thrash Metal wenig anfangen kann. Um meine persönliche Pole Position auf diesem Album streiten sich im Moment noch 'Severed Cord' und 'Lost Hope For Comfort', die unterschiedlicher nicht sein könnten. Erstere eine echte geradlinige Abrissbirne vor dem Herrn, zweiterer ein eher komplex gehaltener Banger mit vielen Wendungen. Wenn man wirklich etwas auf dem Album finden will, was nicht ins Schwarze trifft, dann dürfte es 'Killing The Sun' sein. Der Song wirkt vor allem im Mittelteil etwas konfus und will nicht so recht zünden. Und wo wir gerade dabei sind, dann auch ein Wort zur Produktion: Die ist für diesen Stil eigentlich recht gelungen, schön roh und auf die Zwölf. Was sich die Herren aber beim Snare-Sound gedacht haben, möchte ich gerne mal wissen. Da klang Oskar Matzerath mit seiner Blechtrommel ja noch besser ... Weil VANISHMENT, die für die Produktion des Albums höchstselbst zuständig waren, ansonsten aber alles richtig gemacht haben, wollen wir mal gnädig darüber hinwegsehen.

"No More Torture" ist für mich eine der ersten richtigen Überraschungen des noch jungen Jahres. Wie VANISHMENT den Thrash und Heavy Metal der 90er hier verbinden und ihn mit einem modernen Anstrich versehen, das hat Klasse. Mit dieser Scheibe sollten VANISHMENT keine Probleme haben, ihren Bekanntheitsgrad weit über den pazifischen Nordwesten hinaus auszudehnen.



Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Door To Deceit
02. Dismiss The Warning
03. Forced Compliance
04. Severed Cord
05. Killing The Sun
06. Relieved In Pain
07. Death Calls
08. Lost Hope Of Comfort
Band Website: www.facebook.com/Vanishment.Seattle
Medium: CD
Spieldauer: 41:43 Minuten
VÖ: 03.03.2023

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