R.U.S.T.X - Center of the Universe

Review von Blaze Breeg vom 18.11.2019 (4433 mal gelesen)
R.U.S.T.X - Center of the Universe Den Exotenstatus haben R.U.S.T.X ohne jeden Zweifel gepachtet: Die im Jahr 2003 gegründete Band, die in der Vergangenheit schon unter den Namen FLAMES IN ICE und RUST musiziert hat, stammt nicht nur aus Zypern, sondern besteht auch noch aus vier Geschwistern. Das dürfte in dieser Kombination in der Metal-/Rock-Welt wohl einmalig sein. Doch damit nicht genug: George (Bass), Panagiotis (Gitarre), Giannis (Schlagzeug) und Katerina (Keyboards) teilen sich die Lead Vocals, sodass ihr drittes Langeisen "Center Of The Universe" auch auf dieser Ebene ein besonderes Erlebnis darstellt, an welches ich mich mit Sicherheit noch in einigen Jahren zurückerinnern werde. Und ich habe bis dato gar nicht von der Musik gesprochen, die ebenfalls das Etikett "bemerkenswert" verdient.

Neben der gesanglichen Vielfalt bietet die Familie Xanthou nämlich einen bunten Stil-Mix, der mir in dieser Form noch nie begegnet ist. Der Opener 'Defendre Le Rock' ist klassischer Dicke-Hose-Seventies-Rock, der für Stadionbühnen prädestiniert ist. Die ganz große Pose, LED ZEPPELIN winken aus der Ferne. Der zweite Song 'Running Man' entführt uns mit seinen "Oh-oh-oh"-Chören in die 1980er Jahre, als der Heavy Metal seine Glanzzeit erlebte. Well done! Beim Hören suche ich unweigerlich meine IRON MAIDEN-Gedächtnis-Spandex, um dann erleichtert festzustellen, dass ich gar keine besitze. Da habt ihr aber noch einmal Glück gehabt! Erwähnenswert ist zudem der Song 'Endless Skies', der jeden AOR-Freund zufriedenstellen dürfte. Mir persönlich ist diese Facette der Band etwas zu süßlich, aber ich bin auch kein großer Freund des JOURNEY-, FOREIGNER- und TOTO-Genres. Objektiv betrachtet ist das ebenfalls gekonnt umgesetzt.

Auch an dieser Stelle gilt im Übrigen: Doch damit nicht genug. Im über neunminütigen Titelsong tischen uns R.U.S.T.X ganz viel Pomp auf, der mich an MAGNUM, MEAT LOAF und AVANTASIA erinnert. Das muss man sich so erst einmal trauen - und so gut hinbekommen. Die Vielseitigkeit der vier Geschwister wird von den beiden CD-Bonus-Songs noch einmal nachdrücklich unterstrichen: Während 'Dirty Road' ein schwungvoller Eighties-Metal-Song mit zahlreichen Mitsingparts (und einem grässlichen Fadeout) ist, folgt mit der soliden Coverversion des WINGS-Tracks 'Band On The Run' klassischer Mainstream-Rock, der laut Booklet Papa Xanthou gewidmet ist. Vor diesem persönlichen Hintergrund verbietet sich eigentlich die Frage, ob der Paul McCartney-Klassiker "Center Of The Universe" wirklich gut zu Gesicht steht ...

Zum bereits oben angesprochenen Gesang, der von einem sympathischen griechischen Akzent veredelt wird, ist zu sagen, dass kein R.U.S.T.X-Barde über eine überragende Stimme verfügt. Allerdings ist auch niemand schlecht - wir bewegen uns hier weitgehend im Mittelmaß. Persönlich gefallen mir die rotzigen, MOTÖRHEAD-mäßigen Vocals in Songs wie 'Black Heart' am besten. Besonders überzeugen können die mehrstimmigen Parts, sodass wir hier von keiner großen Schwachstelle sprechen müssen. Ihre Instrumente beherrschen die Geschwister auf jeden Fall, insofern gibt es hier gar nichts zu nörgeln.

Entscheidender ist für mich ohnehin das Herzblut, welches das Album von der ersten bis zur letzten Sekunde auszeichnet. Auf "Center Of The Universe" sind vier Überzeugungstäter am Werk, die einfach das tun, worauf sie Bock haben. Anders ist der Stil-Mix auch nicht zu erklären: R.U.S.T.X lassen sich in keine Schublade einsortieren. Das ist mutig, weil sie somit keine bestimmte Zielgruppe ansprechen und daher nicht leicht zu vermarkten sind. Obwohl ich nicht mit jedem Genre, das sich auf der Scheibe findet, dauerhaft etwas anfangen kann, finde ich diese Herangehensweise enorm sympathisch. Wir haben es hier - wie in der Einleitung bereits erwähnt - mit einer besonderen Scheibe zu tun, die aus der Masse heraussticht. Der regelmäßige Wechsel am Mikrofon und die musikalische Vielfalt stellen vor allem in dieser Mixtur ein Alleinstellungsmerkmal dar, das einen Probedurchgang zu einer Pflichtveranstaltung macht.

Ob man den skizzierten Stil-Mix als irritierende Orientierungslosigkeit oder mutigen Facettenreichtum einstuft, stellt im Ganzen gesehen im Hinblick auf die Bewertung von "Center Of The Universe" und - wichtiger - die Kaufentscheidung die Gretchenfrage dar. Das muss natürlich jeder Hörer für sich selbst entscheiden. Mir persönlich macht die Platte Spaß. Seien wir mal ehrlich: Manche Kanadier oder Schweden, die im klassischen Metal- oder Rock-Bereich agieren, klingen doch völlig identisch. Manchmal ist nur das Bandlogo verschieden. Die Xanthou-Geschwister aus Zypern tönen als Gesamtpaket hingegen wie R.U.S.T.X - eine Band, die auch (!) nix neu erfindet, aber "ihr Ding" macht. Und das meist auf einem beachtlichen Niveau.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Defendre Le Rock
02. Running Man
03. Black Heart
04. I Stand To Live
05. Endless Skies
06. Center Of The Universe
07. Widow's Cry
08. Wake Up
09. Dirty Road (CD Bonus)
10. Band On The Run (CD Bonus)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 51:48 Minuten
VÖ: 15.11.2019

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten