Zubrowska - One On Six

Review von Opa Steve vom 28.12.2003 (4278 mal gelesen)
Zubrowska - One On Six Nach einem obligatorischen Intro steht der Zuhörer wie der Ochs vor'm Berg. Krankes Gebrülle, Breaks, dissonante Akkorde verlangen Einiges ab. Sind diese Franzosen noch ganz sauber? Selbst für Fans abgefahrenster und experimentellster Metal-Musik dürfte es anfangs sehr schwer fallen, hier eine klare Linie auszumachen. Zubrowska mischen gnadenlos den Humor von Zimmers Hole (Songtitel wie "Sex, Drugs & Basketball", "When satan plays disco people die" sprechen für sich) mit den abgefahrenen Arrangements von Dillinger Escape Plan, ersetzen aber deren interessante Jazz-Elemente durch absolut chaotische Grindriffs. Die Gitarren verwirren durch superkurze, schnelle Leads, die irgendwie gegeneinander verstimmt wirken, als wären zusätzlich noch Harmonizer drauf. Auf die Schnelle ist da aber nicht zu analysieren, ob nun wirklich die Recordingtechnik funktionierte, oder die beiden Axtschwinger tatsächlich so eine abgefuckte Scheiße rumdudeln.

Die Songs springen wie ein unermüdlicher Flummi im mehrdimensionalen Raum umher. Takt- und Tempiwechsel sind an der Tagesordnung; mit üblichen Harmonien wird komplett gebrochen. "Happy pink town" setzt dem Ganzen zur Mitte des Albums die Krone auf: jede Struktur wird komplett aufgegeben, der Zuhörer befindet sich hilflos vor diesem Tongewirr und versucht zu peilen, wo oben und unten ist. Umso froher ist man, wenn man mal ganz "normale" Grindpassagen entdeckt wie z.B. das geile Geballer in "Smells like suicide". Oftmals erinnert der Stoff auch an eine drogenverseuchte Version der deutschen Spätachziger Tech-Thrash-Welle. Die zweite Hälfte der CD ist so etwas erträglicher, da Neo-Technothrash noch zum Greifbarsten gehört, was diese Scheibe zu bieten hat.

Diese Franzosen haben definitiv einen an der Waffel. Inwieweit das alles noch ernstzunehmen ist, ist mir nicht ganz klar. Streckenweise muss man sich wirklich kaputtlachen. Ich ziehe den Hut vor dem wachen Verstand, wenn sie dieses Chaos auch noch live fehlerfrei spielen können. Allerdings besteht musikalisches Talent aus mehr als superkomplizierten Arrangements. Zubrowska werden es schwer haben, die Begeisterung irgendeiner Fangruppe auf sich zu ziehen. Da können auch überraschende Power-Metal-Finale wie das Ende von "Sad sick world" nichts dran ändern. Diese Scheibe ist ein reines Ausloten der Toleranz des Zuhörers - und ich bin progressiven Experimenten weiß Gott nicht unaufgeschlossen. Ob sowas aber unbedingt auf den Markt muss, ist fraglich. Hin und hergerissen zwischen genial-kranken Riffs und totaler Desorientierung wage ich mal einen gehobenen Durchschnitt...

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
1. Intro
2. Forkebabh
3. Sex, Drugs & Basketball
4. Do I Look Well?
5. Happy Pink Town
6. Smells Like Suicide
7. I Hate Teen Visions
8. One On Six
9. I Talk To The Wind
10. This Rose For You
11. Sad Sick World
12. When Satan Plays Disco People Die
Band Website: www.deathmetal.biz/zubrowska
Medium: CD
Spieldauer: 36:04 Minuten
VÖ: 11.09.2003

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten