Barbe-Q-Barbies - Borrowed Time | |
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Review von baarikärpänen vom 05.06.2019 (6275 mal gelesen) | |
Seit 2012 gehe ich wirklich jedem, der es hören will oder nicht, ganz gewaltig auf den Keks und bitte darum, diesen Mädels aus Finnland eine Chance zu geben. Und bevor hier der Verdacht aufkommt, ich wäre einer dieser Fanboys, die alles worshippen, was ihre Helden*innen abliefern, darf ich mal erwähnen, daß ich beispielsweise das letzte Album der Damen eher semi-gut fand und das auch so kundgetan habe. Genutzt hat mein missionarischer Eifer hingegen wenig, denn während Finnland, Spanien und auch England fleißig abgefeiert haben, rannte Deutschland lieber CRUCIFIED BARBARA hinterher (womit ich jetzt nicht sagen will, dass die Schwedinnen schlecht gewesen wären, im Gegenteil). Dass BARBE-Q-BARBIES schon mit anderen Größen wie W.A.S.P., den NEW YORK DOLLS oder auch GIRLSCHOOL auf der Bühne standen, kommt ja auch nicht von ungefähr. Na ja, CRUCIFIED BARBARA sind ja mittlerweile Geschichte. Was sollte also im Weg stehen, dass die BARBE-Q-BARBIES endlich auch mal in deutschen Landen die Anerkennung erfahren, die sie nun wirklich verdient haben? Nichts, würde ich meinen. Vor allem, weil sie mit "Borrowed Time" ein neues Album in der Hinterhand haben, das eine echte Duftmarke ist. Die Geschichte der BARBE-Q-BARBIES reicht bis ins Jahr 2002 zurück. Abgesehen von einem Wechsel an der Gitarre im Jahr 2018, haben wir es hier mit einem soliden Bandgefüge zu tun und das hört man. Das große Plus der Finninnen war schon immer, daß sie sich stilistisch nicht limitiert haben, solange die Basis des Sounds immer noch Hard Rock war. Da gab's schon mal den ein oder anderen Schlenker gen Indie, Querverweise zu QOTSA oder auch AC/DC. Gerockt hat es letztendlich immer. Da bildet dann auch der neue Dreher "Borrowed Time" keine Ausnahme. Auch die Tatsache, dass die BARBE-Q-BARBIES sich sogar neuen Stilen öffnen, macht da rein gar nichts aus. Ist halt immer eine Frage des "Wie". Der Fakt, dass die Band ein echt eingespieltes Team ist, sorgt dafür, dass nichts anbrennt. Am deutlichsten wird die Neuorientierung auf 'Diz-Funk-tional', das, wie der Titel vermuten lässt, eine lässige Funk-Note verpasst bekommen hat. Der Track erinnert sogar an die guten Momente der RHCP. In eine gänzlich andere Kerbe schlägt 'Alive', das an (härtere) HEART denken lässt und einen tollen Chorus hat. Indie-mäßig kommen die folgenden 'Hangman's Song' und 'Made Of Scars' um die Ecke. Ein gelungener Rocker ist 'Innocent' geworden. Liegt vor allem am Chorus, der mit jeder Menge Drive aufgepeppt ist. Geiles Solo übrigens. Dem steht 'Radio', mit seinen mit Augenzwinkern zu verstehenden Lyrics, in nichts nach. Auch das leicht sleazige 'On And On' kann eine Menge. Wie man einen Song schreibt, der sich zum Ohrwurm entwickelt, beweist 'Towers'. Der am Ende geparkte Titeltrack, der wieder ein wenig funkig daherkommt, schließt dann den Kreis. "Borrowed Time" ist eines der Alben geworden, die einen konstanten Qualitätslevel bieten. Eigentlich verbietet es sich ja, da eine der fünf Musikerinnen speziell rauszupicken, aber was Sängerin Niki auf voller Albumlänge leistet, das nötigt Respekt ab. Egal, ob zerbrechlich, fordernd, mit Whiskey gegurgelt, rockig, sie hat's drauf. Was ich persönlich schade finde, ist, dass "Borrowed Time" eine recht knappe Spielzeit aufweist und ohne balladeske Momente eines 'Gun In My Hand' (zu finden auf "Breaking All The Rules") auskommt. Aber das ist dann auch nur Nörgeln auf hohem Niveau. "Borrowed Time" spricht auch so für sich. Hoffen wir also mal auf eine gerechte Welt. In der bekommen die BARBE-Q-BARBIES dann ihre Chance. Und weil die Musik der Finninnen auf der Bühne erst so richtig Laune macht, sind im speziellen die Booker in Deutschland gefordert, das nachzuholen, was sie bis jetzt versäumt haben. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Intro 02. Diz-Funk-tional 03. Alive 04. Hangman's Song 05. Made Of Scars 06. Innocent 07. Radio 08. On And On 09. Towers 10. Borrowed Time | Band Website: www.barbeqbarbies.com/ Medium: CD Spieldauer: 32:19 Minuten VÖ: 17.05.2019 |
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