Vanishing Kids - Heavy Dreamer | |
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Review von baarikärpänen vom 22.12.2018 (5695 mal gelesen) | |
Es ist ja wieder diese Zeit des Jahres. Genau, diese Zeit, wo sorgsam verpackte Geschenke ausgepackt werden, nur um später die Frage aufzuwerfen, was zum Geier man mit dem Zeug anfangen soll. Aber andererseits gibt es auch jene Geschenke, die mit Bedacht ausgewählt wurden. Bestimmt kennt jeder diese wirklich innovativen Verpackungen, Box in Box in Box usw., die nur einen Teil des Geschenks preisgeben, darunter weitere Päckchen mit weiteren Puzzleteilchen des großen Ganzen. Die musikalische Variante dieses Geschenk-Typs legen uns VANISHING KIDS nun unter den Weihnachtsbaum. VANISHING KIDS sind eine dieser Bands, die leider immer unter dem Radar zu fliegen scheinen. Immerhin hat die Truppe schon fünf Veröffentlichungen in ihrer Diskographie stehen. Und es ist eine echte Schande, dass VANISHING KIDS bisher total an mir vorbeigegangen sind. Denn selten hat mich eine Scheibe wie "Heavy Dreamer" so in ihren Bann gezogen. Das hier ist ein in dieser Form viel zu selten veröffentlichter Trip in 50 Minuten. Und ein spannender obendrein. Spannend, weil VANISHING KIDS einfach nicht so leicht zu kategorisieren sind. Man mag Doom als Grundessenz dieses Albums sehen (sie selbst bezeichnen ihren Stil als "Somnambulic Doom"), aber es ist große Kunst, mit welchen weiteren Einflüssen die Band das Grundkonzept anreichert, ohne auch nur eine Sekunde zu verkopft oder abgehoben zu klingen. Chapeau! Das fängt beim grandiosen Opener 'Creation' an, der für mich ein vertonter, gedankenverlorener Spaziergang an einem einsamen, wolkenverhangenen Strand ist. Dunkel, bedrohend, aber doch positiv. Weiter geht's mit dem Titelsong, dessen erste Sekunden verdammt nach DEEP PURPLEs 'Child In Time' klingen, dann aber einen gewagten Schlenker hin zu Wave-Sounds macht, nur um im Chorus eine Melodie aufzufahren, die einfach nur schön ist. Nicht zu vergessen, die dezent eingebauten Querverweise zu Classic Rock und auch Krautrock. 'Without A Sun' ist dann voll und ganz an die Sternstunden des Wave angelehnt, versehen mit der nötigen Härte. Also nicht dem, was das Radio damals herausgeplärrt hat, sondern den "echten" Vertretern dieses Genres, wie u.a. THE CURE. Gleiches gilt für das nachfolgende 'Mockingbird'. Was VANISHING KIDS aber in 'Eyes Of Secrets' machen, davor kann man nur in die Knie gehen. Hätte Syd Barrett damals nicht in seinem Dauer-Drogenrausch PINK FLOYD verlassen, ein Song wie 'Eyes Of Secrets' hätte auf dem Nachfolger von "A Saucerful Of Secrets" stehen können. 'Rainbows' pickt sich das Beste aus Doom, Psychedelia und Indie Rock raus, wirkt phasenweise sogar wie der Soundtrack, um vor sich hin zu meditieren und davonzufliegen. Das abschließende 'Magnetic Magenta Blue' ist dann nochmal pure Schönheit. Ganz große Leistung auch von Gitarrist Jason Hartman (JEX THOTH), der die gesamte Palette auffährt, egal ob minimalistische Riffs oder ausgedehnte Jam-Parts. Obendrauf noch die betörenden Vocals von Sängerin Nikki Drohomyreky, die mit ihrem variablen Gesang die musikalische Grundlage veredelt. Bei dem stimmungsvollen Cover-Artwork empfiehlt sich übrigens die Anschaffung auf Vinyl. "Heavy Dreamer" ist ein Album, auf das man sich einlassen muss. Meint man, die erste Schicht des Sounds entdeckt zu haben, taucht schon die nächste auf. Und so geht es immer weiter. Das kann natürlich im Chaos enden. Aber dass VANISHING KIDS es schaffen, diese Vielfalt zu einem Album zu verschmelzen, das den Hörer nicht mehr loslässt, spricht für die Genialität der Band. In einer Zeit, in der es anscheinend darauf ankommt schnell konsumierbar zu sein, ist "Heavy Dreamer" ein echtes Statement in Sachen Nachhaltigkeit und darüber hinaus eine in Noten gepackte Entdeckungsreise. Gesamtwertung: 9.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Creation 02. Heavy Dreamer 03. Without A Sun 04. Mockingbird 05. Eyes Of Secrets 06. Reaper 07. Rainbows 08. Magnetic Magenta Blue | Band Website: www.facebook.com/Vanishing-Kids-3285688879 Medium: CD Spieldauer: 50:59 Minuten VÖ: 30.11.2018 |
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