Setyøursails - Nightfall

Review von Farvynn vom 24.01.2022 (10437 mal gelesen)
Setyøursails - Nightfall Der Januar geht munter weiter mit Releases im Hardcore Bereich. SETYOURSAILS haben druckfrisch ihre zweite Platte "Nightfall" auf den Markt gebracht und zeigen uns, was das female-fronted Quartett um Sängerin Jules Mitch aus Köln seit dem Debüt "Enough" von 2018 alles gelernt hat. Neben Jules sind André Alves an der Gitarre, Dizzee Pascal am Schlagzeug und Dominic Ludwig am Bass und Backing Vocals im Kader der Band. Laut Beipackzettel des Labels Napalm Records wird hier wieder ein klares Statement gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie gesetzt. Themen, die leider immer noch allgegenwärtig sind und uns auch so schnell nicht loslassen werden. Props (= englisch für "proper respect") an die Band, solche Themen gerade heraus und ohne Schnörkel zu präsentieren und das auf einem melodischen (Post) Hardcore Teppich, der sich gewaschen hat. Aber erstmal zurückrudern, bevor wir Segel setzen und ein Urteil fällen.

"Nightfall" ist gespickt mit reichlich prominenten Gastsängern. Die ersten zwei Titel 'Ghosts' mit dem ANNISOKAY-Sänger Rudi Schwarzer und 'Nightfall' mit dem CALIBAN-Sänger Andreas Dörner bieten gleich den besten Start in das, was uns erwarten wird. In erster Linie gleich mal ein ganz großes Lob vorweg: Ich höre den Bass raus. Er ist nicht nur Zierde oder schnödes Beiwerk, das man ab und an mal hört. Nein, ich höre Dominics Bass durchgehend und bin schockverliebt. Selten, dass ich einen Basser so lobe, aber hier ists mal Pflicht. Andres Finger tanzen schier auf den Saiten seiner Gitarre, Dizzee untermalt das Ganze mit recht entspanntem Tempo. In mir kommt das Gefühl auf, als wenn ich ganz langsam - fast schon im Matrix-Style - falle, bis mich die Stimmen spätestens im Refrain wieder nach oben zerren. Gänsehaut muss ich hier sagen, wenn der erste Song schon so geil klingt, kann der Rest der Platte nicht lang auf sich warten lassen. Der Nachfolger 'Nightfall' ist ähnlich. Jules Klargesang umhüllt einen wie die warme Decke und haut einem die Screams derart in die Magengegend, dass man fast meint, man hätte einen zweiten Sänger beziehungsweise eine zweite Sängerin am Start. Nope, ist wirklich nur die eine Frau, die so dual ist wie Tag und Nacht in einer Person vereint. Andreas tiefere und fast schon zerreißende Stimme dagegen gibt dem ganzen Track noch eine gewisse Würze mit, ohne den Fokus völlig auf sich selbst zu setzen. Nur bleibt bei dem ganzen Hardcore gleich zu Beginn die Frage offen, ob solche Musiker auch irgendwas Ruhigeres können. Sowohl 'Secrets' als auch 'Forgive Me' sind Paradebeispiele dessen, was ruhig in dem Fall bedeutet. Es sind nicht die typisch geklimperten Balladen, die man aus anderen Genres kennt, aber nicht minder verträumt und aussagekräftig. Gerade bei 'Secrets' zeigt Schlagzeuger Dizzee Pascal, was er kann und feuert, was das Zeug hält. Da merkt man erst, dass ihm der 4/4 Takt eben nicht liegt und das Tempo selbst bei ruhigen Songs angezogen werden darf. Bevor ich hier aber jeden Song einzeln abarbeite und eine Abhandlung runterbete, versuch ichs nochmal kurz zu machen. Gerade weil die zweite Platte so facettenreich ist und trotz der bekannten Elemente der Band mit mehr Überraschungen um die Ecke schleicht als ich zuvor gedacht habe, könnte ich mehr schreiben, aber der geneigte Leser von heute mag es ja eher kürzer. Deswegen noch kurz zu den Gastsängern und vor allem dem einzigen Cover der ganzen Platte: Der letzte Song 'Shallow' ist eigentlich von der Popsängerin LADY GAGA (feat. Bradley Cooper), in meinen Augen ein schönes Stück. Zu diesem Cover gesellt sich NO BRAGGING RIGHTS-Sänger Mike Perez und verleiht dem Lied ein einzigartiges Flair und steigert so - zumindest in meinen Augen - nochmal den Geilheitsfaktor in ungeahnte Höhen.

So, Abhandlung durch, möchte man meinen, aber nicht so ganz. Wir setzen Segel (Wortwitz inklusive) zum Fazit und heilige Hölle auf Erden, die zweite Platte ist ja mal mehr als nur ein einfaches Streberwerk, bei der die Band ihre Hausaufgaben gemacht haben. Sie haben bei "Nightfall" echt noch eine Schippe draufgelegt und das Album zu einem Höhepunkt ihrer bislang noch recht jungen Karriere gemacht. Da hoff ich doch nur auf mehr in den nächsten Jahren, behalte die Band weiterhin auf meinem persönlichen Radar und kanns kaum erwarten, die Jungs und Jules auch mal live zu erleben.

Gesamtwertung: 9.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Ghosts (feat. Rudi Schwarzer)
02. Nightfall (feat. Andreas Doerner)
03. Secrets
04. Why
05. Mirror
06. Into The Storm
07. Anchor
08. Forgive Me
09. Deadline
10. What's Wrong
11. Reason
12. Fckoff
13. Shallow (feat. Mike Perez) (Cover Lady Gaga/Bradley Cooper)
Band Website: www.set-your-sails.com/
Medium: CD, Vinyl, Digi
Spieldauer: 46:11 Minuten
VÖ: 21.01.2022

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