Xysma - No Place Like Alone | |
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Review von derkleinekolibri vom 20.03.2023 (3444 mal gelesen) | |
Als ich im Frühjahr 1993 der späteren Mutter meines Sohnes 'Paradise Of Steaming Cadavers' von XYSMA vorspielte, gab es folgende Reaktion:"Mach bitte den Lärm leiser!" Ein paar Wochen später - sie war mittlerweile schwanger - flippten wir bei METALLICA in der Berliner Waldbühne aus. Vergessen war der Kommentar. Unser Nachwuchs hat dort vermutlich bereits seine Liebe zur Musik der härteren Gangart entwickelt. XYSMA, 1988 als REPULSE gegründet, wird häufig als erste finnische Grindcore-Band bezeichnet. Ihr 1990 veröffentlichtes Mini-Album "Above The Mind Of Morbidity" ist der beeindruckende Beweis dafür, dass diese musikalische Schublade zu Recht geöffnet wurde. Ob es allerdings wirklich die allererste Grindcore-Band des mit Seen übersäten Landes war, entzieht sich meiner Kenntnis. Im Laufe der Jahre änderte sich von Album zu Album das musikalische Geschehen, und man müsste unzählige Schubladen öffnen, um all dem gerecht zu werden, was dem Hörer geboten wurde. Eines ist allen Veröffentlichungen aber gleich - die Qualität litt keinesfalls unter den Veränderungen. Nach der Geburt meiner Tochter 1996 verfolgte ich die Entwicklung der Band nur noch beiläufig. Die beiden 1997 und 1998 erschienenen Longplayer waren dann weit entfernt von den Anfängen, aus den Lautsprechern tönte zuerst noch Hard Rock, dann Pop-Rock und Garage Rock. Die Trennung des Quintetts erfolgte 1998. Für gelegentliche Liveauftritte fand man aber immer wieder mal zusammen. Nun, nach einer Pause von sage und schreibe 25 Jahren, haben Sänger Janitor, Gitarrist Olli, Schlagzeuger Teppo, Bassist Kalle und Keyboarder Janne ein spannendes Album namens "No Place Like Alone" zusammengezimmert, das am 24. März 2023 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Knapp 39 Minuten lang erklingen zehn Songs, deren Strukturen aus der kompletten Schaffenszeit der 90er Jahre stammen, denen man aber auch einige neue Details hinzugefügt hat. Kurzum: Nichts ist, wie es bei XYSMA jemals war. Genau das zeichnet die Finnen aus. Einen derartigen Einfallsreichtum findet man in der Welt der Musik eher selten. Janitor, der Sänger, verblüfft einen ein ums andere Mal, klingt er doch wie verschiedene charismatische Sänger der in den 70er, 80er und 90er Jahren gegründeten Granden des Hard Rocks, des Heavy Metals und deren diversen Spielarten. Sicher, musikalisch darf man kein neues Genre erwarten, aber die Mischung macht es eben. Kurze, sphärische Phasen inmitten eines Songs, wie zum Beispiel bei 'Midnight Call', verleiten den Hörer zum intensiveren Hören. Wie so oft sind auch hier die Kleinigkeiten das Salz in der Suppe. Schaut man sich das Albumcover an, erblickt man fünf gestandene, ältere Herren, denen man alles zutrauen würde, nur keinen Grindcore und dergleichen Heftigkeiten, welche XYSMA bis ungefähr 1993, 1994 produziert haben. Das führt uns einmal mehr vor Augen, dass man sich niemals vom Äußeren eines Menschen täuschen lassen und unbedingt alles vorurteilsfrei sehen sollte. Wer allerdings - wie ich früher - ein "Coverkäufer" ist, der wird vermutlich nicht in den Genuss der Finnen kommen. Gerne hätten es auch ein oder zwei Stücke mehr sein dürfen, die maximal mögliche Spielzeit einer Langspielplatte hätte das definitiv zugelassen. Aber gut, man sollte honorieren, dass es überhaupt ein Vinyl neben der CD gibt. Wofür sich jemand letzten Endes entscheidet, spielt keine Rolle. Hauptsache, "No Place Like Alone" landet irgendwie in der Tonträgersammlung. Anspieltipps: 'Final Episode', 'Earthrise' und 'Encounter At Dawn'. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Well Seasoning 02. Model 03. Midnight Call 04. Mr. Fulltrade 05. Final Episode 06. Earthrise 07. Rowdy Barrel 08. Sigh For Sore Mind 09. Moose & Gutbucket 10. Encounter At Dawn | Band Website: Medium: CD, LP Spieldauer: 38:46 Minuten VÖ: 24.03.2023 |
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