Manowar - Battle Hymns MMXI

Review von Elvis vom 01.01.2011 (12192 mal gelesen)
Manowar - Battle Hymns MMXI MANOWAR - allein der Name genügt, um bei der einen Fraktion der Metalgemeinde ehrfürchtige, quasi-religiöse Begeisterung hervorzurufen, während die andere Fraktion am liebsten die Mistgabeln auspacken und die Band um Joey DeMaio auf den Scheiterhaufen packen würde. Wenige Bands polarisieren immer noch so sehr wie die lauteste Band der Welt, und so treffen Anbetung und Verachtung gleichermaßen auf die New Yorker, die dereinst von den USA auf ihren Kreuzzug wider den falschen Metal auszogen. Dereinst ist an dieser Stelle das richtige Wort, denn - die Details würden hier mehr als nur den Rahmen sprengen - selbst bei vielen ihrer ehemaligen Anhänger haben MANOWAR seit Jahren einiges an Kredit verspielt. Zu oft und zu laut kamen Ankündigungen von Joey, die entweder nicht gehalten wurden oder gar an den eigenen Ansprüchen des Masterminds scheiterten. Bei aller Liebe zur Band, auf dem aufsteigenden Ast sind MANOWAR seit einigen Jahren trotz des vielversprechenden Beginns der Dekade mit "Warriors Of The World" und einer nie gekannten Popularität sicher nicht. Und in eine solche Zeit, da das langsam schon sagenumwobene neue Album "Hammer Of The Gods" anfängt zum Mythos bzw. Treppenwitz zu gedeihen, platzen die Kings Of Metal im Herbst plötzlich mit der Meldung einer Neuaufnahme des zu Recht als Klassiker geltenden Debütalbums "Battle Hymn". Zugegeben, an dieser Stelle hätte man langsam wirklich am verbleibenden (oder nach Ansicht mancher niemals vorhandenen) Verstand der Band zweifeln können bzw. müssen. Ob es nun mit der für MANOWAR ungünstigen Rechtelage ("Battle Hymns" ist das einzige Album, an dem sie nicht die Rechte haben) oder - so Joey - mit der heutzutage vorhandenen Produktionstechnik, um das Album endlich so klingen zu lassen, wie man es immer wollte, zu tun hat, sei einmal dahingestellt. Fakt ist, MANOWAR haben das Album unter dem Namen "Battle Hymns MMXI" im neuen Line Up mit Ur-Drummer Donnie Hamzik, der auch schon auf dem Original spielte, neu aufgenommen und rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, zumindest in Europa, veröffentlicht. Geben wir dem Album also eine Chance, um zu sehen, ob sich das durchaus enorme Wagnis der potentiellen Vergangenheitsbeschmutzung der extremen Art gelohnt hat und ob die klassischen Kampfhymnen auch 2010 noch bestehen können.

'Death Tone' beginnt mit dem charakteristischen Röhren des Motors, der vielleicht vom Klang einen Tick gegenüber dem Original abfallen mag, danach aber in eine tolle Version des Songs übergeht. Gleich der Opener zeigt schon songtechnisch die damals noch nicht gänzlich vorgezeichnete Marschrichtung der Band. MANOWAR waren 1982 noch nicht auf dem klischeehaft belächelten Text-Level von "Hail, Blood, Kill, Die, etc." angekommen, bei dem mit 30 Worten die meisten Lyrics abgedeckt sind. Damals sang man nämlich neben der gewohnten Sword & Sorcery-Romantik nebenbei auch noch über den Vietnam-Krieg und die Probleme der Veteranen, Arbeitslosigkeit und alltäglichere Probleme als die Bekämpfung der Feinde des wahren Stahls. Die Produktion ist laut, kraftvoll und mit mächtig Druck dahinter - ganz so, wie Mr. DeMaio es sich auch vorgestellt hat. Wer in den letzten zehn Jahren ein Konzert der Metal Kings besucht hat, dürfte sich daher gleich heimisch fühlen. Spielerisch und gesangstechnisch gibt's nichts groß zu beanstanden und entsprechend gut ist auch die Neuaufnahme gelungen. Dasselbe ist im Grunde auch über 'Metal Daze' zu sagen - abgesehen vom vielleicht minimal schwächeren Chor im Refrain eine ebenfalls tadellose Neueinspielung im donnernden Gewand. 'Fast Taker' und 'Shell Shock' entpuppen sich als echte Highlights der Neuaufnahme. Beide gewinnen nach meinem Eindruck deutlich durch die sattere Produktion und kommen auch der bislang noch nicht übermäßig geforderten Stimme von Eric Adams entgegen. Dass Eric 2010 nun einmal auch seine Jahre auf dem muskulösen Buckel hat, ist kein Geheimnis, ebensowenig, dass schon seit gut zehn Jahren eine Tonlage tiefer gespielt wird, um ihn in den Höhen nicht zu sehr zu strapazieren. Gerade in den eher tieferen und mittleren Lagen glänzt er jedenfalls weiterhin mühelos. Da nun die erste Seite der ehemaligen LP abgehandelt ist, kommen wir auch ans Eingemachte - wie wird sich der langjährige Konzert-Opener 'Manowar' in der Neuaufnahme schlagen? Meiner Meinung nach gar nicht mal übel, aber dennoch nicht perfekt. Wie von den Gigs gewohnt, beginnt der Song schon sehr basslastig im Vergleich zum Original und hält dieses Niveau mühelos. Fand ich das Studio-Original immer ein wenig zahm im Vergleich zur Live-Version der Neuzeit, so kommt die Neuaufnahme eben deutlich stärker in diese Richtung, was dem Song auch gut tut, dennoch vermisse ich ein wenig den letzten Biss. Allgemein sind die Songs auf "Battle Hymns MMXI" einen Tick länger als auf der Originalversion. Das ist teils bedingt durch ein paar Ausschmückungen hier und da, teils jedoch auch durch einen kleinen Temponachlass. 'Manowar' hätte meiner Meinung nach einen Tick schneller sein dürfen. Hier merkt man auch erstmals, dass Eric bei den Höhen an seine Grenzen stößt, denn die Screams gegen Ende kommen schon ziemlich gepresst. Respekt, dass man hier vermutlich trotz allem Perfektionismus darauf verzichtet hat, allzu viel nachzubessern, dennoch gewinnt an dieser Stelle dann doch zumindest stimmlich das Original. 'Dark Avenger' wiederum hat ebenso große Fußstapfen, in die es nun zu treten gilt. Um hier eine gewisse Abgrenzung zum Original zu bieten, hat man auf ein Recycling von Orson Welles verzichtet und stattdessen - alles andere wäre bei Magic Circle unrealistisch gewesen - Sir Christopher Lee ins Studio gebeten, um die legendären Sprechparts zu intonieren. Der legendäre Schauspieler und Metalfreund macht erwartungsgemäß einen superben Job. Zugegeben, er intoniert klar anders als Orson Welles und die Stimme wird auch ein wenig verfremdet verwendet, dennoch wäre alles andere als hier Gleichwertigkeit zu attestieren, ein absolutes Sakrileg. Erics Schreie im zweiten Teil des Songs ist zudem sehr solide dargeboten, zumal die diversen Mittellagen ihm eben heutzutage absolut entgegenkommen. 'Dark Avenger' mag daher Geschmackssache sein, ich für meinen Teil möchte beiden Versionen ihren Reiz zusprechen. 'William's Tale', das seitdem unvermeidliche Basssolo, dürfte wohl nicht zu den Lieblingen der Massen gehören. Joey macht hier auch 2010 immer noch einen guten Job und zeigt Bass-technisch, wo der Hammer hängt. Der Dreh- und Angelpunkt des Albums folgt jedoch zum Schluß - der Namensgeber und nicht nur meiner Ansicht nach einer der größten Songs, die MANOWAR je geschrieben haben und die Metalwelt je hervorgebracht hat. Wie schlägt sich also 'Battle Hymn' in der Version 2010? Ein bisschen so wie Manowar', würde ich zusammenfassend sagen. Grundsätzlich tut die druckvollere Produktion dem Song gut, obwohl ich die Originalversion für sehr gelungen halte, zumindest in der nur in USA erhältlichen "Silver Edition". Vielleicht zugunsten einer vermeintlich größeren Epik ist mir die Neuaufnahme jedoch ein wenig zu langsam geraten. Nicht, dass der Song dadurch schlecht würde, doch zündet er ebenso wie 'Manowar' nicht so, wie er es sonst könnte. Auch, wenn vom spieltechnischen nicht viel auszusetzen ist - ob man nun die eher technische Spielweise von Karl Logan im Vergleich zur eher emotionaleren Herangehensweise von Ross The Boss bevorzugt, ist wohl vor allem eine Glaubensfrage - irgendetwas fehlt, um 'Battle Hymn' über mehr als das Prädikat 'ordentlich' zu heben. Gäbe es nicht das Original, dann würde es vielleicht nicht so deutlich wie hier auffallen, dass Eric leider ausgerechnet bei den wesentlichen Screams und den unnachahmlichen "Kill!"-Schreien doch an seine heutigen Grenzen stößt. Ob die Verlängerung um das livemäßige Outro mit den Drums wie in der Liveversion hätte sein müssen und dem Song notwendigerweise gut tut, halte ich hingegen für Geschmackssache. Mir hätte es im Zweifel nicht gefehlt. Was bleibt ist am Ende des Songs das Gefühl, dass ebenso wie bei 'Manowar' ein Mittelweg bzw. eine Kombination beider Versionen die optimale Aufnahme hätte ergeben können. Nachdem die letzten Takte verklungen sind, gibt es noch als besonderes Bonbon für die Veteranen unter den Fans zwei Liveaufnahmen aus den Anfangstagen der Band, nämlich 'Fast Taker' und 'Death Tone'. Alters- und statusbedingt sind die Aufnahmen eher mittelprächtig oder sagen wir lieber 'historisch'. Eine hochinteressante Beigabe für Fans, da aus diesen Tagen bislang nichts öffentlich zugänglich gemacht wurde. Man hört im Vergleich natürlich deutlich, was Eric Adams früher einmal stimmlich konnte und wie hoch seine Screams einmal gingen. So oder so, ein sympathischer Zug, den Kontrast so deutlich nebeneinander stehen zu lassen. Machen wir uns bei aller Kritik nichts vor: Eric ist gesanglich immer noch einer der ganz Großen im Metalgeschäft.

Was bleibt nun als Resumee nach "Battle Hymns MMXI" übrig? MANOWAR haben sich für meine Begriffe relativ behutsam dem Klassiker angenommen. Auch, wenn manche der Neuaufnahme Sterilität vorwerfen, meiner Meinung nach hat man eher versucht mit den heutigen Produktionsmitteln das damalige Produkt besser zu machen. Die grundsätzlich eher Hard Rock-orientierte Produktion hat man nicht vollends beiseite geschoben und obwohl metallischer so dennoch immer noch ganz gut den Geist der Originalversion getroffen. Ob man jetzt wirklich so vorgehen musste oder ob es nicht auch ein wirklich umfassendes, professionelleres Remastering unter den Umständen vielleicht auch getan hätte, mag jeder für sich entscheiden. Das Gleiche gilt für die Frage, ob nun Karl Logan mit seiner eben etwas anderen Spielweise das Album nun herunterreißt oder nicht - hier ist auch viel Glauben und persönliche Präferenz im Spiel. Qualitätiv hochwertig ist "Battle Hymns MMXI" zweifelsohne, die Songs bleiben toll und sind weitestgehend auf die eine oder andere Weise ebenbürtig bzw. z.B. bei 'Fast Taker' oder 'Shell Shock' sogar besser gelungen. Ich persönlich finde schade, dass sowohl 'Manowar' als auch 'Battle Hymn' beide jeweils noch gefühlt einen Tick besser hätten kommen können, doch unterm Strich ist auch die 2010er Version von "Battle Hymns" ein tolles Album. Das Booklet bietet zudem schöne Bilder aus den frühen Tagen und die beiden Live-Tracks sind für Sammler sicherlich unentbehrlich. Insgesamt ist "Battle Hymns MMXI" daher ein empfehlenswertes Album geworden und kein Klassikermassaker - wenn die Jungs jetzt endlich den Arsch hochkriegen und "Hammer Of The Gods" mit ähnlichem Elan einspielen wie immerhin teilweise diese Songs, können MANOWAR wirklich ein Comeback hinlegen. In diesem Sinne, Hail And Kill And Death To False Metal!

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Death Tone (5:08)
02. Metal Daze (4:33)
03. Fast Taker (4:06)
04. Shell Shock (4:13)
05. Manowar (4:01)
06. Dark Avenger (6:24)
07. William's Tale (1:53)
08. Battle Hymn (9:30)
09. Fast Taker (Live 1982) (3:57)
10. Death Tone (Live 1982) (5:00)
Band Website: www.manowar.com
Medium: CD
Spieldauer: 48:39 Minuten
VÖ: 03.12.2010

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