Immortal - War Against All

Review von Damage Case vom 28.05.2023 (4092 mal gelesen)
Immortal - War Against All Im Internetforum eines bekannten Magazins äußerte jüngst ein User den halb ernstgemeinten Verdacht, "War Against All" könnte von einer KI komponiert und getextet sein. So abwegig dieser Gedanke zuerst klingt, so logisch könnte er sein, wenn man nach gut zehn Durchläufen feststellt, dass IMMORTALs Zehnte klingt wie eine zusammengefasste Variante ihrer fünf Vorgänger. Wirklich Neues wird dem Hörer fünf Jahre nach dem Vorgänger "Northern Chaos Gods" (2018) nicht geboten. Bandleader und nunmehr einziges verbliebenes Mitglied Demonaz stiefelt zwar allein, aber immer noch tapfer gen Blashyrkh und zelebriert dabei mal rasende, mal stampfende Black-Metal-Hymnen. Sein Krächzgesang ist die Vertonung eines Raben und - jetzt muss es natürlich kommen - klingt so sehr nach seinem ehemaligen Weggefährten Abbath, dass das Fehlen von diesem im Gesamtsound immer noch kaum auffällt. Doch wie bei METALLICA und MEGADETH auch, so ergab auch die Trennung bei den Norwegern zwei Bands, die ähnlich und grandios zugleich klingen. Und wo MEGADETH zu Beginn den Jazz mit Thrash verknüpften, so haben ABBATH mehr Rock und Unvorhersehbares in ihrem Songwriting und Auftreten. 'Drüben' passiert einfach mehr, auch wenn auf "War Against All" wirklich eine Menge ballert und es kein Problem darstellt, mindestens drei blitzsaubere Songs als Anspieltipps zu identifizieren. Doch bei etwas mehr als 38 Minuten Spielzeit wäre durchaus noch Platz gewesen für einen kleinen Epos oder zwei kurze Old-School-Nadeldruckerraser. Weniger vom Sound her, aber bezüglich des nicht mehr vorhandenen Bandspirits lässt sich feststellen, dass IMMORTAL ohne Abbath und Horgh einfach nur noch des Rechteinhabers Demonaz' Job und Einnahmequelle sind - und damit eine Soloband ohne kreativen Input mehrerer verantwortlicher Akteure. Umso wichtiger, dass der Sound ordentlich drückt, wofür Arve Isdal, Herbrand Larsen und Iver Sandøy (alle aktuell oder ehemals bei ENSLAVED) mit ihrer Erfahrung und ihren guten Namen bürgen. Dem entgegen steht das wirklich uninspiriert mit den Bandklischees und Vorgänger-Artworks spielende Cover von Mattias Frisk, der erstmals für die optische Erscheinung IMMORTALs verantwortlich zeichnet. Aber seien wir ehrlich: Seit "At The Heart Of Winter" (1999) konnte kein Bildchen mehr den klirrenden Frost und das majestätische Auftreten der Norweger passend einfangen.

Fazit: Okay. Nostalgischer Fan-Service vom Feinsten, der qualitativ weder nach oben noch nach unten ausschlägt. Ein paar überraschende Elemente hätten "War Against All" gutgetan, aber auch in der vorliegenden Form wird es keinen Follower enttäuschen.

Anspieltipps: Gerade die getragenere Albumhälfte, bestehend aus den vier BATHORY-/CELTIC FROST-Huldigungen 'Wargod', 'Return To Cold', 'Nordlandihr' und 'Blashyrkh My Throne', hat es in sich und wärmt das Fan-Herz trotz der zuvor genannten Mängel.

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. War Against All
02. Thunders Of Darkness
03. Wargod
04. No Sun
05. Return To Cold
06. Nordlandihr
07. Immortal
08. Blashyrkh My Throne
Band Website: www.immortalofficial.com/
Medium: CD + digital
Spieldauer: 38:04 Minuten
VÖ: 26.05.2023

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten