Ego Kill Talent - The Dance Between Extremes

Review von Stormrider vom 25.03.2021 (6433 mal gelesen)
Ego Kill Talent - The Dance Between Extremes Vermutlich wird mittlerweile fast jeder diese nicht enden wollende Pandemie zum Gehörnten wünschen, weil es auf die eine oder andere Weise das Leben eher negativ beeinflusst hat. Aber wenn ich deswegen die Chance verpasst hätte, für METALLICA auf deren Südamerikatour zu eröffnen und mit SYSTEM OF A DOWN durch Europa zu touren - ich denke, dann wäre ich wirklich ziemlich angepisst. So erging es den Brasilianern von EGO KILL TALENT, die nun ohne ein riesiges Publikum versuchen müssen, ihr Album in den Köpfen der potenziellen Fans zu verankern. Dabei wären die genannten Größen aber vielleicht gar nicht die richtige Zielgruppe, denn vielmehr ist das, was auf "The Dance Between Extremes" geboten wird eine - zumindest teilweise - recht poppige Angelegenheit, die sich eher in Richtung Alternative orientiert.

Dass man im Bandlager aber grundsätzlich bereit ist, flexibel zu agieren, wird nicht nur durch das muntere Instrumentenwechseln auf der Bühne deutlich, sondern auch daran, dass man das vorliegende Album in drei Etappen veröffentlicht hat. Jetzt fügen sich die EPs "The Dance", "The Dance Between" und der dritte Teil zum Album "The Dance Between Extremes" zusammen und dürften alle Fans von eingängigem Alternative Rock gut in die Ohren laufen. Schon der Opener 'Now!' ist ein melodischer und straight nach vorne rockender Widerhaken, der in seinen besten Momenten an SHINEDOWN erinnert. SHINEDOWN können überhaupt recht gut als Referenz herhalten, denn ähnliche Melodien sowie das Timbre von Sänger Jonathan Dörr liefern durchaus immer wieder Momente wie man sie auch von den Amis kennt. Dennoch sind sich EGO KILL TALENT offensichtlich noch nicht ganz so sicher, wohin sie mit ihrer Musik möchten, denn auch wenn Abwechslung grundsätzlich ein wünschenswertes Merkmal ist, also außer man heißt RUNNING WILD, dann fehlt den Songs in Summe ein wenig der rote Faden. In 'Lifeporn' gibt es aus dem Nichts kommend im Break ein FIVE FINGER DEATH PUNCH-Gedächtnisriff, in 'Starving Drones (A Dinner Talk)' eröffnet man mit einem 90er Crossover Rap und macht einen auf möglichst dicke Hose, nur um dann im Refrain den cheesigsten aller Reime aufzufahren und "set the fire" auf "feed my desire" zum Besten zu geben. 'Deliverance' bietet eine wirklich gute Vocal-Hookline und wird dann durch ein 08/15-Solo doch zur Mittelmäßigkeit degradiert. 'Silence' hat spannende Percussions spendiert bekommen, bleibt aber ansonsten zu blass, um dauerhaft im Ohr zu bleiben und 'Our Song' kann problemlos in jedem Popradio der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten laufen. Ihr seht, irgendwie hat jeder Song seine Momente, aber leider fehlt am Ende oft dieses wirklich zwingende Element, was aus der Masse ähnlich gelagerter Veröffentlichungen hervorsticht. Oder vielleicht haben die brasilianischen Rocker den Albumtitel auch einfach in der Tat wirklich wörtlich genommen und möchten zwischen allen Extremen tanzen.

Ich kann mir wirklich gut vorstellen, dass die Liveperformance mit dem Instrumentenwechsel und den eingängigen Hooks in einem Club nochmal eine ganz andere Energie freisetzt, auf Platte hingegen ist mir das Material noch etwas zu zahnlos. Zu vieles ist auf potenzielles Radio-Airplay getrimmt oder versucht alle möglichen potenziellen Fanschichten zu bedienen. Konzentriert man sich rein auf die spannenden Parts von "The Dance Between Extremes" - und davon gibt es wirklich ein paar sehr gute zu entdecken - dann macht das Spaß. Wenn dann aber wieder die Beliebigkeit Einzug erhält, neigt man dazu, noch während des Songs zu skippen, wie es bei mir zum Beispiel mit 'Deliverance' der Fall ist. Grandios bis zum Solo und dann ist der Ofen aus. Das Potenzial, mit ihrer Musik eine Menge Leute zu erreichen, ist auf jeden Fall vorhanden. Wenn es das Quintett zukünftig schafft, etwas mehr Geradlinigkeit und weniger schon zu oft Gehörtes in die Songs zu packen, dann kann man sie sich in der Tat gut auf den großen Festivalbühnen vorstellen. EGO KILL TALENT darf man folglich gerne auf dem Zettel haben, ohne dass es für den Moment ein absoluter Pflichtkauf wäre.

Gesamtwertung: 6.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. NOW!
02. The Call
03. Lifeporn
04. Deliverance
05. Silence
06. In Your Dreams Tonight
07. Sin and Saints
08. Starving Drones (A Dinner Talk)
09. Our Song
10. Diamonds and Landmines
11. Beautiful
12. The Reason
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 49:00 Minuten
VÖ: 19.03.2021

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