Interview mit Sebastian von Discreation

Ein Interview von Eddieson vom 30.05.2015 (18157 mal gelesen)
"Procreation Of The Wretched" ist Death Metal pur, es ist wild und aggressiv. Kurz: ein Album, welches eigentlich jeden DM-Fan überzeugen dürfte. Grund genug um mal bei Sebastian (g) anzuklopfen und ihm ein paar Fragen zu stellen, die er bereitwillig beantwortete

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Hi Sebastian! Erstmal Glückwunsch zu eurem neuen Album "Procreation Of The Wretched". Ich hoffe ihr seid zufrieden mit dem Album?!

Sebastian: Hallo Jan. Wir sind in der Tat sehr zufrieden mit unserem neuen Album. Klar, sonst hätten wir es ja auch nicht veröffentlicht sondern weiter dran geschraubt.

"Procreation Of The Wretched" klingt wesentlich aggressiver und düsterer als der Vorgänger. War das planmäßig so oder hat sich das während des Songwritings so ergeben?

Sebastian: Das war in der Tat geplant. Seit dem letzten größeren Line-Up Wechsel ist es unser Ziel, aus der Melodic Death Metal Schublade herauszukommen. Das haben wir auf der letzten Platte auch schon versucht, aber da stand noch das Aufeinander-Einspielen im Vordergrund. Mit neuen Leuten muss man sich auch bezüglich des Songwritings erstmal eingrooven. Bevor wir angefangen haben, Songs für die neue Platte zu schreiben, haben wir uns gefragt, wie wir es hinbekommen, düsterer und härter zu klingen. Und was dabei herausgekommen ist, kann man auf "Procreation Of The Wretched" hören.

Der Sound hat sich insgesamt etwas geändert, wie ich finde. Vor allem die Spielereien mit den Leads, wie z.B. in dem Titeltrack, stehen dem Album besonders gut.

Sebastian: Wir wollten keine klassischen Soli auf der Platte haben. Stattdessen haben wir experimentiert um herauszufinden, welche Art Leads am besten zu dem Material passen. Herausgekommen sind dabei diese hoffnungslosen Melodien, die wir mit extrem viel Hall unterlegt haben. Die Grundidee dahinter war so etwas wie ein Horror-Science-Fiction Sound. Da passt auch die Slide Gitarre im Prechorus von 'To Cosmic Shores' ins Bild. Vielleicht erinnert sich ja noch jemand an die Musik bei StarCraft!? imgleft

Die cleanen Vocals in 'Corporate Hatred' sind sehr ungewöhnlich, passen aber extrem gut in den Song. Cleane Vocals im Death Metal sind aber immer sehr befremdlich habt ihr da Gefallen dran gefunden und weiteres in der Richtung geplant?

Sebastian: Auch das ist spontan im Studio entstanden. Es war schon mitten in der Nacht und eigentlich waren wir schon bei der alkoholischen "Nachbereitung" des Tages. Wir fanden, dass der Anfang von 'Corporate Hatred' ein gewisses Post-Punk Feeling hat und unser Sänger Kai ging spontan in die Gesangskabine und das kam dabei raus. Wir fanden, dass es super passt und in letzter Zeit hat es ja auch ein paar Death Metal Bands gegeben, die ein bisschen über den Tellerrand geschaut haben coole Sachen gemacht haben. Allen voran CHAPEL OF DISEASE und OBSCURE INFINITY. Allerdings muss keiner Angst haben, dass das jetzt zur Regel wird oder wir demnächst mit clean gesungenen Refrains ankommen. Das wird definitiv nicht passieren.

Wie wichtig sind bei euch die Texte? Ihr habt ja nicht die Death-Metal-Typischen Splatter/Gore-Lyrics, sondern Texte mit teils historischen Themen.

Sebastian: Ich habe gemerkt, dass ich dann gute Texte schreiben kann, wenn mich das Thema irgendwie bewegt und inspiriert. Ich kann nicht einfach sagen, ich schreibe jetzt einen Text über dies und jenes. Das muss mich schon packen. Und das sind eben selten bis nie stumpfe Horrorgeschichten. Insofern sind mir die Texte schon wichtig, aber es muss auch nicht jeder Text besonders gehaltvoll sein oder eine große Aussage haben. 'Corporate Hatred', 'Dead Certainties', 'Your Good Shelter' und der Titeltrack sind Lyrics, die ernste Hintergründe haben und verschiedene unschöne Phänomene unserer Zeit kommentieren. 'Planetary Ounishment' und 'To Cosmic Shores' hingegen sind Science Fiction Stories, die Warhammer 40k Fans bekannt vorkommen dürften.

Mit FDA-Rekotz habt ihr jetzt ein sehr geiles Label im Rücken. Ein Label welches absolut starke Sachen raus bringt und den Death-Metal-Underground ständig mit neuen, sehr guten Bands füttert. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit FDA?

Sebastian: Ich bin selbst schon länger Fan des Labels und finde die meisten Veröffentlichungen cool. Daher habe ich natürlich gesehen, dass Rico einen tollen Job macht. Daher war FDA-Rekotz auch unser Wunschlabel, weswegen Rico als erster die Platte bekommen hat. Glücklicherweise hat er uns dann direkt einen Deal angeboten.

Eure Musik ist eine Mischung aus europäischem Death Metal und US-Death-Metal, so würde ich sie zumindest beschreiben. Wovon lasst ihr euch denn während des Songwritings am meisten beeinflussen?

Sebastian: Das ist schwer zu sagen. Ich höre selbst viel Death Metal und Metal generell, da ich ja auch im Rock Hard Soundcheck bin. Aber direkte Einflüsse sind schwer zu benennen. Als Peter (b.) und ich die Band gegründet hatten standen wir vor allem auf VADER, GOD DETHRONED, BOLT THROWER, SIX FEET UNDER und VOMITORY. Allerdings konnten wir kaum unsere Instrumente halten, weswegen wir die ganzen Sachen auch nicht nachspielen konnten. Wir haben uns dann halt irgendwie daran orientiert und daraus ist dann so der eigene Stil entstanden. Ich habe vor ein paar Wochen zum ersten Mal einen Song einer anderen Band gelernt. 'Black Magic' von SLAYER. Von daher läuft das Songwriting in erster Linie über Riffs. Man hat ein cooles Riff das ins Konzept passt und darauf baut man auf. imgright

Juanjo Castellano ist wieder verantwortlich für das extrem geile Artwork. Und wieder ist der Skelett-Mönch Teil des Artworks. Entwickelt der sich so langsam zum "Eddie" für DISCREATION?

Sebastian: Exakt. Für das "The Silence Of The Gods"-Artwork schickten wir Juanjo ein paar Texte und ein paar Songs. Nach ein paar Wochen kam eine grobe Skizze und wieder ein paar Wochen später schickte er das fertige Artwork. Wir waren völlig begeistert und es war auch sofort klar, dass Juanjo hier nebenbei noch ein Maskottchen für uns erschaffen hat. Wir nennen in den Necropriest und er wird zukünftig sicher immer wieder auftauchen.

Das Album ist nun raus, die Reaktionen durchaus positiv, wie ich so gelesen habe, was sind eure momentanen Pläne für die Band?

Sebastian: Wir haben bereits mit dem Songwriting für den Nachfolger angefangen, sind dabei aber noch in einem sehr frühen Stadium. Wir haben ungefähr vier grobe Songskizzen. Ansonsten haben wir eine Reihe Gigs bis Ende des Jahres und wollen uns noch um viele weitere bemühen.

Kommen wir noch kurz zu unsere Rubrik "Aktuelle Geschmacksverirrungen": Welche Non-Metal-Songs gefallen dir aktuell am meisten?

Sebastian: Ich höre sehr selten Radio und wenn, dann eher HR Info oder sowas in der Art. Aber lustigerweise war ich gerade gestern unterwegs und hatte weder eine CD im Player noch den Ipod angeschlossen. Im Radio kam kurz hintereinander 'All Through The Night' von CYNDI LAUPER und 'Bette Davis Eyes' von KIM CARNES. Fand ich beides geil. Ich stehe auf diesen Achtziger Pop.

Okay, und wieder zurück zum Metal: Welche drei Alben laufen da grad bei dir rauf und runter?

Sebastian: MORPHEUS DESCENDS - "From Blackened Crypts", UNDERGANG - "Døden Læger Alle Sår", SANCTUARY – "Refuge Denied"

Wie sieht es denn tourtechnisch aus? Ist da in nächster Zeit was geplant oder werden erst mal nur vereinzelte Shows gespielt?

Sebastian: Erstmal nur einzelne Gigs, bis Ende des Jahres sind bisher sieben bestätigt. Ansonsten sind wir für alle Angebote offen und wenn es sich einrichten lässt würden wir sehr gerne auf Tour gehen.

So, das war es auch schon. Ich danke für die Zeit und die Antworten. Die letzten Worte gehören natürlich dir.

Sebastian: Vielen Dank für euer Interesse an DISCREATION und das fette Review. Only Death Is Real!

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