Interview mit Morten & Henriette von Sirenia

Ein Interview von Krümel vom 10.01.2005 (9372 mal gelesen)
Dieses Interview wurde am Rande der 2004er Tour in Andernach/JUZ geführt

  Als aktuelle News konnte man lesen, dass Jonathan nicht in der Lage ist mit Euch auf Tour zu gehen. Was ist der Grund dafür? Ich hoffe, dass er nicht krank ist, oder müssen wir uns Sorgen um ihn machen?

Morten:   Nein, es ist nur eine organisatorische Sache. Er ist ein beschäftigter Mann, er hat nebenbei noch einen anderen Job. Und er hat mit seiner anderen Arbeit ein paar Schwierigkeiten. Es kam zu einigen Problemen, so dass er nicht freigestellt wurde.

  Also geht es ihm gut und er ist nicht krank?

Morten:   Yeah, ihm geht's bestens, und er ist auch immer noch Mitglied der Band.

  Als Ersatz habt ihr Roland Navratil (Edenbridge) mitgenommen. Hatte er überhaupt genug Zeit, die Songs einzustudieren?

Morten:   Ja, wir haben in Norwegen geübt. Wir flogen ihn hoch nach Stavanger, der Stadt in der wir wohnen. Und wir übten dort sehr viel und intensiv mit ihm. Es klappte alles sehr gut, so dass wir genügend Zeit hatten, die Songs so hinzukriegen, wie sie für die Tour sein sollten.

  Seit 2003 habt ihr 3 feste Mitglieder: Henriette, Morten and Jonathan. Nun stieß Bjørnar Landa als Session Gitarist für diese Tour noch dazu; wird er auch danach in der Band bleiben? Oder werdet ihr weiterhin nur aus euch Dreien bestehen?

Morten:   Im Moment ist er als Session Musiker dabei. Wir werden aber auch in der Zunkunft ein wenig mit ihm arbeiten, um zu sehen, ob es für ihn funktioniert, in einer Band zu sein und ob alles gut läuft. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass er ein festes Bandmitglied wird, aber alles zu seiner Zeit. Wir werden sehen, ob er mit der Situation glücklich ist und ob jeder andere zufrieden mit ihm ist.

  Henriette, wie ist es als einzige Frau in der Band zu sein?

Henriette:   Oh, es ist großartig.

  Habt ihr alle noch andere Jobs oder ist Sirenia eure einzige Beschäftigung?

Henriette:   Ja, ich habe noch eine Arbeit neben der Band als Grafik-Designerin.

Morten:   Ich habe auch Jobs nebenbei. Ich arbeitete in einer Fabrik, jobbte immer mal dann und wann. Aber jetzt haben sie die Fabrik geschlossen, so dass momentan nur die Band meine Arbeit ist.

  Ist es nicht viel Arbeit mit einer Band?

Henriette:   Oh ja!

Morten:   Ja, es ist wirklich eine Menge zu tun. Aber es ist auch schwierig, seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. Deshalb werde ich mir wohl auch einen weiteren, neuen Job suchen müssen, wenn ich nach Norwegen zurückkehren. Viele Menschen arbeiten zusätzlich zur Musik.

  Wir haben euch auf Summerbreeze Festival gesehen, wo wir das erste mal die Musik von Sirenia gehört haben. Danach wurde auf manchen Webseiten angekündigt Sirenia würde im Herbst 2004 mit Leaves' Eyes and Atrocity auf Tour gehen. Wieso wurden diese Shows abgesagt?

Morten:   Die Shows wurden nicht abgesagt. Diese Bands wollten eine Tour machen und fragten uns, ob wir Interesse hätte, sie als Support zu begleiten. Aber wir haben dies niemals fest bestätigt. Unsere Plattenfirma hatte uns deswegen mal kontaktiert, aber wir haben nie ein konkretes, festes Angebot oder Sonstiges erhalten.

Henriette:   Deshalb machen wir stattdessen diese Tour.

Morten:   Ich denke, die waren einfach ein bisschen zu schnell mit den Vorankündigungen.

  Wollt ihr im nächsten Jahr wieder auf einigen Festivals auftreten?

Morten:   Yeah, ich hoffe es. Wir mögen es sehr auf Festivals zu spielen, und ich hoffe, das wir einige mehr im nächsten Jahr absolvieren können, wenn es möglich ist. Abwarten, was passiert.

  Also kann man sagen, dass Live-Shows für euch sehr wichtig sind?

Morten:   Ja, absolut. Musik zu schreiben, sie aufzunehmen und diese dann vor Leuten zu spielen ist das, was wir am Liebsten mögen.

  Mögt ihr mehr kleine Club-Auftritte oder bevorzugt ihr Live-Auftritte auf großen Festivals?

Morten:   Es ist schwierig, denn es sind wirklich zwei unterschiedliche Dinge. Festivals sind immer wie eine große Herausforderung, denn das Publikum ist in seinen Interessen viel breiter gefächert. Viele Leute kommen, um eine ganze bestimmt Art von Bands zu hören, und andere mögen wieder einen anderen Musikstil. Also gibt es viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Musikgeschmäckern. Es ist immer eine große Herausforderung für einen Künstler, Alles zu geben und die Aufmerksamkeit der Leute zu gewinnen und eine gute Show hinzulegen. Ich denke, es ist wirklich etwas Besonderes bei großen Open Air-Festivals aufzutreten, was ich wirklich gerne tue. Auf der anderen Seite sind aber Auftritte in kleinen Clubs viel intimer und persönlicher. Du kannst Augenkontakt mit der Menge haben und so weiter. Auch das ist eine coole Sache. Es sind eben zwei unterschiedliche Gegebenheiten. Und beides ist klasse.

Henriette:   Ja, ich denke genauso.

  Konntet ihr heute etwas von der Umgebung hier sehen?

Henriette:   Heute? Nein! Hier mitten im Nirgendwo?? (Allgemeines Gelächter)

Morten:   Nein, gestern und heute wurde es sehr spät. Wir sind heute morgen erst gegen sieben Uhr ins Bett gekommen.

  Also hattet ihr keine Zeit für ein Sightseeing?

Morten:   Nein, nicht wirklich.

  Lass uns ein wenig über eures neuestes Werk sprechen: die MCD „Sirenian Shores“. Sie enthält 5 Tracks. Unter anderem auch eine Coverversion von „First we take Manhattan“. Wie kamst Du auf die Idee gerade dieses Lied zu covern?

Morten:   Leonard Cohen ist einer meiner Lieblingskünstler seit ich selbst Musiker bin. Ich wollte schon immer eine Coverversion eines seiner Lieder machen, aber ich dachte nie, dass ich es so hinkriegen würde, wie ich es wollte. Dass ich es so hinbekomme, dass es zu der Musik der Band Sirenia passt. Seit ich damit anfing, probierte ich mich an einigen Songs. Und als ich es dann mit „First we take Manhattan“, das übrigens eines meiner Lieblingslieder ist, probierte, fühlte ich zum ersten Mal, dass es passt und daraus was werden könnte, das auch wie das Original klingt. Jedoch mit mehr Power und mit einem Sirenia-Touch. Außerdem mag ich es nicht, Coversongs auf einer unseren Full-Length CD's zu veröffentlichen. Wenn wir eine CD herausbringen, dann sollten darauf nur unsere eigenen, brandneuen Lieder sein. Also wartete ich mit der Veröffentlichung bis wir diese MCD machten. Denn ich denke, eine MCD ist etwas auf dem man ein wenig herum experimentieren und Dinge tun kann, die ein wenig anders sind als das, was man normalerweise auf einer CD veröffentlicht.

Henriette:   Wir haben es einfach als ein Spielfeld betrachtet.

Morten:   Ja, ein musikalisches Spielfeld für Künstler.

  Habt ihr schon Pläne oder sogar schon Songs für ein neues Album?

Morten:   Ja, neue Songs sind in Arbeit, aber wir haben bisher noch kein Studio gebucht. Hoffentlich läuft alles so, wie wir es uns erhoffen. Wir werden dann Ende nächsten Jahres ins Studio gehen, so dass das Album voraussichtlich Anfang 2006 rauskommt.

  Also haben wir leider noch eine lange Zeit zu warten.

Morten:   Ja, das war auch der Grund dafür, dass wir die Veröffentlichung der MCD beschlossen haben - um die Wartezeit zu verkürzen. Außerdem müssen wir noch einige Dinge beachten und regeln. Unser Vertrag mit Napalm Records ist mit dieser MCD ausgelaufen. Deshalb müssen wir uns erst einmal nach einem neuen Plattenvertrag kümmern. Alle diese Dinge werden einige Zeit in Anspruch nehmen. Die braucht man, um alles unter Dach und Fach zu bringen, bevor wir ins Studio gehen können. Auch müssen wir die finanziellen Angelegenheiten regeln. Wir brauchen eben ein wenig zusätzliche Zeit, um sicher zu stellen, dass alles richtig läuft.

  Werdet ihr weiterhin mit einer aufwendigen Orchester-Produktion arbeiten? Oder werdet ihr wieder zurück zum straighten Gothic Metal/Rock der Anfangszeit gehen?

Morten:   Es wird von beidem ein wenig dabei sein. Einige schöne und große Streicher-Arrangements und einige bombastische Songs werden genauso vertreten sein wie einfachere. Wir werden einige Extra Elemente dazupacken und daraus einen wirklich guten Stoff machen. Ich denke, dass unser nächstes Album definitiv sehr variabel sein wird, mit vielen unterschiedlichen Sachen. Alles vom reinen Gothic Rock bis hin zu bombastischen Metal Parts mit Chören, Streichern und all dem. Daran arbeiten wir.

  Henriette, bist Du auch am Songwriting beteiligt?

Henriette:   Das Songwriting, die Texte etc. übernimmt Morten. Aber wir arbeiten dann im Studio zusammen an den Gesangsparts. Wir probieren dann gemeinsam Elemente aus, um meiner Stimme den besten Klang zu geben.

  Vielen Dank, und dann mal viel Spass heute!

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