Life Of Agony - The Sound Of Scars

Review von Damage Case vom 20.10.2019 (5967 mal gelesen)
Life Of Agony - The Sound Of Scars Fortsetzungen können ein fades Geschmäckle haben. Sofern ein künstlerisches Werk nicht von Beginn an in mehrere Teile gegliedert ist, kann man dem Künstler so einiges hierfür vorwerfen. Auch besteht die Gefahr, dass die Qualität des ersten Teils nicht erreicht wird. Was zur nie enden wollenden Terminator-Saga hat das mit LIFE OF AGONY zu tun? Die Damen und Herren haben sich sechsundzwanzig Jahre nach ihrem legendären Debütalbum "River Runs Red" dazu entschieden, ein Album zu veröffentlichen, das auf dessen Konzept aufbaut. Prinzipiell war das auch bitter nötig, denn die New Yorkerinnen spielen seit ihrem Drittwerk "Soul Searching Sun", das immerhin auch bereits zweiundzwanzig Lenze auf dem Buckel hat, ziemlich orientierungslos vor sich hin und können ein wenig erfolgversprechende Struktur dringend gebrauchen. Umso trauriger, da es sich hier um LIFE OF AGONY handelt, die mit ihrem Überdebüt und dem Zweitwerk "Ugly" (1995) den Sound der Neunziger entscheidend mitgeprägt haben und mit ihren letzten beiden Studiowerken leider schlecht gealtert sind.

Geboten werden vierzehn Tracks in knapp vierzig Minuten. Erreicht wird dies durch ein Intro, Zwischenspiele zur Fortführung der Rahmenhandlung rund um den mittlerweile erwachsenen Protagonisten und lediglich einen Song, der die Vierminutenmarke knackt. Diese Rosskur kann gelingen, wenn man in den kurzen Songs auf den Punkt kommt, was LIFE OF AGONY tatsächlich schaffen. Bereits der erste richtige Song 'Scars' fräst sich in unter drei Minuten ins Tanzbein und die Gehörgänge. Im weiteren Verlauf begegnen dem Hörer auch bekannte Elemente wie der Gangshout im Hintergrund ('Black Heart' und 'Once Below'). Einziges Manko: Man hat stets den Eindruck, dass die Band die Handbremse sowohl emotional als auch hinsichtlich der Geschwindigkeit nicht löst. Die Songs verbleiben maximal im geregelten Uptempo. Wen das nicht stört, der hat an diesem Album auch sonst nix auszusetzen.

Mina klingt nicht mehr wie der zwanzigjährige Keith anno 1993. Ihre Stimme hat heute einen ganz anderen Umfang und Reife, die sie auch gekonnt einsetzt ('Once Below' als Beispiel für gesungene Hypnose - sehr geil!). Die zweite Dame im Team, die neue Schlagzeugerin Veronica Bellino, sorgt für bisher bei LIFE OF AGONY noch nicht gehörte vertrackte Rhythmen (zum Beispiel 'Eliminate'). LIFE OF AGONY klingen 2019 "erwachsen", beziehungsweise nach vielen Jahren des Herumirrens wieder zuhause angekommen und liefern gleichzeitig ihr homogenstes und bestes Album seit "Ugly" ab. Produzentin Sylvia Massy (TOOL, SYSTEM OF A DOWN) hat "The Sound Of Scars" einen wohlig nach Neunzigern klingenden und bloß nicht zu transparenten Sound auf den Leib geschneidert. Das Cover nimmt das Totenschädellogo von "River Runs Red" auf, allerdings so entfremdet, dass man sich nicht mit einer Kopie konfrontiert wähnt.

Fazit: Die Band um Mina Caputo kann inhaltlich an 1993 anknüpfen. Musikalisch tun LIFE OF AGONY gut daran, den TYPE O NEGATIVE-lastigen Post-Hardcore des Erstlings nicht aufzuwärmen, sondern düstere Rockmusik zu spielen, wie ihn Endvierziger für ein Mittvierzigerpublikum nunmal spielen. Das tun sie zwar eine Liga unterhalb von Größen wie ALICE IN CHAINS, aber immer noch sehr ordentlich. Hits der Sorte 'Through And Through' oder 'Lost At 22' konnte man nicht erwarten und erhält man auch nicht.

Drei Anspieltipps: Die kontrolliert knackigen 'Lay Down', 'Empty Hole' und das abschließende 'I Surrender', welches zeigt, was für eine grandiose Sängerin dieser Band vorsteht.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Prelude
02. Scars
03. Black Heart
04. Lay Down
05. Then
06. Empty Hole
07. My Way Out
08. Eliminate
09. Now
10. Once Below
11. Stone
12. Weight Of The World
13. When
14. I Surrender
Band Website: www.lifeofagony.com
Medium: CD
Spieldauer: 40:45 Minuten
VÖ: 11.10.2019

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