Nord - Machine Blood | |
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Review von Stormrider vom 12.04.2022 (4489 mal gelesen) | |
Eins kann man den Dänen von NORÐ auf ihrem Debütalbum, "Machine Blood", nicht vorwerfen: Sie haben gezeigt, dass sie ein gutes Gedächtnis haben. Aber starten wir doch von vorne. Der 'Prologue', wie man das Intro passenderweise betitelt hat, lässt schon Schlimmeres erahnen, Fingerpicking mit eingestreuten Flamenco-Anteilen. Das riecht schon direkt ein wenig nach Show-Off. Und genau das passiert dann auch in der Folge: Der erste richtige Track, 'Left Behind', zeigt alles, was NORÐ im Köcher haben. Alternative Metal, 387 Breaks und unterschiedliche Riffs, stetig wechselnde Rhythmen, Gekeife, welches fast schon an Black Metal erinnert, Growls aus dem Death Metal, klassische Metal Vocals, hier noch ein Schlenker und dort nochmal schnell abbiegen, um zu zeigen, dass man auch dies beherrscht. Und kurz vor Ende des Songwritings hat man gemerkt, dass man den True Metal noch gar nicht untergebracht hatte, also noch schnell nen Eierkneifscream einbauen. Passt eigentlich nicht dazu? Ach egal, wir können das, also zeigen wir es auch! Von den knapp sieben Minuten bleibt am Ende nichts hängen, außer der Gewissheit, dass nichts hängengeblieben ist. Auf jeden Fall braucht man als Musiker definitiv ein gutes Gedächtnis, um sich zu merken, wann hier was aneinandergereiht wurde. Das folgende 'Fear Reigns' erinnert mich in Teilen an RAGE, insbesondere die Vocals, ach nein, doch nicht. KREATOR! Oder doch was Anderes? Liegt vielleicht daran, dass auch dieser Song viel zu viel Stückwerk ist, denn auch der Track bekommt wieder 47 aneinandergereihte Parts, die aber gefühlt alle nicht miteinander verknüpft sind und am Ende einen echten Song ergeben. So geht das dann munter weiter, und man könnte jeden der folgenden Songs in ähnlicher Weise beschreiben. Denn obwohl sich NORÐ natürlich alle Mühe geben, möglichst progressiv zu sein und sich nicht zu wiederholen, ist es am Ende doch das: eine Wiederholung der gestückelten Strukturen. 'The Swordsman' schafft es durch seine lange melodische Solopassage mal, nicht ganz so gestückelt zu klingen, aber das bleibt auch nur diesem Solo vergönnt. Danach fühlte man sich mit so viel Eingängigkeit eventuell nicht so wirklich wohl und setzt auf das bekannte Muster. In der zweiten Albumhälfte löst man sich zumindest teilweise von der Sperrigkeit, aber auch nur in homöopathischen Dosen. Der 'Epilogue' schließt dann immerhin den Kreis, da er wieder auf das akustische Fingerpicking setzt. Das lässt den Hörer zum Abschluss mal ein wenig durchschnaufen und erinnert bisweilen an die folkigen Gitarrenthemen von BLIND GUARDIAN. Am Ende hat man nach den 56 Minuten dennoch einen massiven Knoten in den Ohrmuscheln und muss irgendwas Triviales hören. So eine einfache nachvollziehbare Melodie. Wenigstens eine! Das liest sich nun alles sehr negativ, und in der Tat muss man für "Machine Blood" eine Menge Geduld und Nerven mitbringen. Das mag für manchen Fan genau das Richtige sein, dass man sich nur an wenig echte Songs erinnern kann, für den durchschnittlich begabten Metal-Mathematiker ist es eventuell doch die eine oder andere Kurvendiskussion zu viel. Was man hingegen positiv hervorheben kann, das ist die druckvolle Produktion von Jacob Hansen, der dem Material rein soundtechnisch jede Menge Punch verleiht und die einzelnen Instrumente hörbar macht. Hier kann man den Nordmännern nichts vorwerfen. Für die Zukunft ist weniger manchmal eben doch mehr, und wenn man das technische definitiv vorhandene Potenzial dann auch noch in richtige Songs gegossen bekommt und nicht in Einzelteile, die alle wild aneinander geklatscht werden, dann gibt es auch mehr Blutstropfen. Gesamtwertung: 5.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Prologue 02. Left Behind 03. Fear Reigns 04. Depleted Soil 05. The Swordsmen 06. The Run 07. Endless Stream 08. Seasons Erased 09. Law Of Jante 10. Machine Blood 11. Epilogue | Band Website: www.nordmetal.dk/ Medium: CD Spieldauer: 56:08 Minuten VÖ: 04.03.2022 |
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