Grey Daze - Amends

Review von Stormrider vom 03.07.2020 (8270 mal gelesen)
Grey Daze - Amends Eine Review von "Amends" zu schreiben ohne Namedropping zu betreiben, das ist so gut wie unmöglich. Daher versuche ich es einfach gar nicht erst, denn dafür wird sowieso zu viel Tamtam in den Medien um diese Veröffentlichung gemacht. Wer es bis dato also noch nicht mitbekommen hat, dem sei hier kurz erzählt, dass GREY DAZE die Band von Chester Bennington war, bevor er mit LINKIN PARK eine ganze Generation beeinflussen sollte. Während Chester mit LINKIN PARK zu Weltruhm gelangte und seine Stimme einer der prägendsten der späten Neunziger und Nuller Jahre wurde, gerieten GREY DAZE in Vergessenheit. Kurz vor Chesters Suizid im Sommer 2017 macht aber die Nachricht die Runde, dass GREY DAZE nochmal gemeinsame Sache machen und in 2018 ein neues Album herausbringen woll(t)en. Dazu sollte es jedoch aus bekannten Gründen nicht mehr kommen. Nun wird posthum doch noch ein Album veröffentlicht, auf dem die einzigartige Stimme des schwer depressiven Fronters zu hören ist.

Das Material auf "Amends" ist dabei mitnichten neu, sondern es handelt sich um ausgewählte Songs der beiden bereits veröffentlichten Alben "Wake Me" (1994) und "... No Sun Today" (1997). Die auf "Amends" nun veröffentlichten Tracks wurden von der Band mit Hilfe einer Reihe prominenter Namen neu eingespielt. So sind unter anderem Paige Hamilton (HELMET), Brian Head Welch und James Munky Shaffer (KORN) sowie Chris Traynor (BUSH) zu hören. Die Vocals hingegen wurden von den alten Aufnahmen genommen und neu gemastert, sodass in Summe ein klanglich stimmiges Werk vorliegt. Die Songs selber entsprechen dem damaligen Zeitgeist, haben überwiegend eine Post Grunge-Schlagseite, und man darf, ohne ketzerisch zu sein, durchaus die Frage stellen, ob sie ohne die Erfolge und das Namedropping heutzutage eine so große Bühne bekommen würden. Aber alleine die Stimme Chesters und seine Texte, die schon in jungen Jahren sehr klagende und eindringliche Lyrics hatten, machen dieses Album zu einem spannenden Zeitdokument, das keineswegs staubig wirkt. Die Stücke bewegen sich zumeist im Bereich des radiotauglichen Rock, haben aber auch hin und wieder kurze heftige Ausschläge, insbesondere auch ins Balladeske. Hier schafft es hauptsächlich der 'Soul Song' Gänsehaut zu erzeugen, bei dem Jaime Bennington, der Sohn von Chester, Vocals beisteuert und das erste Mal auf großer Bühne in Erscheinung tritt. Man darf gespannt sein, ob der Sohn dem Vater musikalisch folgt und auch seine Fußspuren in der Musikhistorie hinterlässt. Als weitere Highlights haben sich in meinen Ohren 'Just Like Heroin' und 'Morei Sky' festgesetzt. Letzterer ist eine Quasifortführung des 'Soul Song', dem der Albumtitel entlehnt wurde, während 'Just Like Heroin' mit unfassbar leidenden und damit eindringlichen Vocals von Chester versehen ist und seinen Helden Tribut zollt, die an einer Überdosis starben. Kaum zu glauben, dass er schon in so jungen Jahren diese großen Emotionen mit seiner Stimme vermitteln konnte. Wer aufgrund des zeitlichen Ursprungs des Materials musikalisch auf eine Art frühe LINKIN PARK hofft, der wird auf "Amends" indes nicht wirklich fündig, dafür fehlen die elektronischen Spielereien und auch die Rap-Anteile. Am ehesten geht wohl noch 'B12' in diese Richtung. Aber wer die Megaseller wegen der Stimme von Chester zu seinen Lieblingen erklärt hat, der hat hier wohl das letzte Mal die Möglichkeit ein komplettes Album in zeitgemäßer Produktion zu entdecken.

Alles in allem wird "Amends" alleine schon deshalb erfolgreich sein, weil die große Vermarktungsmaschine läuft und der Name Chester Bennington für viele als Kaufargument ausreicht. Demzufolge wird es von dem Album auch wieder drölfzig Versionen geben. Aber auch abgesehen vom reinen Namedropping gibt es ein paar Songs, die sich dauerhaft in der eigenen Playlist einen Platz erobern könnten, zeigen sie doch schon die großen Emotionen und das Potenzial, dass sich später noch in Gänze entfalten sollte. Für die Mitglieder von GREY DAZE wird sich mit der Veröffentlichung bestimmt ein Kreis schließen, und für Chester ist es ein angemessenes letztes Vermächtnis, wenngleich seine glanzvollsten Werke in der Frühphase von LINKIN PARK liegen, zumindest für mich.

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01.) Sickness
02.) Sometimes
03.) What's In The Eye
04.) The Syndrome
05.) In Time
06.) Just Like Heroin
07.) B12
08.) Soul Song
09.) Morei Sky
10.) She Shines
11.) Shouting Out
Band Website:
Medium: CD, LP
Spieldauer: 39:34 Minuten
VÖ: 26.06.2020

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten