Abstract Void - Back To Reality

Review von T.Roxx vom 13.11.2018 (6129 mal gelesen)
Abstract Void - Back To Reality Anfang der Neunziger kam ich erstmals in Berührung mit Black Metal. Seitdem begreife ich diese Musik nicht zuletzt auch als eine musikalische Revolution. Nun, nach nunmehr gut 30 Jahren vermag dieses Genre nach wie vor, neue musikalische Spielarten zu entwickeln. Im Gegensatz zu anderen (Sub-)Genres scheint es keinerlei Konventionen oder Grenzen zu geben, an denen sich die jeweils beteiligten Musiker halten müssen.

Das führt uns direkt zu dem neuen Longplayer "Back To Reality" des Projektes ABSTRACT VOID. Über dieses Projekt war (mir) bisher nichts bekannt. Was ich mühevoll recherchieren konnte sind die Tatsachen, dass ABSTRACT VOID in Italien beheimatet zu sein scheinen und "Back To Reality" die zweite Scheibe des Projektes ist. Schon das Cover und der Schriftzug hat nicht nur auf den ersten Blick so gar nichts Schwarzmetallisches an sich - es erinnert eher an Cover von Synthie-Pop-Acts aus den Achtzigern. Und in der Tat, wenn der Opener 'Wind Of Reminiscence' beginnt, weiß man, dass das Album-Cover keineswegs auf Unvermögen schließen lässt, sondern absolut passend zur Musik in Szene gesetzt wurde. Synthwaves und ein (Drumcomputer-)Beat, der einen geradewegs in die Achtziger zurückbeamt. Natürlich gibt es auch typisch schwarzmetallische Zutaten wie ein in hohem Tempo hämmerndes Schlagzeug (wobei es mir schwerfällt, zu differenzieren, ob es sich hier um ein echtes Drumset handelt, oder ebenfalls um ein Drumcomputer - ich tippe aber auf Letzteres), Gitarrenteppiche und verzweifelte (Post-)Black Metal-Vocals, die auch gern mal einen leichten Industrial-Touch haben können. Man kann sich das vielleicht am ehesten vorstellen, wie eine verrückte Mischung aus HARAKIRI FOR THE SKY mit allem, was der Pop der Achtziger zu bieten hatte. Wenn man den Black Metal-Anteil wegließe, ging das Ganze als lupenreine Trance-Scheibe durch. Alle Nummern des Albums sind in dem gleichen Stil gehalten - die Synthies sind mit ihren zu großen Teilen träumerisch-fröhlichen Melodien deutlich in den Vordergrund gemixt, der "böse" Anteil (insbesondere die Vocals) spielt sich im Vergleich dazu im Hintergrund ab. Diese Kombination von auf den ersten Blick musikalisch unvereinbaren Stilen sorgt für einen wohltuenden Widerstreit aus positiven Empfindungen und Melancholie.

Leute, die - wie ich - in den Achtzigern etwas mit der damaligen Synthie-Pop-Musik anfangen konnten (z. B. 'Crockett's Theme' oder 'Axel F.', Interpreten wie FANCY, usw. usf.) und gleichzeitig auf Black Metal stehen, sollten das Projekt unbedingt mal antesten. Ich war vom ersten Ton Feuer und Flamme und finde, das ABSTRACT VOID ein musikalisch waghalsiges, aber definitiv gelungenes Experiment erfolgreich durchgeführt haben und damit jeden ad absurdum führen, der der Meinung ist, dass Black Metal irgendwelchen Regeln folgt. Für absolute Oldschool-Black Metal-Fans wird diese Scheibe allerdings vermutlich nichts sein. So, ich hab jetzt Bock auf die Serie "Miami Vice" und bin raus.


Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Wind Of Reminiscence
02. As I Watch The Sunset Fade
03. Back To Reality
04. Disconnected
05. Joy Night
06. A Reflection Of Dying Past
07. Sigh
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 36:19 Minuten
VÖ: 29.10.2018

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