Nachtgeschrei - Staub Und Schatten

Review von Zephir vom 07.08.2015 (8471 mal gelesen)
Nachtgeschrei - Staub Und Schatten NACHTGESCHREI waren dabei, als das Mittelalter-Rock-Festival auf der Burg Königstein im Taunus buchstäblich vom Blitz getroffen wurde und in einem ziemlich dramatischen Akt abgebrochen werden musste. Das war 2007, nur ein Jahr nach Gründung der Frankfurter Band. Damals ließen wir uns noch von Holger Franz beminnen. Und NACHTGESCHREI kamen bedingt durch ihre frühe Spielzeit demgemäß an diesem Tag auch noch zum Zuge, was den späteren Bands und gar dem Headliner - SUBWAY TO SALLY hätte es sein sollen - nicht vergönnt war. Mittlerweile ist viel Zeit ins Land gegangen, und die sieben Mannen haben sich ganz beachtlich gemacht. Seit 2015 stehen NACHTGESCHREI bei den Hannoveranern SPV Records unter Vertrag; eine weitere Neuigkeit ist die Ablösung des bisherigen Drehleierspielers Joachim „Joe“ Penc (der nunmehr in Neuseeland die Hobbithöhlen sichten kann) durch Lauren Weser.

Unter dem neuen Label, aber noch mit Joe in der Besetzungsliste, veröffentlichen NACHTGESCHREI im August ihre neue Platte mit Titel "Staub Und Schatten", ein Medieval-Metal-Prunkstück mit filmisch-monumentalem Intro, das sich nach wenigen Takten in altbekannte Klänge von Drehleier, Schalmei und Metal-Riffing auflöst. Ich mag mich irren, aber insgesamt scheint mir die Musik an Härte zugelegt zu haben. Der vertraute Sound wird hier und da mit überraschenden Detail-Experimenten durchsetzt. Auf dem gesamten Album dominiert eine schwere Stimmung mit einem ordentlichen Groove; das melancholische Artwork des kalifornischen Künstler Travis Smith tut ein Übriges.

Der Opener 'Monster' erinnert mich schon ein wenig an den Song 'Der Totmacher' vom 2009er-Album "Am Rande Der Welt", lebt die Düsternis und Bösartigkeit aber in der Musik konsequenter aus. Weiter rockt man sich durch nicht gerade außergewöhnliche, aber auf den Punkt getroffene Folk-Metal-Nummern wie den Titelsong 'Staub Und Schatten'. Martins kräftige Stimme passt ohnehin wie der Arsch auf den Pott. Eine traurig-romantische Quotenballade mit Akustikgitarre finden wir in 'Lunas Lied'. 'Bruder' ist ebenfalls balladesk und klingt hinsichtlich der Komposition nach SCHANDMAUL-Einfluss, aber die hoffnungslose Stimmung, die das ganze Album durchzieht, spricht durchaus die NACHTGESCHREI-Sprache. Jedem Soundtrack alle Ehre macht 'Kerberos', der instrumental vertonte Höllenhund, der in der griechischen Mythologie die Unterwelt bewacht. Und 'Leben Für Den Klang' überrascht mit einem frechen Deutschrock-Riffing, zu dem ich an dieser Stelle keine Vergleiche zu ziehen wage, zumal sich dieser Eindruck im Schalmeien-Refrain auflöst. Schließlich ist es auch genug mit den abwechslungsreichen Ausreißern, denn enden tut das Album mit 'Schlaflos' wieder in gewohnter Mittelalter-Rock-Manier.

Fans von der Sparte Musik kann man das neue NACHTGESCHREI-Produkt in jedem Falle empfehlen. Zum Jahresende zieht die Truppe mit den Kollegen SALTATIO MORTIS durchs Land, als Support für deren "Zirkus-Zeitgeist"-Tour. Und für März 2016 ist eine "Staub Und Schatten"-Deutschlandtour geplant. Die genauen Einsatztermine sind auf der Webseite der Band verzeichnet.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Monster
02. Das Nichts
03. Die Wilde Jagd
04. Staub Und Schatten
05. Lunas Lied
06. Kerberos
07. Eden
08. Der Letzte Tag
09. Verloren
10. Bruder
11. Leben Für Den Klang
12. Schlaflos
Band Website: www.nachtgeschrei.de
Medium: CD
Spieldauer: 46:56 Minuten
VÖ: 07.08.2015

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