Cleanbreak - Coming Home | |
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Review von derkleinekolibri vom 22.07.2022 (4187 mal gelesen) | |
Stellt euch eine Insel im Pazifik vor. Auf ihr hausen Kannibalen. Die stellen einen riesigen, mit Wasser gefüllten Kochtopf am weißen Sandstrand auf, entzünden unter ihm das getrocknete Holz und schleppen die späteren Appetithappen heran. Zuerst schmeißen sie den sich zierenden James Durbin hinein, einst Sänger bei QUIET RIOT. Es folgt, stark verängstigt, Mike Flyntz, seines Zeichens Gitarrist und vorher bei RIOT V im Team. Die Gier der Menschenfresser kennt keine Grenzen. Gleichzeitig wirft man nun die Ex-Mitglieder von STRYPER, Bassist Perry Richardson und Schlagzeuger Robert Sweet in den sich langsam erwärmenden Riesenkupferkessel. Da noch das Salz in der Suppe fehlt, greift man sich Giancarlo Floridia, den Songwriter von FAITHSEDGE, und befördert ihn in den nun doch für fünf Personen etwas engen Topf. In einem Moment der Unachtsamkeit können die vier arg geschundenen Musiker und der Songwriter flüchten, verlassen schnurstracks die Insel, werden vom Schiff "Frontiers" aufgenommen und CLEANBREAK sind geboren. Dieses Szenario ist zwar erstunken und erlogen, aber mir gefällt's. Dem traditionellen Heavy Metal-Sound wollten die Vier ihre Ehre erweisen, sie, die sie schon seit Zeiten in ihren Bands nicht die Aufmerksamkeit erfuhren, die ihnen eigentlich gebührt hätte. Nun ist es eine Freude, sie in einem Licht zu sehen, das ohne CLEANBREAK sicher nicht so hell leuchten würde. Treffen vier Vollprofis aufeinander und haben einen Songwriter, der ihnen die Texte maßschneidert, kann das Produkt eigentlich nur gut werden. Andererseits werden natürlich auch Stimmen laut, die es nicht gut finden, wenn ein Label wie Frontiers zusammengewürfelte Bands in einem Ausmaß fördert, dass man sich an den Wahn erinnert fühlt, als die Neue Deutsche Welle fast jeden Tag neue Interpreten und Gruppen gebar. Diesen Gedanken sollte man nicht von der Hand weisen. Auch ich habe bereits eine dieser Bands hier rezensiert: BLACK SWAN. Bei Wikipedia wird sie schon als Supergroup bezeichnet. Und CLEANBREAK sollen einen ähnlichen Lauf nehmen. Das birgt die Gefahr der Selbstüberschätzung. Lässt man all diese Gedanken außen vor, kommt man nicht umhin, der Truppe ein dickes Lob auszusprechen. Was an unsere verwöhnten Ohren dringt, ist keineswegs von schlechten Eltern. Welchen Song man auch anwählt, es umgibt den geneigten Rock-Fan angenehmes Gitarrenspiel, ein leicht zu ortender Bass, schweißtreibendes Drumming und eine niemals aufdringliche Stimme. 'Before The Fall' beweist: Der Hard Rock lebt noch immer. Aber auch Stücke, die JUDAS PRIESTs 'Painkiller' ähneln, versüßen uns das Hörvergnügen. 'Still Fighting' belegt meine Worte. Was mir die Schweißperlen auf die Stirn treibt, sind all jene Stücke, bei denen auf irgendeine Art und Weise AXEL RUDI PELL Pate gestanden haben könnten. Fast genauso wie deren 'Land Of The Giants' beginnt der Titelsong 'Cleanbreak' - besonders das Spiel der Gitarre lässt diese Ähnlichkeit deutlich werden. Du präferierst Hard Rock und Heavy Metal in ihrer ursprünglichen Form? Dann solltest du diesem Longplayer einen Platz in deiner Sammlung freischaufeln. Zwar ist nichts neu, auch die Originalität lässt ein wenig zu wünschen übrig, etwas mehr Experimentierfreude hätte nicht geschadet, dennoch liegt hier mit "Coming Home" ein Silberling im CD-Player, der perfekt eingespielt wurde und dessen Klangqualität höchsten Ansprüchen gerecht wird. Ob man noch ein Vinyl nachschieben wird? Schön wäre es. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Coming Home 02. Before The Fall 03. Dying Breed 04. We Are The Warriors 05. Dream Forever 06. The Man Of Older Soul 07. Still Fighting 08. The Pain Of Goodbye 09. Cleanbreak 10. Find My Way 11. No Other Heart | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 45:26 Minuten VÖ: 08.07.2022 |
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