Feuerschwanz - Fegefeuer

Review von John Torronto vom 07.08.2023 (7828 mal gelesen)
Feuerschwanz - Fegefeuer Als erste Rezension ist mir die neueste Scheibe "Fegefeuer" der bekannten Mittelalter-Funmetal-Combo FEUERSCHWANZ von NAPALM RECORDS zur Verfügung gestellt worden. Als Fan der ersten Stunde (ich war sozusagen beim ersten inoffiziellen Auftritt auf dem tausendsten FIDDLERS GREEN-Konzert anwesend) muss ich sagen, dass ich deren Schaffen schon seit Jahren nicht mehr wirklich verfolge. Irgendwie hat sich die Sauf-Sex-Quatsch-Thematik ausgelutscht; mag auch an meinem Alter liegen. Gerade deswegen und weil es das 2021er-Album "Memento Mori" auf Platz 1 der Charts geschafft hat, war ich dann doch interessiert, mir das Werk ganz genau anzuhören. Als ich dann noch las, dass "Fegefeuer" direkt auf Platz 1 eingestiegen ist, beschloss ich, mich überraschen zu lassen und möglichst objektiv an die Sache heranzugehen.

Der Opener 'SGFRD Dragonslayer' hält auch schon die erste Überraschung parat! Das klingt ja wie GLORYHAMMER mit mehr Mittelalter-Gedudel und einem waschechten Powermetal-Scream von Ben, sorry, Hodi. Das ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, ballert aber gut los. Die Thematik lässt sich schon am Songtitel erkennen, und die Strophen sind teilweise sogar in Altnordisch direkt der Edda entnommen. Dies ist zwar keine bahnbrechende Idee im Mittelalter-/Folkmetal-Genre, aber fügt sich ganz prima zusammen. 'Bastard Von Asgard' lässt vom Titel her auf einen Funtext schließen, ist es aber nicht, sondern bleibt der Thematik treu. Allerdings lässt das Songwriting hier zu wünschen übrig: Genau der gleiche Powermetal-Scream wie bei 'SGFRD Dragonslayer' an der gleichen Stelle als Bridge vom MAIDEN-artigen Intro (da ist wohl jemand großer 'Fear Of The Dark'-Fan) zur ersten Strophe ist doch arg einfallslos; oder der Song ist einfach in der Reihenfolge schlecht platziert. Dazu klingt das ganze Lied doch sehr nach SALTATIO MORTIS. Genau dort geht die Reise auch hin. Hinzu kommen recht blasse weibliche Vocals von Fabienne Ernie (ELUVEITIE) - schade, aber auch kein Totalausfall. Die treibenden Beats und die Instrumentalisierung machen dennoch Spaß. Dann folgt allerdings ein echter Kracher und meiner Meinung nach der beste Track 'Beserkermode': Der Song macht nicht nur einfach Spaß, sondern persifliert gekonnt den sich weiter ausbreitenden misogynen toxischen Maskulinismus. Es ist schön zu sehen, dass auch die eher unpolitischen Musikszenen ab und an Flagge zeigen, auch wenn das natürlich nicht immer und überall sein muss. Chapeu, FEUERSCHWANZ!

Danach rückt das Album thematisch in Richtung Popkultur. Hier sind Songs zu "Herr Der Ringe", "Dragon Age", "Game Of Thrones" und "Highlander" zu finden. Diese Stücke bewegen sich alle im SALTATIO MORTIS-Fahrwasser, mal härter und metal(l)ischer (teilweise sogar mit Deathgrowls und Screams), mal folkiger, aber immer auf ordentlichem Niveau, und alle können gefallen, müssen aber nicht. 'Highlander' sticht noch als Partykracher dabei heraus. 'Valkyren' bildet den balladesken Abschluss und kommt als Mitgröhlhymne daher. Leider ist der Chorus eine fast Eins-Zu-Eins Kopie von D'ARTAGNANS 'My Love's In Germany'.

Alles in Allem kann man echt nichts falsch machen, wenn man auf Mittelaltermetal der härteren Gangart steht. Nur die Platz 1 Chartsnominierung kann ich nicht ganz nachvollziehen. Dafür klingt doch das Gesamtwerk zu generisch. Allerdings weiß ich jetzt, warum FEUERSCHWANZ Support der aktuellen GLORYHAMMER-Tour sind und denke, dass das Llve richtig Spaß bringen kann.


Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. SGFRD Dragonslayer
02. Bastard Von Asgard Master
03. Berzerkermode
04. Knochenkarusell
05. Fegefeuer
06. Die Horde
07. Uruk-Hai
08. Highlander
09. Morrigan
10. Eis & Feuer
11. Valkyren Valkyren
Band Website: www.feuerschwanz.de
Medium: CD
Spieldauer: 38:50 min Minuten
VÖ: 21.07.2023

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