Interview mit Sängerin Veronica Freeman von Benedictum

Ein Interview von Stormrider vom 02.04.2011 (7257 mal gelesen)
BENEDICTUM haben kürzlich ihr drittes Album "Dominion" veröffentlicht. Im Zuge dessen stand uns Sängerin Veronica Freeman für ein ausführliches Interview zur Verfügung bei dem sie tiefere Einlicke in den Aufnahmeprozess gewährte und auch über den Druck des berüchtigten dritten Albums erzählt.

Hallo Veronica, als erstes Glückwunsch zu eurem gerade veröffentlichtem Album "Dominion". Ist ja ein starkes Stück Heavy Metal geworden. Bist Du soweit zufrieden mit den Reviews die ihr dafür bekommt?

Veronica: Vielen Dank Pat. Wir sind sehr glücklich mit dem Album und die meisten Kritiken die wir bisher bekommen haben sind sehr gut ausgefallen. Natürlich gibt es immer Dinge die man im Nachhinein ändern möchte, aber ich denke, dass Dominion ein weiterer Schritt in der Entwicklung von BENEDICTUM ist und hoffe die Fans mögen das Album. Die Reviews sind zwar meistens positiv gewesen aber wenn man etwas Neues probiert und etwas riskiert um sich selbst treu zu bleiben, dann kann man es nicht allen Leuten Recht machen. Wir wollten kein Album machen, bei dem sich die Songs gleichen, wie ein Ei dem anderen. Wir haben daher unseren Horizont etwas erweitert und ein paar Dinge ausprobiert. Und es freut mich sehr, dass Dir das Album gefällt.

Dies ist euer drittes Album und eine alte Weisheit sagt, dass dies euer "Make it or break it"-Album ist. Hattet ihr beim Schreiben Druck, dass ihr etwas Besonderes erschaffen müsst? Und glaubst Du, dass ihr den Erwartungen der Fans gerecht geworden seid?

Veronica: Um ehrlich zu sein, habe ich diesen Druck schon IMMER verspürt, nicht erst mit diesem Album. Beim Debut hieß es das ist die Chance eine erste Duftmarke zu setzen, beim zweiten Album war es dann der Nachfolger ist immer schwerer und wird genauer beleuchtet als der Erstling und jetzt ist es eben das ist das Album welches euch definieren wird, daher ist der Druck bei jedem Album vorhanden. Wir hoffen, dass wir die Erwartungen der Fans erfüllen konnten, aber es ist natürlich schwer bzw. unmöglich immer allen zu gefallen. Wir versuchen daher uns jedes Mal zu steigern und zu wachsen ohne unsere Identität zu verlieren, die uns letztlich zu BENEDICTUM macht.

Wo sind denn, Deiner Meinung nach, die größten Unterschiede zwischen "Dominion" und den beiden Vorgängerscheiben festzumachen?

Veronica: Die Unterschiede ergeben sich teilweise zwangsläufig, denn wir haben ja nicht nur neue Bandmitglieder, sondern auch in Ryan Greene einen neuen Produzenten. Ich denke, dass gerade Ryan vom ersten Tag an eine sehr klare Vorstellung davon hatte, wo er mit uns hin wollte. Es hat zwar etwas Überzeugungsarbeit gebraucht, denn manchmal war ich mir nicht sicher, ob ich mich so wirklich wohl mit allem fühlte, aber als wir dann beim Mastering des Albums waren, war ich überzeugt, dass wir etwas Tolles geschaffen haben. Für mich persönlich war es ein längerer und härterer Entstehungsprozess, aber ich habe sehr viel daraus gelernt.

Du hast es ja bereits angeschnitten, dass ihr dieses Mal nicht mit Jeff Pilson, sondern mit Ryan Greene als Produzent gearbeitet habt. Was war der Grund für den Wechseln hinter den Reglern? Wart ihr mit Jeff nicht mehr zufrieden oder wolltet ihr nur mal frischen Wind?

Veronica: Um ehrlich zu sein haben wir Jeff sogar gefragt, ob er das Album produzieren möchte, aber sein Kalender ist so voll, dass er einfach keine Zeit hatte, als wir bereit für die Aufnahmen waren. Daher haben wir in der Zwischenzeit einen Probelauf mit Ryan Greene gestartet. Ich habe ihn also in Arizona besucht, um zu sehen, ob wir die gleichen Ansichten bezüglich der musikalischen Ausrichtung haben und natürlich auch, um sicherzustellen, dass wir auf persönlicher Ebene mit ihm harmonieren. Wir haben also am Song 'Dominion' gearbeitet und merkten schnell, dass wir auf einer Wellenlänge funken und so haben wir auch den Rest des Albums mit ihm aufgenommen. Wer nennen ihn „das Ohr“ und ich kann sagen, dass es, insbesondere auch für Pete, eine tolle Erfahrung war. Ich denke sogar, dass es die beste Leistung ist, die Pete bis jetzt auf einer Platte gezeigt hat, auch weil er die Möglichkeit hatte mit sehr unterschiedlichem Equipment und Sounds zu arbeiten.

Gewähre unseren Lesern doch mal einen Einblick in euren Aufnahmeprozess. Lief es leichter ab oder war die Arbeitsweise von Ryan fordernder als die von Jeff?

Veronica: Der ganze Prozess dauerte dieses Mal länger, da wir nun in zwei verschiedenen Städten wohnen. Chris und Mikey leben in San Diego und Pete, Tony und ich wohnen in Phoenix/Arizona. Daher war das Schreiben etwas schwieriger. Ich denke, auf die Arbeit mit Ryan bin ich schon ein wenig eingegangen, aber wenn wir einen tieferen Blick darauf werfen, dann hat er eine ganz andere Art. Er kümmert sich hauptsächlich um die Produktion und das Engineering. Er hat aber auch kein Problem damit direkt anzusprechen wenn etwas nicht so läuft wie er sich das vorstellt, und das respektiere ich sehr. Er war zwar ziemlich streng in seinen Anforderungen und wir mussten uns ständig steigern, aber es war eine wirklich tolle Erfahrung für mich persönlich. Ich habe viel über meine Stimme gelernt, denn Ryan brachte mir eine Menge über die richtige Kopfhaltung und Atemtechnik bei und wie die Körperhaltung die Stimme beeinflusst. Insgesamt haben wir alle das Gefühl, dass wir durch seine strenge Art bessere Musiker geworden sind. Auch heute noch habe ich jede Woche mindestens ein Mal Kontakt zu ihm und wir sind sehr enge Freunde geworden. Wir hatten sehr viel Glück mit den Leuten, mit denen wir bis dato zusammen arbeiten durften. Jeff Pilson hat uns viel über Songwriting und Ausdruck beigebracht, während Ryan einen eher technischen Ansatz hat, der uns als Musiker auf eine neue Stufe beförderte.

Es ist ja bekannt, dass DIO und BLACK SABBATH ein großer Einfluss für euch sind. Das neue Material kommt allerdings etwas moderner daher, woher kommen diese neuen Einflüsse?

Veronica: Natürlich hat das eine Menge mit dem Einstieg von Chris Shrum und Mikey Pannone zu tun. Der Einfluss der neuen Mitglieder hat da wirklich den Unterschied gemacht und auch wenn wir bereits knapp zwei Jahre in diesem Line Up zusammen spielen, so hat doch erst der Songwriting-Prozess die neuen Einflüsse so richtig ans Tageslicht gebracht. Auch wenn Pete und ich weiterhin die Hauptsongwriter der Band sind, so reflektiert "Dominion" doch den größeren Input den die anderen Mitglieder zum Album beigesteuert haben. Ryan war, wie vorhin schon erwähnt, ein weiterer Baustein der einen großen Unterschied zu den Vorgängeralben machte. Er hat von Anfang an gesagt, dass er unseren Sound etwas moderner gestalten möchte. Und ich denke, dass hat er geschafft. (Lachen)

Lass uns doch einen Blick auf Deine Lyrics werfen. Was kannst Du uns zu den Texten erzählen? Was bedeuten sie Dir und woher holst Du Dir Deine Inspiration?

Veronica: Ich bin wirklich froh, dass Du mich danach fragst, denn in der Tat sind die Lyrics sehr wichtig für mich. Ich bin nicht der Typ Songwriter, der sich irgendein Thema aussucht und einfach was dazu schreiben kann. Für mich müssen die Lyrics etwas Persönliches bedeuten oder das Thema muss mich wirklich begeistern. Ich beziehe deshalb meine Inspiration fürs Schreiben von Leuten aus meinem Umfeld, Ereignissen, die in der Welt geschehen und hauptsächlich aus den Kämpfen, die ich mit mir selber ausfechte, sei es geistig, physisch oder emotional. Die letzten Jahre waren auf persönlicher Ebene nicht immer einfach für mich, daher beschäftigen sich viele der Texte mit innerem Kampf, Zweifel, dem Willen zu triumphieren und der Tatsache, dass man die Hoffnung zu überleben nicht aufgeben sollte.

Du hattest ja vorhin schon den Einfluss der neuen Bandmitglieder thematisiert. Im Vorfeld des Albums hat das Bandkarussell Fahrt aufgenommen und sich wieder stark gedreht. Bis auf Pete und Dir wurde das komplette Line Up ausgetauscht. Wieso habt ihr euch von den alten Bandmember getrennt?

Veronica: Das kann man wirklich mit einem Wort sagen: Leben. Paul unser ehemaliger Drummer hat einen neuen Job angenommen und ist nach Las Vegas umgezogen. Chris Morgan ist sogar gleich nach Deutschland übergesiedelt und bei Jesse Wright hatte es familiäre Gründe, aus denen er die Band verlassen musste. Nach und nach mussten Pete und ich also neue Bandmitglieder finden und einarbeiten. Wir wollten die Band aber unbedingt am Laufen halten und sind glücklich neue Mitstreiter gefunden zu haben. Die Line-Up Wechsel sind leider Teil des Business, aber wir sind auch weiterhin mit allen ehemaligen Mitgliedern von BENEDICTUM befreundet und sie gehören immer noch zur "Familie".

Wie haben sich die drei Neuen eingefügt und wie genau haben sie euren Sound beeinflusst?

Veronica: Chris Shrum und Mikey Pannone brachten einen sehr viel aggressiveren Stil ein, als Pete und ich ihn bis daher gewöhnt waren. Tony hingegen hat eher einen orchestralen Background. Diese neue Mischung hat uns dann automatisch in eine andere Dimension geführt. Wir haben bei diesem Album auch viel mehr im Bandkontext zusammengearbeitet als das früher der Fall war. In Summe sind es also mehrere Faktoren, die den Entwicklungsprozess anders gestaltet haben als bisher. Und so langsam gewöhne ich mich auch an diesen Arbeitsstil.

Da ihr ja hier in Europa keine Unbekannten mehr seid, ist denn mit einer Tour in naher Zukunft zu rechnen? Vielleicht als Special Guest im Rahmen eines zugkräftigen Pakets?

Veronica: Das wäre zwar super, ist allerdings wirklich nicht ganz einfach für uns derzeit. Wir wissen zwar bereits, dass wir ein paar Shows in Europa im Oktober spielen werden, wollten aber unheimlich gerne auch im Sommer zu euch rüber kommen. Da das leider nicht geklappt hat, werden wir uns den Sommer über auf die USA konzentrieren und werden die alte Welt erst im Herbst in Angriff nehmen. Ich hoffe Du bist da!

Du bist als Frau mit Power-Vocals im Metal ja immer noch eher eine ungewöhnliche Erscheinung, wie gehen die Fans damit um? Wird Dir entsprechend Respekt für Dein Organ gezollt, oder schaffen es die Herren der Schöpfung oft nicht, sich auf Deine Stimme zu konzentrieren?

Veronica: (Lautes Lachen) Oh mein Gott, das bringt mich wirklich zum Lachen. Ich bin doch gar nicht so ablenkend, daher denke ich, dass sich schon auf meine Stimme konzentriert wird. Ich persönlich finde, dass ich eine Menge Respekt bekomme. Klar, gab es auch etwas andere Zeiten, aber ich denke, dass Frauen im Metal nicht mehr so ungewöhnlich sind wie das früher der Fall war. Ich glaube allerdings, dass meine Stimme und die doch sehr traditionelle Art wie wir Metal spielen nicht ganz so einfach zu kategorisieren sind, denn ich liege irgendwo zwischen den Enden der typischen Spektren. Daher ist es nicht ganz so leicht, unseren Platz in der Szene zu finden. Aber wir haben unseren eigenen Stil und wir sind dankbar für unsere Fans.

Ihr seid ja bekannt dafür, Coversongs auf eure Alben zu packen; wieso habt ihr dieses Mal einen Song der kanadischen Prog-Götter RUSH ausgesucht?

Veronica: Ich bin ein wirklich riesiger RUSH Fan, genau wie auch der Rest der Band und unser Produzent Ryan Greene. Ryan ist selber auch Drummer und als wir eines Abends über einen potentiellen Coversong sprachen, habe ich erwähnt, dass ich wirklich gerne einen Song von RUSH machen würde. Er hat das aufgegriffen und das nächste, was wir aufgenommen haben, war 'Temple Of Syrinx'. Wer hätte das gedacht?

Nun haben wir eine Menge über "Dominion" gesprochen. Werfen wir noch einen Blick in die Glaskugel. Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Wird es noch was mit dem Metal-Olymp und der Herrschaft über all die Headbanger da draussen?

Veronica: Das ist zumindest der Masterplan! Und wäre der nicht großartig? Derzeit konzentrieren wir uns allerdings erstmal darauf eine tolle Live-Show zusammenzustellen, um das Album zu promoten und arbeiten gemächlich auf die Weltherrschaft hin. WELTHERRSCHAFT! Ja, das wäre fantastisch. Headbangers Unite!!!

Veronica, ich danke Dir, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Die letzten Worte gehören natürlich Dir.

Veronica: Ich danke Dir und natürlich Euren Lesern für die Zeit, die ihr BENEDICTUM schenkt. Wir wissen das wirklich sehr zu schätzen und sind sehr dankbar dafür.

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