Feanor - Power Of the Chosen One

Review von Tailgunner vom 05.05.2021 (5384 mal gelesen)
Feanor - Power Of the Chosen One Viele Köche verderben nicht zwangsläufig den Brei. Das haben sich vermutlich auch die Argentinier FEANOR gedacht und sich wie bereits beim letzten Album "We Are Heavy Metal" multinationale Verstärkung in Form von David Shankle (G, Ex-MANOWAR) und Sven D'Anna (V, WIZARD) dazugeholt. Dass diese Form der Zusammenarbeit offensichtlich recht gut funktioniert, beweist das nunmehr vierte Studioalbum FEANORs recht deutlich und darüber hinaus dürfte es aufgrund der beiden hinzugezogenen Musiker ziemlich offensichtlich sein, dass wir es hier nicht mit einer unentdeckten Prog Metal-Sensation aus dem Oman oder einer wütenden Death Metal-Kapelle aus Kolumbien zu tun haben. Die Marschrichtung ist klar, es wird lupenreiner True Metal serviert. Und so ergänzen der Amerikaner mit prominentem Ex-Arbeitgeber und der Deutsche mit (leider) nicht ganz so prominentem Hauptarbeitgeber die Umtriebe von FEANOR doch ziemlich wirkungsstark.

Direkt der super-effektive Opener 'Rise Of The Dragon' macht alles richtig und sollte jedem True Metal-Warrior allerbestens reinlaufen und den Ledertanga in Flammen setzen. Das folgende 'Power Of The Chosen One' hat sicher einen etwas mutigen Auftakt, aber das muss man als Manowarrior eben abkönnen. Das Pathos ist meterdick aufgetragen. Klarer Fall von Fanservice für die entsprechende Zielgruppe. Wer mit dieser Art von massivem Metal-Pathos nicht klarkommt, der wird hier natürlich nicht glücklich, da darf man sich nichts vormachen. Ähnlich dick aufgetragen wird bei 'Metal Land'. Zugegeben, selbst ich finde den Titel des Songs schon etwas hart, das ändert aber nichts daran, dass das Stück eine weitere wunderbare Verneigung vor der mittleren Schaffensphase von MANOWAR ist. imgrightDas Stück wächst allmählich und animiert zum anhaltenden Fistraisen. Ach, und habe ich eigentlich schon erwähnt, dass Sven - genau wie auf dem aktuellen WIZARD-Album - einen absolut hervorragenden Job macht? Hört euch den Mann an! Besonders in den ruhigen Passagen von 'The Return Of The Metal King', welches das Album abschließt und die Odyssee des Odysseus vertont, dabei zwar nicht wie das literarische Vorbild Homers zehn Jahre andauert, aber immerhin stolze 19 Minuten! Klingt anstrengend, ist es aber nicht, da uns diverse Soli, wie wir sie etwa in 'Achilles, Agony And Exctasy In Eight Parts'' ertragen müssen, erspart bleiben. Geboten wird stattdessen ein interessantes sowie abwechslungsreiches Epos, das natürlich nicht für die schnelle Listeningsession zwischendurch taugt. Auch ein eher ruhiges Stück wie 'Lost In Battle' weiß zu gefallen, erzeugt es doch eine vergleichbare Schlachtfeld-Atmosphäre, wie es MANOWAR sonst so hervorragend hinbekommen. Habe ich schon erwähnt, dass man hier keine Berührungsängste mit Pathos haben sollte?

Unter dem Strich haben wir es mit einem wirklich starkem True Metal-Album zu tun. Für die ganz hohen Weihen, wie ich sie zuletzt WIZARDs 'Metal In My Head' habe zukommen lassen, reicht es nicht ganz, denn im direkten Vergleich haben sich hier auch ein bis zwei Längen auf das Album geschlichen und die teils doch etwas ausufernde theatralische Epik muss man mögen. Die Produktion des Albums geht größtenteils in Ordnung, bedenkt man, dass es in drei verschiedenen Ecken des Erdenrunds entstanden ist, wobei das heutzutage ja auch absolut nichts Ungewöhnliches mehr darstellt. Einzig die Parts von David Shankle wirken teils etwas "drübergemischt". Das ist nicht wirklich schlimm und möglicherweise empfinde auch nur ich das so. Dem Promo-Wisch entnehme ich zudem, dass die Chöre von einem 40-Köpfigen Chor realisiert wurden und darüber hinaus ein echtes Piano und antike Instrumente zum Einsatz kamen. Auf Midi-Drums, Plugins und Synths hat man demnach auch nicht zurückgegriffen. Was bleibt also am Ende festzuhalten? Für die großen Bühnen der Welt ist FEANOR sicher nicht die geeignete Band, da dieser True Metal natürlich eher für eine kleine Schar Wahnsinniger innerhalb der Metal-Gemeinde geeignet ist und weniger für das Mainstream-Publikum oder musikalische Feingeister. Die Zielgruppe, die kein Problem damit hat zu ihrer Leidenschaft - zu MANOWARschem True Metal - zu stehen und den geringschätzenden Blick eines DREAM THEATER-Fans stolz mit einem kernigen "Whimps and Poser ..." (ihr kennt den Rest) quittiert, findet hier zweifelsfrei ordentliches Kraftfutter! (Und bevor hier der Sturm der Entrüstung über mich hereinbricht, ich bin auch ein großer DREAM THEATER-Fan!!!)




Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Rise OF The Dragon
02. Power Of The Chosen One
03. This You Can Trust
04. Metal Land
05. Hell Is Waiting
06. Together Forever
07. Bringer Of Pain
08. Lost In Battle
09. Fighting For A Dream
10. The Return Of The Metal King (The Odyssey In 9 Parts)
Band Website: www.feanorband.com
Medium: CD
Spieldauer: 63:25 Minuten
VÖ: 23.04.2021

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