Wacken Open Air 2007

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Take off: 02.08.2007 - Review (12789 mal gelesen)
Ein Bericht von JoS, Odin und Vikingsgaard

Wacken Open Air 2007

Wacken... Endlich wieder Wacken! Abseits des Bühnenprogramms gab es auch einiges zu sehen, doch dazu später. Hier unsere Eindrücke der Live-Gigs während des Festivals. Viel Spaß!

Donnerstag

BLITZKRIEG

Odin: Joa, okay, den gleichlautenden Titel zum Abschluss erkannte ich auch (haben METALLICA ja gecovert).

ROSE TATTOO

Odin: Angry, aber nicht vom Hocker reißend.

NAERA

Odin: Meine persönlichen Gewinner des Tages. Die Münsteraner gingen heftig nach vorne, brachten ein überdurchschnittlich großes Publikum vor der Party Stage zum Kochen inkl. Unmengen Crowdsurfer. Gegen Ende gab es auch eine ordentliche Wall of Death, die das sichtbare Erstaunen der Musiker selbst nicht gerade minderte. Daumen hoch, fettes Brett.

SODOM

Odin: 'Ausgebombt', 'Sodomy and Lust', 'Wachturm' und 'Bombenhagel' habe sogar ich erkannt. Ansonsten eine bunte Mischung von Musikern aus der Bandgeschichte am Start - eine ordentliche SODOM-Show eben.

SAXON

JoS: Das diesjährige WOA begann für mich etwas verspätet mit dem Donnerstags Headliner SAXON. SAXON gehören sicherlich zu den Bands, von denen man minimal eine mäßige Show zu erwarten hat, niemals aber eine schlechte. Wenn diese Show sicherlich auch nicht zu ihren besten gehörte gaben SAXON jedoch einen wunderbaren Auftakt für das Festival und Klassiker wie 'Wheels of steel', 'Denim and leather' oder 'The strong arm of law' zündeten mit gewohnter Heftigkeit. Auch lobenswert zu erwähnen ist die Stärke der Songs von "The inner sanctum", welche ebenfalls live einschlugen wie eine Bombe. Einzig etwas fehl schlug die Aktion 'Princess of the night' vom Publikum singen zu lassen. Irgendwie waren Takt und Textfestigkeit nicht zur Genüge vorhanden. Schlussendlich lief ich dennoch recht befriedigt die knappe halbe Stunde zum Zelt zurück.

Freitag

Odin: Der Tag startete gleich mit Verschiebungen, da es kurz vor dem Auftritt von AMORPHIS ein größeres Strohfeuer von der Bühne zu löschen galt. Die folgenden Gigs wurden anfangs ca. 40 Minuten verschoben, durch kürzere bzw. gestrichene Pausen und schnellere Bühnenwechsel war der Zeitplan bis nach GRAVE DIGGER aber wieder genau auf Kurs - die neuen Zeiten und Bühnenbelegungen hingen auch umgehend zum Beispiel im Pressezelt aus, hier klar Daumen hoch für die Organisation.

THERION

Odin: Bei den Schweden sind die klassischen Sängerinnen und Sänger wenigstens in keinster Weise deplatziert wie bei manch anderem Act, nicht einmal optisch. Im Gegenteil, die Damen agierten anregend aufreizend, das Ärmel-only-Top des männlichen Kollegen allerdings ist mindestens Geschmackssache. Musikalisch wurde es mir bald zu atmosphärisch, das hat auf Dauer zu wenig Live-Appeal, finde ich. Ich mag THERION, aber dieses Mal war es irgendwie nicht mein Fall. Lichtblicke waren 'The Blood Of Kingu', 'In The Desert of Set' und 'Cult Of The Shadow'.

VOLBEAT

JoS: Ja, was sind VOLBEAT nun eigentlich? Schwer in ein Genre zu quetschen definitiv und eine Live-Macht auch. Eher etwas gezwungen begab ich mich nämlich in knallendem Sonnenschein und verzweifelte beinahe, als ich 15 Minuten auf ein Bier warten musste. Das alles jedoch machte nichts, VOLBEAT begannen ihr Set ganze 30 Minuten zu spät. Jeder Ärger war jedoch nach wenigen Minuten verflogen. Engagiert, kommunikationsfreudig und vor allem mit der richtigen Ladung Rock'n'Roll im Arsch legten VOLBEAT die Partystage in Schutt und Asche und luden zum Crowdsurfen, Bangen und Tanzen ein, bis man beinahe im Staub erstickte. Geile Sache, die zweitbeste Gaudi des Festivals.

GRAVE DIGGER

Odin: Die Totengräber sind immer ein Garant für gute Stimmung und beweisen das mit schöner Regelmäßigkeit in Wacken. Ganz ohne Show-Amps auf der Bühne zeigt sich die über die Jahre gewandelte Einstellung und gewonnene Professionalität der gestandenen Herren um Chris Boltendahl. Selbst H.P. bewegt sich inzwischen unbemalt mit Lederjacke und Sonnenbrille hinter seinem Keyboard.

Nach dem Intro zu "Tunes of War" gab es allerdings einen denkbar schlechten Start, denn es waren nur die Drums zu hören. 'Liberty Or Death' machte das aber schnell vergessen. Gewohnt agil und professionell hatten GRAVE DIGGER das Publikum vom Start weg im Griff. Allerdings war dafür auch eh nicht viel zu tun. Weiter ging es mit 'Knights of the Cross', während dessen sichtbar viel Arbeit auf die Security zuschwamm, 'Grave Dancer' und 'Excalibur'. Bei letzterem stahlen die Crowdsurfer der Band vollends die Show. 'Silent Revolution' wirkte etwas abkühlend, da noch so jung, den Mitgröhl-Refrain konnten aber auch die letzten schnell erlernen. 'The Last Supper', 'Morgane LeFay', 'United We Stand' und 'The Grave Digger' ließen weiter keinen Zweifel an der Stellung und Performance der Teutonen aufkommen. Dann machte ich mich vorzeitig auf den Weg zur Partystage und FALCONER.

FALCONER

Odin: Der Zulauf schien zunächst noch unter der zeitlichen Nähe zu GRAVE DIGGER zu leiden (spielten durch die Verzögerung bis 17:30, FALCONER ab 17:30), aber dann füllte sich der begrenzte Zuschauerbereich doch sehr zügig. Nicht nur ich war positiv von der massiven Resonanz überrascht, auch die Band war sichtlich beeindruckt. Mit Spitzensound und einem frenetisch mitsingenden Publikum wurden Mathias Blad und der Rest der Band wiedervereint in Wacken zurück empfangen. Crowdsurfer gab es spätestens bei 'Mindtraveller' fast genauso viele wie bei GRAVE DIGGER zuvor. Zeitweise ('Upon The Grave Of Guilt') sang das Publikum die Band fast an die Wand und beim abschließenden 'The Clarion Call' war es dann um uns geschehen; voller Inbrunst begleiteten wir Mathias Blad, der ganz schön zu schlucken hatte an der unglaublichen Power, die die Fans den Schweden entgegensagen. Gänsehaut-Feeling! Zu Beginn ein Moshpit, zum Ende ein Riesenjubel und Zugaberufe, die leider unbeantwortet bleiben mussten.

J.B.O.

JoS: Was soll man großartig über JBO sagen? Am Freitag stellten sie definitiv den heimlichen Headliner dar und brachten die Party des Festivals. Zwar war das Gelände bereits zu dieser Uhrzeit vollkommen überfüllt, doch was soll's. Hits wie 'Verteidiger des wahren Blödsinns', 'Ein guter Tag zum Sterben' oder der Abschlussong 'Ein Fest' kommen auch aus einer gewissen Distanz noch cool rüber. Die Jungs aus dem kleinen Dorf Erlangen waren gewohnt gut drauf und tricksten bei den Mitsingparts, in dem sie riesen Schilder mit dem notwendigen Textmaterial hochhalten liesen. Auch Witze über den Frisurendiebstahl von Neonazis bei Britney Spears und ähnliches kamen äußerst gut an, sodass man eigentlich eine Stunde lang mit Lachen, Singen, Klatschen und Hüpfen beschäftigt war. Riesen Party, top Wetter, top Band, was will man mehr? Richtig, Positionstausch mit dem Headliner.

Odin: Nun, so runweg positiv sehe ich die Narren nicht, aber gute Laune haben sie auf jeden Fall im Gepäck. Im Vorjahr waren J.B.O. als krönender Abschluss der gesamten Gaudi "Wacken Open Air" für mich sehr bewegend - das war aber auch früh am Morgen nach entsprechendem Konsum alkoholhaltiger Getränke und damit einhergehender Erschöpfung. Da knallt 'Take me home, Autobahn, to the place I belong - heim nach Wacken!' einfach mehr ins Gemüt als am späten Nachmittag.

BLIND GUARDIAN

Odin: Fingen zehn Minuten zu früh an, da lief auf der großen Video-Wall zwischen den Bühnen noch die Eigenwerbung über den Kraftakt des Aufbaus und der Rettung des Festivals vor dem Versinken im Schlamm. Unglücklich. Aber egal. Auch die optisch schlichte Erscheinung der Herren tat der Begeisterung wie üblich keinen Abbruch, einzig die Lautstärke hätte etwas angehoben werden dürfen. Statt eines Backdrops gab es eine riesige Video-Wand, die allerdings nur aus sehr groben Bildpunkten aufgebaut war und Grafik im alten Amiga-Style zeigte (wobei schon vor Ewigkeiten die dortigen Demos besser aussahen). Aus erster Hand erfuhr ich, dass die Setlist vollkommen anders als zum Beispiel in Tuska (Finnland) war, aber die Wächter haben halt auch einen unerschöpflichen Topf großartigen Materials.

Ein weiteres Manko zumindest für die Zuschauer, die nicht ganz hinten oder rechts standen war der parallel laufende Soundcheck von DIMMU BORGIR. Insbesondere als der 'Bard's Song' sich gegen den Drumcheck behaupten musste, war das gar nicht witzig. Aber auch hier setzte sich das Publikum durch und lieferte einen Sturm aus zigtausenden Kehlen, der in Hansis Kehle einen Klos entstehen ließ. Nur zu verständlich.

Mehr als der Soundcheck nebenan nervten nur noch der Kamerakran und die bis zu drei Kameraleute, die auf der Bühne rumrannten. Meine Güte, was soll der Scheiß und warum rebellieren die Fans da noch nicht offen dagegen? Die Mehrfachverwertung des Festivals hat sicherlich nicht zur Folge, dass die Tickets billiger werden, sondern nur, dass die Produktion nächstes Mal noch größer und die Kameraleute noch zahlreicher werden könnten. Absolut unnötig und störend, macht die Produktion lieber wieder etwas kleiner und dafür ehrlicher für die Fans.

JoS: A propos Headliner. Ich musste mir von drei Leuten versichern lassen, dass BLIND GUARDIAN wirklich gebookter Headliner sein sollten, bis ich es begreifen konnte. Nunja, mein Ziel ist erreicht. Ich habe sie jetzt auf einem Album gehört, auf DVD gesehen und auch live genießen dürfen. BLIND GUARDIAN sind und bleiben langweilig. Zugegebenermaßen machte der 'Bard song' Spaß, jedoch blieb ich lieber weitestgehend mit dem Rücken zur Bühne stehen, da die allgemein mangelnde Motivation und vor allem Hansi Kürschs "Kaninchen-auf-der-Flucht"-Mimik in Kombination mit ganz schwacher Perfomance nun wirklich nicht auszuhalten waren.

DIMMU BORGIR

Vikingsgaard: Für die einen sind es Black Metal Huren und für die anderen Götter in schwarz. Ich bekenne mich zu Letzteren ob des musikalischen Schaffens, der coolen Klamotten wegen so wie so, und der krankhaften Zielstrebigkeit der Norweger im besonderen. Ohne das Thema Kommerz wieder zu sehr zu strapazieren bin ich aber immer noch der Meinung, dass sich gute Musik auch gut verkaufen sollte und muss! Damit haben DIMMU BORGIR wahrlich kein Problem, jedes Album verkauft sich wie geschnitten Brot und jede Tour ist quasi ausverkauft. Dass man aber der hohen Qualität des Studiomaterials live nicht gerecht werden kann ist nur zu gut verständlich und auch ärgerlich zu gleich. Bassist Simen (Vortex) hat vielleicht eine schöne Stimme, aber der kann halt nicht singen, dass ist das Problem. Was mit Studioelektronik kaschiert werden kann ist live einfach nur grausam! Dasselbe gilt für den Dilettanten an den Drums, ich weiß nicht, wer da gerade saß, aber sein Drumming weckte in mir eine gewisse Sehnsucht nach Nick Barker. Der Rest ruderte sich sehr annehmbar durch 'Kings of the Carnival Creation', 'Spellbound by the Devil' oder 'Progenies of the Great Apocalypse'. Der Hammer ist eigentlich immer Keyboarder Mustis. Ich bin ein sehr großer Fan dieses Herren, weil er diese ganzen losen Stricke an musikalischen Ideen zu einem komplexen schwarzen Teppich knüpft und diesen, mehr oder weniger dezent, unter den Amboss DIMMU BORGIR schiebt. Die Show war, mit den oben erwähnten Abstrichen, gut aber nicht gut genug für einen zahlenden Fan.

SCHANDMAUL

JoS: 1 1/2 Songs DIMMU BORGIR, alles cool, aber irgendwie zu viel. Also rüber zu SCHANDMAUL, um sich ein wenig Entspannung zu gönnen. Eine hohe Erwartungshaltung hatte sich durch Berichte bei mir aufgebaut und diese wurde vollkommen erfüllt. Selten durfte ich eine so engaierte Band auf der Bühne erleben. Vor allem die spontanen Einfälle zum Helga Ablöser Spiderschwein wurden wohlwollend aufgenommen und auch bei der Aufforderung zum großen Sprung gingen doch zumindest 70% der Menge in die Hocke. Ob 'Seemannsgrab', 'Lichtblick' oder 'Walpurgisnacht', alles wurde souverän vorgetragen und ebenso souverän vom Publikum mitgesungen. Die Frage ob eine Zugabe wie 'Dein Anblick' gewagt sei, wurde auch beantwortet: Nein! Auch Metalheads haben ein Herz und so wurde nicht nur während der Darbietung auf der Bühne jede Silbe mitgesungen, sondern auch der Refrain auf dem Weg zurück des öfteren wiederholt. Zum Thema Rückweg: Hier zeigte sich einmal wieder wie überfüllt das Gelände war. Dass bei dem herrschenden Gedränge keine schwereren Verletzungen, Panikattacken oder gar Todesfälle zustanden kamen ist reiner Zufall gewesen.

ICED EARTH

Odin: Habe ich nach drei Songs verlassen, da langweilig. Da höre ich mir lieber "Alive In Athens" an, da kann ich wenigstens noch Barlow hören. Der Ripper kann ihn für meinen Geschmack nach wie vor nicht ersetzen. Schaffer selbst eifert zumindest optisch anscheinend Biff von SAXON nach, tre chique.

JoS: Ich und Tim Owens. Ja, er ist ein guter Sänger, aber nein, er hat keinen Charakter in seiner Stimme. Wie dem auch sei, ICED EARTH boten guten Metal der alten Schule und Songs wie 'The Hunter' und 'Stormrider' wurden begeistert vom Publikum begleitet. Auch das neue Songmaterial der Combo um Jon Schaffer lässt auf großes hoffen und so kann ich durchaus nachvollziehen, dass einige ICED EARTH zur Band des Festivals erklärten. Schade jedoch das 'Pure Evil' und die beiden Überballaden 'Melancholy' und 'Watching over me' nicht gespielt worden sind. Aber ich nehme an, letztere beiden hätte Tim 'Ripper' Owens niemals einem Matt Barlow würdig darbringen können.

SAMAEL

Vikingsgaard: Was macht eine Band, die sich musikalisch scheinbar im Kreis dreht? Klar, man nimmt eine Auszeit! So geschehen auch bei SAMAEL, die sich nach dem "Passage"-Release aufzulösen schienen. Kein vernünftiges Management, ein übellauniges Label und immense Produktionskosten für den Nachfolger "Eternal". Chefkomponist Xytras erleichterte sich mit einem Instrumentalalbum und sein Bruder Vorphalack verschwand fast 2 Jahre nach Indien und Tibet zwecks Selbstfindung und -heilung, was wohl den entscheidenden Schub nach vorne gegeben hatte. Das alles ist schon ein paar Jahre her, doch wer SAMAEL live sieht weiß wovon ich rede. Die Black Metal Attitüde wurde schon lange abgelegt und durch sehr nachdenkliche Lyrics ersetzt und mit zwar nachvollziehbaren, aber immens gänsehautlastigen Akkorden gepaart.

Songs aus fast allen Schaffensperioden der Schweizer kamen an diesem Abend zum Zuge und optischer Mittelpunkt war, wie fast immer, der äußerst charismatische Vorph, der mit seinem minimalistischem Tanzstil jede Tekkno-Party zum kochen bringen könnte. Keine Ahnung, wie oft ich die schon gesehen habe, aber SAMAEL sind Perfektionisten sonders gleichen und für mich auf jedem Festival ein Highlight!

Samstag

Odin: Ab in die Wolfgang Schäuble Verhör-Dusche - diesen Namen bekam die eisige Folter heute Morgen von den Kerlen mit den großen Klappen, die sich unter dem frischen Nass dann wie die kleinsten Mädchen anstellten. Etwas weniger politisch korrekt war die Bemerkung des Nächsten, er spüre seine Beine auch schon nicht mehr... Es ist ja nett, dass man schon beim Bezahlen den Hinweis bekommt, dass das Wasser kalt ist, aber warum zahlen wir dann überhaupt noch 2,50 Euro? Das war auch schon mal anders, da wurde bezahlt, weil es ausdrücklich "Warme Dusche" hieß - auch wenn sie dann doch kalt war und man einen Euro zurückbekam.

STRATOVARIUS

JoS: Frischer Tag, frischer Tatendrang und auf zu STRATOVARIUS und die Finnen übertrafen jede Erwartung. Mit 'Hunting high and low' ins Set und dann Klassikerfeuer 'Eagle fly free', 'Father time', 'Distant skies', 'Paradise'. Eine Creme de lâ Creme von Powermetalsongs und eine Band auf dem Gipfel. Ich persönlich hätte zwar 'Visions' gegen 'Against the wind' und 'Forever' eingetauscht, ansonsten jedoch eine top Playlist.

RAGE

JoS: Metal und Orchester? Yes, Sire! Wer RAGE's "Lingua Mortis' und "XIII" kennt, weiß was es zu erwarten gibt, und die Erwartungen werden auch von der deutschstämmigen Metalinstituation nicht enttäuscht. Peavys Querverweise auf MANOWAR (Das hier ist alles live, da kommt nichts vom Band) oder Belehrungen über Klassiker (Das ist ein alter deutscher Komponist, ihr versteht?) werden mit Belustigung aufgenommen und die Mischung aus Orchester und einem erneut übermenschlich guten Victor Smolski treiben den geneigten Hörer (zumindest mich) in nicht zu erahnende Höhen. Viel zu früh war es vorbei und einige Songs waren zu vermissen, dennoch kamen vor allem 'Black in mind', das 'Lingua Mortis Medley' und der Klassiker 'Higher than the sky' überragend gut an.

Odin: Jaaaaa, großes Kino! Ich wiederhole mich mit der Forderung, RAGE endlich mal einen Headliner-Slot zu geben. Sie kommen immer wieder nach Wacken und spielen immer wieder im Hellen und sind immer wieder einer der besten Acts überhaupt. Aber das Tier Mike Terrana werde ich hinter den Drums vermissen. Zur Setlist kann ich noch 'From The Cradle To The Grave' und 'Alive But Dead' beitragen, das 'French Bourreé' meine ich ebenso gehört zu haben. Nach dem Mitsinghammer 'Higher Than The Sky' kamen dann auch endlich ein paar mehr schnelle Songs, so dass RAGE ein angenehmes Gleichgewicht zwischen getragen orchestriertem und straight metallischem Part herstellten.

NORTHER

Vikingsgaard: Wer in Finnland grimmig guckt hat entweder die Sauna mit dem WC verwechselt, spielt in (mindestens) einer Band oder hat vergessen beim Russen seines Vetrauens den Vodkavorrat aufzufrischen. Dass das nur Vorurteile sind, bewiesen NORTHER mit ihrem sehr gut gelaunten Auftritt auf dem Wacken. Viele dachten ja, dass sein Engagement für ENSIFERUM der Band den Todesstoss gibt, doch Mastermind, Gitarrist und Sänger Petri Lindroos spielte und sang mit einer Freude und einem Enthusiasmus, dass man sich darüber wohl keine Gedanken zu machen braucht.

Ein, recht bekannter, Künstler verriet mir mal seine Taktik sich bei Live-Auftritten zu konzentrieren: man sucht sich irgend einen Fixpunkt und visiert diesen permanent an... vielleicht hat sich Petri ja nur an die Schachtel Kippen erinnert die er mir noch schuldet, jedenfalls war ich wohl sein Fixpunkt, was mir aber auch ein paar gute Bilder ermöglichte. Die Songs kamen leider fast nur von der letzten CD "Till Death Unites Us " und der 5-Track-EP "No Way Back", lediglich der Rausschmeißer 'Death Unlimited' stammte von der gleichnamigen Hammer-CD, was ich etwas schade fand, da ich es doch genau dieser Band und diesem Album zu verdanken habe, hier schreiben zu dürfen.

TYPE 0 NEGATIVE

Vikingsgaard: Was war das denn? Dass sich die Herren Steele und Silver nicht wirklich "grün" sind ist ja bekannt, aber dieser Auftritt war eine bodenlose Frechheit sonders gleichen seitens der Band. Dass sich der gnädige Herr Radayczik (alias Steele) überhaupt noch herab lässt Konzerte zu geben, ist ja schon fast ein Wunder. Übellaunig und voll wie eine Hacke stolzierte der feine Herr über die Bühne und versuchte, die Fans geflissentlich ignorierent, hier einen auf dicken Macker zu machen. Anfangs hatte das ja einen gewissen Charme, da man den New-Yorkern Songs wie 'Black No. 1' oder 'Kill all the white People' auch live zutraut bzw. zu trauert, aber an diesem Abend hatte das alles kein Niveau. Gitarrist Kenny versuchte die Spannung noch etwas zu lösen, in dem er die, stellenweise 10 Minütigen, 'Entspannungspausen' mit der Stage-Camera zu überbrücken versuchte, und nur die bedröpperten Gesichter der Fans erschienen auf der großen Leinwand... Der krönende Abschluß war natürlich der gnadenlose Fall des Pete Steele, der rotzbesoffen einfach auf der Bühne zusammengesackt ist und die Fans enttäuscht zurück ließ. Kein würdiger Auftritt für eine Platin-verwöhnte Band und falls man vor der Show doch mal einen über den Durst trinkt, sollte man es mit Lemmy Kilmister halten, der mal sagte: "Ich bin jetzt 52 und habe alles gesoffen, alles gef... und alles gesehen, eigentlich könnte ich jetzt sterben, wenn nur die Fans nicht wären. Ich freue mich auf jedes Album und auf jeden Gig, viele werden's wohl nicht mehr..." Lemmy ist mittlerweile 62!

Odin: Da kann ich auch nicht mehr viel dazu sagen - nach ein paar Minuten habe ich das Schauspiel enttäuscht verlassen. Große Erwartungen, riesen Aufriss in Grün-Schwarz und dann nichts als ein paar plätschernde Töne, die kaum zuzuordnen sind, ein nuschelnder Steele, ganz offensichtlich ohne Interesse an allem, was um ihn herum passiert. Nein danke, den braucht bitte kein Festival mehr buchen.

JoS: Dass Pete Steel schon seit mehreren Jahren nicht mehr allzu gut drauf ist, ist bekannt, aber was war bitteschön das? 3 Songs, hinter die Bühne, 3 Songs, hinter die Bühne. Von den großen Nummern aus der Bandgeschichte wurden nur 'Christian Woman' und 'Black No 1' vorgetragen und das mehr schlecht als recht. Leider ging ich schon vorzeitig, sodass ich Herrn Steeles mehr als peinlichen Abgang zum Setende nicht mehr mitbekam, meine Laune war danach jedoch so mies, dass diese Band meinen Festivalabschluss bildete.

IMMORTAL

Vikingsgaard: Zwei dilettantische Teenies aus Norwegen sind fasziniert von der Allmacht des Bösen und der Musik von POSSESSED und VENOM... Das Resultat daraus ist IMMORTAL, die anfangs unbekümmert und recht talentfrei ihren Christenhass gen Himmel posaunenden Pickelträger mauserten sich aber im Laufe der Jahre zu einer der renomiertesten und erfolgreichsten Black Metal Bands überhaupt und bestätigen diesen Status hier auf dem Wacken sehr eindrucksvoll. Die im Vorfeld recht intensive Bewerbung ihrer Reunion hier fand zwar schon einige Wochen vorher statt, aber dem Management sei verziehen, die Band ist ja mittlerweile erst 20 Jahre im Geschäft. IMMORTAL live ist Hass, Power und der stete Drang nach Bestätigung pur. Die Show war immens und langatmig, dafür aber sehr intensiv. Aufgrund meiner lichten Höhe konnte ich die Massen bis zum Eingang hin bängen und beten sehen - zu den 'Sons of the Northern Darkness'!

Fazit

JoS: Anfahrtschaos, Überfüllung, Ordner ohne Ahnung. 17 Jahre Festivalerfahrung waren diesem Wacken keinesfalls anzumerken. Das es nicht einmal möglich ist eine Gruppe von fünf Autos auf einen Campingplatz zu führen ist mehr als peinlich und die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen vor den Bühnen eine Beleidigung für jeden einzelnen Besucher. Dass Wacken kein Festival von Fans für Fans mehr ist, das ist bekannt, aber irgendwann ist Schluss. Ich hoffe 2008 auf Besserung, sonst gehöre ich zu den vielen hundert anderen Fans, die dem WOA auf immer den Rücken kehren werden!

Odin: Bevor auch ich zum Ende komme, noch ein paar Worte zum Programm jenseits der großen Bühnen. Im Pressebereich absolvierten unter anderem SPELLBOUND und DOOMFOXX beeindruckende Showcases - hier unbedingt die Augen und Ohren offen halten! Im Rahmen des Metal Market gab es nicht nur beeindruckende Clinics von Mike Terrana (Drums) und Michael Angelo Batio (Gitarre, auch mal zwei bzw. eine doppelhalsige), sondern auch wieder eine Stripshow. Einige Eindrücke von dort findet ihr in der Gallery zum Festival...

Am Ende lassen wir ein paar - teils um entschuldigende Erklärungen bemühte - Zahlen und Infos der Veranstalter sprechen:

Die katastrophalen Wetterverhältnisse in der Aufbauphase haben unzählige zusätzliche Maßnahmen erfordert. Um das Innengelände begehbar zu machen, musste der Boden abgetragen werden, 5000 qm Vlies wurden verlegt, darauf 1.500 Tonnen Häckselgut verteilt und die Fläche mit 600 Ballen Stroh abgedeckt. Für den sicheren Stand der Besucher im Bühnenbereich wurde der Boden zusätzlich festgewalzt und außerdem mit Schwerlastböden versehen. Um den Campingground für die Besucher zu trocknen hat ein Helicopter die Flächen in 60cm Höhe langsam überflogen und so das Areal ,,trocken gefönt".
Der Niederschlag von 350 Litern pro qm hat uns wieder einige Superlative beschert. Die größte Zugmaschine Europas - ein 500 PS starker Traktor sowie 4 Bagger - waren im Dauereinsatz. 21 Sattelschlepper mit Material nur für die Hauptbühnen mussten auf das durchgeweichte Gelände geschleppt werden. 350 t Stahl wurden verbaut. 48 LKWs mit Ton und Lichtmaterial angeliefert und eine LKW - Ladung Pyrotechnik wurde im Bühnenprogramm abgefeuert.
Zur Koordination der Aufbauarbeiten waren 20 Geländewagen im Dauereinsatz. 80 Stromaggregate produzierten den Strombedarf einer Kleinstadt.
Eine Crew bestehend aus 800 Mitarbeitern hat rund um die Uhr gearbeitet um das schier unmögliche zu schaffen: Aus einer Schlammgrube wurde ein Festivalgelände!
Unter schwierigsten Bedingungen wurden 25 km Zaun gestellt und mit 8000 Sichtschutzplanen behängt. Es wurden 450 wassergespülte - und 1000 Mobiltoiletten aufgebaut, mehr als bei jeder anderen Veranstaltung dieser Größenordnung.
Unser Dank gilt allen, die durch Ihren unermüdlichen Einsatz mitgeholfen haben eine ganz besonderes Festival zu realisieren. Auch die Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden, der Polizei und Feuerwehr war ein weiteres Mal sehr gut und unkompliziert. Natürlich freuen wir uns, dass es auch in diesem Jahr keine nennenswerten Zwischenfälle bei der Polizei oder den Sanitätern gegeben hat. Wacken ist und bleibt das friedlichste Festival mit Fans aus der ganzen Welt.
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Fans und Gästen bedanken, dass sie Verständnis für die wetterbedingten Probleme bei der Anreise aufgebracht haben.
Zum Schluss möchten wir uns bei allen Bürgern der Gemeinde Wacken u. U. herzlich bedanken, die alle Metalfans und uns mit ihrer einzigartigen herzlichen Gastfreundschaft aufgenommen haben sowie aufgrund der schwierigen Anreise viel Geduld und Lärm ertragen mussten.

Ergo: Das mit den schönen Worten und der marketingtauglichen Darstellung haben die Damen und Herren Veranstalter schon wirklich gut drauf! Die Danksagungen können wir aber bekräftigen und wünschen uns auch für 2008 ein friedliches Fest mit viel Lärm und Spaß - und wieder ein paar ausgebügelten Mängeln. Es wäre sicherlich vermessen, wieder mehr Fan-Orientierung und damit das Zurückfahren der Vielfachverwertung (Bild, Ton, Video - diese Kameras auf den Bühnen nerven!) zu erwarten, schön wäre es aber.

Billing
All That Remains
Amorphis
Animal Alpha
Die Apokalyptischen Reiter
As I Lay Dying
Belphegor
Benedictum
The Black Dahlia Murder
Black Majesty
Blind Guardian
Blitzkrieg
Bullet For My Valentine
Cannibal Corpse
ChthoniC
Communic
Destruction
Dimmu Borgir
Dir En Grey
Disillusion
Electric Eel Shock
Enslaved
Falconer
Grave Digger
Haggard
Heaven Shall Burn
Iced Earth
Immortal
In Flames
J.B.O.
Kampfar
Lacuna Coil
Letzte Instanz
Mambo Kurt
Moonsorrow
Moonspell
Municipal Waste
Napalm Death
Narziss
Neaera
Norther
Possessed
Rage
Rose Tattoo
Sacred Reich
Sahg
Samael
Saxon
Schandmaul
Sodom
Sonic Syndicate
Stormwarrior
Stratovarius
Subway To Sally
Swallow The Sun
Therion
TYR
Unheilig
Vader
The Vision Bleak
Volbeat

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