Horrified - Sentinel

Review von Metal Guru vom 14.12.2019 (6143 mal gelesen)
Horrified - Sentinel HORRIFIED kommen aus dem mal mehr gebrexiten, mal weniger vereinigten Königreich, heißen/spielen Dan Alderson/Gitarren und Stimmen, Lee Anderson/Bass, Dan Jordan/Gitarren und Michael Jordan/Schlagzeug und zelebrieren zusammen - Death Metal! So weit, so gut, aber auch so fragwürdig, DENN (und da sind wir zur Abwechslung mal ehrlich): Was die weniger bratenden/mehr frickelnden Gitarren hier anzetteln, klingt für durchschnittlichen Death Metal viel zu überdurchschnittlich (= nicht 'besser' oder 'schlechter', aber 'untypisch'). Und was die Produktion angeht: Gesang zu weit hinten, Klampfen vereinzelt verstimmt, Schlachzeuch nicht immer timingfest und zu weit vorn! Angesichts der Tatsache, dass heutige Studios monströse Möglichkeiten nachträglicher Timing-Korrektur, Tuning-Manipulation und was weiß ich anbieten, kann ich solche unüberhörbaren Verstimmungen/vermeidbaren Verstolperungen nicht wirklich nachvollziehen ...

"Sentinel" nennt sich nach "Allure Of The Fallen" das zweite (Mini-)Album der Band und enthält nicht mehr als sechs Songs in nicht weniger als dreißig Minuten und einundfünfzig Sekunden. DIE reichen mehr als aus, um sich ein Bild von den gesanglichen, instrumentellen und kompositorischen 'Skills' der vier Youngsters zu machen. Meine Meinung 'to go': Zu jung (um diese Jugend mit Virtuosität/Souveränität/Erfahrung auszugleichen), zu energisch (um diese Energie immer und überall zu kontrollieren), zu ambitioniert (um diese Ambitionen umzusetzen), also: ausbaufähig! Meine Meinung 'to stay': Angefangen mit diffus in den Hintergrund gemischtem, extrem eintönigem Gebrüll über hörbare rhythmische Ungenauigkeiten bis hin zu unstrittig verstimmten Gitarren strengt die Scheibe eher an als dass sie wohltut. Dabei spielen die drei Saitisten wirklich jugendlich, energisch und ambitioniert, strengen sich wirklich überdurchschnittlich an - mit durchschnittlichem 'Erfolg' (= die Summe aller Einzelleistungen ergibt weniger als alle einzelnen Leistungen - das genaue Gegenteil des Synergy-Effekts). Gleich mehrere Stücke beginnen mit glasklaren, ultratrockenen, vibrationsfreien (E-)Gitarren, die deren Verstimmung nur noch mehr hervorhebt - wie geht sowas heutzutage an (siehe oben)? Na ja, und der Trommler trommelt nicht nur jugendlich, energisch und ambitioniert, sondern leider auch mit haarsträubenden/ohrenschlackernden Timingschwankungen! Gut: Ein 'richtiger' Mensch aus Blut, Fleisch, Haut, Knochen und Sehnen zerkloppt ein 'richtiges' Schlachzeuch. Schlecht: Weder 'richtiges' Schlagzeug noch 'richtiger' Schlagzeuger halten einem 'richtigen' Vergleich mit 'richtiger' Konkurrenz stand - Fakt!

Im Ernst: Die vier vereinigten Jungs sind jung, energisch und ambitioniert! Auf der einen Seite kann (oder zumindest sollte) kein Mensch dem anderen Ambition/Energie/Jugend vorwerfen - waren wir nicht alle mal ambitioniert/energisch/jung und glaubten die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben? Auf der anderen Seite kann (oder zumindest sollte) Jugend/Energie/Ambition nicht ALLES entschuldigen - wie kann Mensch im Jahre 2019 Gitarren verstimmen/Schlagzeuge verstolpern, diese trotzdem aufnehmen und letztendlich auch noch so stehenlassen? Wieso hat da nicht mal irgendjemand VOR Mastering der Mixes/Pressung der Platten/Veröffentlichung der Files interveniert? Ergo: HORRIFIED haben ganz gute Ideen, sind generell 'gut davor', gehören meiner bescheidenen Meinung nach aber noch 'n paar Jährchen 'auf die Weide' (aufnahmetechnische, kompositorische, persönliche Erfahrungen sammeln). Für "Sentinel" kann (oder zumindest sollte) ich heute nicht mehr als vier Todestropfen vergießen. Beim nächsten Mal vielleicht mehr ...

Gesamtwertung: 4.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Pessimist
02. Awaiting Restitution
03. Crestfallen
04. Celestial Tears
05. Forgotten Thrones
06. The Perceiver
Band Website:
Medium: CD, LP
Spieldauer: 30:51 Minuten
VÖ: 13.12.2019

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