Ohhms - Cold

Review von Zephir vom 15.07.2015 (5925 mal gelesen)
Ohhms - Cold Das erst im vergangenen Jahr geborene Quintett OHHMS überzieht uns mitten im Hochsommer mit einer Spur aus Kälte: "Cold" lautet der Titel des zweiten Albums, das ebenso wie der unlängst erschienene Erstling aus nur zwei Tracks besteht, die einen mit wuchtiger Überlänge niederwalzen. Es war im Oktober 2014, also gerade mal vor einem Dreivierteljahr, als die fünf Engländer mit "Bloom" debütierten. Dem folgte aber überraschende Zuwendung seitens der musikalisch interessierten Öffentlichkeit: OHHMS bestritten diverse Gigs und Shows, und auf BBC Radio 1 durften sie bereits 15 Minuten des Tagesprogramms füllen. Nicht schlecht.

Der Name der Band ist eher Willkür, da das ursprünglich intendierte "Ohms" bereits von irgendwem irgendwo belegt war. Auch die Bandgründung erscheint entweder dem Zufallsprinzip oder aber einer höheren Macht geschuldet - wenn Frontmann Paul Waller, in seinem anderen Leben Musikjournalist, angibt, diverse Interviewpartner hätten ihn einfach inspiriert. Wirklich bekannt waren die Jungs bis dato nicht. Außer Waller haben wir hier noch die Herren Daniel Sargent und Marc George an den Gitarren, Max Newton hinter den Drums und last but not least Chainy Rabbit am Bass. Was sie auf "Cold" bieten, sind eine gute halbe Stunde Sludge-Post-Metal, die mit allerhand heavy Stoner- und Grunge-Elementen aufgepeppt wurde.

Die beiden Songs 'The Anchor' und 'Dawn Of The Swarm' divergieren in ihren Charakteristika aufs Erstaunlichste. Obwohl ganz offensichtlich dem gleichen Genremix angehörig, sind es zwei völlig unterschiedliche Temperamente, die OHHMS hier ausleben: 'The Anchor' ist ein zäher schwarzer Strom, der mit tief schnurrendem Bass und hoch darüber schwebenden Gitarren beginnt. Ein dominantes Riff wird immer wieder repetiert, und die Steigerung der Dynamik ergibt sich durch die wachsende Dichte der Instrumentierung. Wallers Stimme überrascht mich ein bisschen, sie passt, obzwar auch reichlich rau und ungeschliffen, in die alternative Hardcore-Ecke. So sparsam hier auch mit dem Tonumfang umgegangen wird: die eigenwillige Kombination macht's. Wirklich ins Ohr geht trotz aller Wiederholung nicht viel, für wahre Monotonie ist der Achtzehneinhalb-Minuten-Track zu komplex und überrascht mit zu vielen detailverliebten Extras, wie eigenwilligen Gitarrensoli, die mal mehr in Richtung Heavy, mal mehr in Richtung Stoner-Blues gehen.

'Dawn Of The Swarm' hingegen ist, wenngleich auch hier melodische Schieflagen die Konzentration mächtig fordern, wesentlich freundlicher und leichter, nicht zuletzt wohl wegen Newtons meditativ eingesetztem Hi-Hat, das zu Anfang alles vergoldet. Nach guten zwei Minuten rutscht Chainy in die tiefen Basslagen und fängt kräftig zu grooven an, und nach einem Sludge-Interlude geht es melodiös weiter, was vokaltechnisch etwas derangiert wirkt. Die Background-Choirs gefallen mir persönlich in diesem Zusammenhang nicht. Der Song ist bluesiger, passagenweise vielleicht auch grungeiger, insgesamt eine erstaunliche Uneinheit mit Von-allem-ein-bisschen, am Ende gar mit religiös anmutenden Vokalsamples.

Insgesamt ist man in Erwartung von Düsterschlamm mit OHHMS eher schlecht beraten. Man muss ein ganzes Stück weit aufgeschlossen sein für Grunge und Stoner-Rock, wenn man 'Cold' richtig genießen will. Wer mit diesen Genres und modernem Sludge etwas anfangen kann, sollte aber unbedingt mal reinhören.

Gesamtwertung: 6.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
Side A
01. The Anchor

Side B
02. Dawn Of The Swarm
Band Website: www.facebook.com/OHHMStheband
Medium: CD
Spieldauer: 32:56 Minuten
VÖ: 29.06.2015

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