VLK - Solastalgia I | |
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Review von Froosti vom 27.11.2023 (2912 mal gelesen) | |
Dass ich einmal ein Review über ein Album eines Musikforschers aus Berlin/Brandenburg schreiben würde, hätte ich auch nicht erwartet. Wolf-Georg Zaddach ist der alleinige Künstler hinter VLK, was "Wilk" ausgesprochen wird und Wolf auf Tschechisch bedeutet. "Solastalgia I" ist der Beginn einer dreiteiligen Konzeptreihe und nimmt sich als thematischen Leitfaden den Schmerz und die Trauer über den Verlust unserer Umwelt. Die Gier der Menschheit, die Zerstörung der Natur und die weitreichenden Folgen bieten sich geradezu an, herausgeschrien zu werden. Genau das tun auch VLK. Macht euch gefasst auf ein knallhartes Black Metal-Album, das mich gegen die Wand geklatscht hat. VLK verschwenden keine Sekunde und knallen mit ihrem Opener 'Collapsology' direkt los. Das Gaspedal ist zum Boden durchgedrückt und es wird ohne Ende gekeift. Die Gitarren gleiten ins Progressive hinab und das Schlagzeug drückt gnadenlos alles nieder. Das Ganze vermischt mit vertrackten Jazz-Anteilen und einigen atmosphärischen Parts, die immer wieder durchblitzen, aber keinen überbordenden Platz einnehmen. Der Song ist so komplex und es passiert so viel auf einmal, dass es nahezu unmöglich ist, beim ersten Durchlauf alles zu erfassen. Im weiteren Verlauf des Albums baut VLK immer mehr eine dunkle, schmerzvolle und zerstörende Atmosphäre auf. Das Konzept geht damit voll auf und ich kann die Verzweiflung und den Schmerz über den Verlust der Natur fühlen. Der Gesang ähnelt den traditionellen Vocals aus dem Depressive Black Metal und unterstreicht damit die Atmosphäre. Leider sind sie auf voller Länge ein wenig zu eintönig und variieren nahezu nie. Da "Solastalgia I" allerdings nur 35 Minuten lang ist, fällt das nicht so stark ins Gewicht. Mit dem dritten Titel 'Interlude | Reflect' und dem vierten Song 'Ballad Of The Sorrowful' bieten VLK dem Hörer eine kurze Phase der Entspannung. Das Zwischenspiel bietet Raum zum Atmen nach zwei Songs, die voll auf die Zwölf gaben. 'Ballad Of The Sorrowful' zerrt mich dann langsam wieder in die Dunkelheit zurück. Anklagend endet der doomige Titel mit den Worten: "the blame is ours". Für mich ist dies der beste Song des Albums und damit auch mein Anspieltipp für euch. Die letzten beiden Titel beenden "Solastalgia I", wie es begonnen hat. Wild gewordene Raserei, mit vertrackten Anleihen von Jazz und Progressive Metal, trifft auf eine dichte, düstere Atmosphäre. Unterstützt wird VLK bei 'Extinction' von Stacy Taylor am Gesang und bieten damit eine weitere Abwechslung. Nachdem ich das Album das erste Mal durchgehört hatte, saß ich auf meiner Couch und war ziemlich ratlos, wie ich mit diesem Werk umgehen sollte. Die Komplexität, das rohe Geknüppel, der nahezu gleichbleibende Gesang, das Gefrickel an den Instrumenten und die Jazz-Anteile haben mich überfordert und ich war geneigt das Album bereits abzuschreiben. Je häufiger ich "Solastalgia I" allerdings hörte, desto mehr fand ich einen Zugang und fing an es zu genießen. Es handelt sich sicher nicht um leicht verdauliche Kost oder traditionellen Black Metal und man muss einiges an Zeit investieren, um Zugang zu finden, allerdings lohnt sich der Aufwand. VLK bieten eine dichte Atmosphäre, ohne sich in den Kitsch vieler Atmospheric Black Metal-Bands zu verlieren. Das Konzept lässt sich mit den Texten auch gut nachvollziehen und bietet einen spannenden Blick auf die Welt und was aus ihr werden kann. Ich bin gespannt, wie die Reihe weitergehen wird. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Collapsology 02. Indigenuity 03. Interlude | Reflect 04. Ballad Of The Sorrowful 05. Extinction 06. Loca Inferna | Band Website: www.facebook.com/vlkmetal Medium: CD, digital Spieldauer: 35:01 Minuten VÖ: 13.10.2023 |
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