Foreign - The Symphony Of The Wandering Jew

Review von Zephir vom 15.05.2016 (6652 mal gelesen)
Foreign - The Symphony Of The Wandering Jew Was zunächst aussieht wie der Bandname, verbirgt eigentlich ein gigantisches Folklore-Metal-Opera-Projekt: FOREIGN steht unter der kreativen Fuchtel des Autors und Komponisten Ivan Jacquin, der seit den späten Achtzigern im französischen Besançon metallisch unterwegs war, allerdings bis dato mit überschaubarem Erfolg. Die erste Death-Formation HORRIFIED schaffte es nicht weiter als bis zu einer Demo, die zweite, LIFESEEKER, brachte immerhin ein Progressive-Album zustande ("Deux étoiles", 1999). Was aus der Industrial-Prog-Combo PROJECT RAGE wird, steht in den Sternen. In allen dreien betätigte sich Jacquin zumindest als Sänger, profilierte sich aber auch als Keyboarder, Drummer und Programmer, und es waren auch nicht diese drei Bands allein, in denen er musizierte - somit gute Voraussetzungen, im Quasi-Alleingang etwas auf die Beine zu stellen.

Inspiriert hat ihn für das vorliegende Output der Mythos des Ewigen Juden Ahasverus, ein großer und schwerer Stoff, den umzusetzen Jacquin schließlich nach langer Suche ein nahezu vollständiges Opernensemble um sich versammelt hat. "The Symphony Of The Wandering Jew" entstand 2014, genau genommen ist dies erst der erste Streich dieses Epos, geplant sind ihrer drei.

Das Projekt ist voll von Weltmusik, Folk, Klassik, Elektro und Metal. Diese Mischung so zu beschreiben klingt vage bis bizarr, aber die Gemengelage umschmeichelt das breite Thema höchst passend. Einmal hören wir Orient-Electronica, die mit ihrer abgehackten Phrasierung in dieser Form bei Projekten wie HELIUM VOLA zu finden sind (im Opener 'Ahasversus'), einmal tönen folkige Songwriter-Tunes mit Fiddle und E-Gitarre ('Cursed'). NIGHTWISH-ähnliche Chöre ('The Running') wechseln mit monumental-orchestralen Soundtrack-Parts und Metal-Riffs ('Medeïvel', 'Eternal Enemies', 'Activated'), es überraschen spanisch anmutende und gar authentisch ostasiatische Tunes ('Juan Esperandios', 'Xuangzang'). Ivan Jacquin bringt dabei allerhand Sängerpersonal zum Einsatz, was den differenzierten Klängen höchst zuträglich ist: Elf Solisten, männliche wie weibliche, zudem ein 14-köpfiger Chor. Zwischendurch treiben immer wieder gesprochene Passagen das Geschehen voran. Instrumentiert ist das opulente Werk von 20 Musikern, die teils aus dem Rock- und Metal-Bereich stammen, teils klassisch oder auch folkloristisch unterwegs sind - zu hören sind nicht nur Klassiker wie Cello oder Oboe, sondern auch Halb-Exoten wie Sitar und den meisten Europäern völlig ungeläufige Instrumente wie die armenische Duduk oder der amerikanische Dulcimer.

Klar ist, dass sich hier jemand ganz intensiv auseinandergesetzt hat mit Musik in vielen ihrer Erscheinungsformen ebenso wie mit dem Mythos vom zunächst Namenlosen, der nach einer Volkssage Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung die Gabe von Wasser verweigerte und ihn verspottete, dafür den Fluch der Unsterblichkeit auf sich lud und zu Beginn des 17. Jahrhunderts erzählerisch zum Juden namens Ahasverus transformiert wurde. Das dem Album beiliegende Booklet bietet viel Text hierzu, der sich ohne wenigstens rudimentäre Kenntnisse der Materie allerdings nicht recht erschließen wird - wie das anspruchsvolle Werke ja meist so an sich haben.

Für den zweiten Teil der "Symphony Of The Wandering Jew" sollen sich schon einige große Namen zur Partizipation gemeldet haben: Man munkelt über Leo Margarit (PAIN OF SALVATION), Mike Lepond (SYMPHONY X), Zak Stevens (SAVATAGE), Andy Kuntz (VANDEN PLAS), Tom Englund (EVERGREY) und andere. Man darf gespannt sein.
Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass Ivan Jacquins FOREIGN auch ohne solches Namedropping ausgezeichnet funktioniert und ein imposantes Werk hervorgebracht hat, das sich anspruchsvolle Liebhaber nicht nur exotischer Metal-Crossover, sondern auch moderner Weltmusik gern einmal zu Gemüte führen sollten. Dass die großen Stars der Metalwelt den zweiten Teil von "The Symphony Of The Wandering Jew" aber auch promotionstechnisch voranbringen würden, wäre ein Nebeneffekt, der dem talentierten Monsieur Jacquin allemal zu wünschen ist.

Hier geht es zur Bandcamp-Seite von FOREIGN.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Ahasverus
02. Cursed
03. The Running
04. Eternal Enemies
05. Eternity Part I.
06. Xuangzang
07. The Quest
08. Juan Esperandios (Lost In Different Lands)
09. Activated
10. By The Sea
11. Eternity Part II.
12. The Worst Pain Ever Felt
13. Medeïvel
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 1:13 Minuten
VÖ: 00.00.0000

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