SiN69 - SiN69 | |
---|---|
Review von derkleinekolibri vom 19.05.2022 (4232 mal gelesen) | |
Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass die Türen bereits seit fünfzehn Minuten geöffnet sein müssten. Wir stehen vor einer kleinen Location in der Schweiz, meine Begleiterin scharrt schon mit den Füßen im Sand. Wann ist es endlich soweit? Wir haben mehrere hundert Kilometer hinter uns gebracht, um der Veröffentlichung des Albums "SiN69" beiwohnen zu können. Nichtsahnend landeten wir also vor dieser kleinen Halle irgendwo im Nirgendwo der Schweiz. Das selbstbetitelte Album der Schweizer Hard Rock-Band SIN69 wird am 20. Mai 2022 der wartenden Öffentlichkeit vorgestellt. Wie es sich für gestandene Metaller gehört, wird mit etwas Verspätung begonnen. Die Türen öffnen sich langsam, und die Massen strömen in den kleinen Saal. Die Leute, einem breiten Altersspektrum angehörend, verteilen sich erwartungsvoll im kleinen Saal vor der ebenfalls recht kleinen Bühne. Meine Begleiterin hat schon ganz schweißnasse Hände. Alle Augen richten sich auf die Bühne, und schon beginnt der Einmarsch der Recken. Zuerst die vier ehemaligen Mitglieder von CIRCLE: Gitarrist Beat Hefti, Bassist Pesche Liechti, Sängerin Marina Schaller und Sänger Thomas Schaller, alle vier sind großartige Live-Performer. Der Schlagzeuger Charles Mönroe stolpert, überspielt das aber gekonnt. Ein waschechter Profi, wie er im Buche steht, eben, das beweist er seit geraumer Zeit bei KING LOUIS. Und last but not least stolziert der mir bestens von EMERALD her bekannte Gitarrist Michael Vaucher auf die Bühne. Ich bin sicher, er bringt seinen Hang zum Heavy Metal mit in die Musik von SIN69 ein. Einige Alben von EMERALD stehen in meiner Sammlung und faszinieren mich auch nach Jahren noch. Ein kleiner Wink zu den Gästen, und dann geht’s gleich in die Vollen. Eine Sekunde lang glaube ich, SAXON zu hören, doch es sind SIN69, die hier einen stattlichen Hard Rock-Song vom Stapel lassen. 'Guardian Angel', so lautet der Titel, wird begleitet von Lichteffekten, die engelsgleiche Gestalten durch den Raum segeln lassen. Kaum endet der Titel, vernehmen wir, den noch zaghaften Beifall übertönend, eine Ansage: "Follow me around the world!" Damit startet die Band in die zweite Runde, der Titel 'Around The World' trifft auf ein jetzt immer begeisterungsfähigeres Publikum. Der Song hat echtes Ohrwurmpotenzial. Danach kennt die Begeisterung kein Halten mehr, denn 'Hang It Up' erinnert das fachkundige Publikum sofort an die frühen Zeiten von AC/DC, mir fällt spontan das von Bon Scott geschriebene 'Rock 'n' Roll Damnation' ein, und meine Begleitung nickt mir zu. Unweigerlich muss ich an das Konzert in Berlin denken, als er noch auf der Bühne stand und ich noch nicht mal 18 war. Niemand nimmt der Band diese Ähnlichkeit übel, das Gegenteil ist der Fall. Da die Halle bereits kocht, kommt das metallisch klingende 'Angels Crying' gerade recht. Nicht nur, dass wieder die Engel durch den Saal fliegen, jetzt wird zusätzlich auch noch Wasser verspritzt, dem Titel folgend, dass Engel weinen. Etwas Abkühlung verschafft uns das balladeske 'Cowboy', wir nutzen die Gunst der Gelegenheit, um uns zu umarmen. Wahnsinn, auch hier macht die Band eine gute Figur. Gibt es etwas, das sie nicht performen können? Lange überlegen kann ich nicht, 'Evil's Place' bringt uns wieder in die harte Spur. Während 'Circle Of Rock' unsere Ohren in angenehmer, weil hoher Lautstärke umschmeichelt, machen sich die Lichttechniker einen Spaß daraus, Zirkel und Röcke durch die Luft segeln zu lassen. Ein skurriler Scherz, wie ich finde, aber so etwas kommt beim Publikum an. Nach dem melodischen Mitsinglied 'Stop Fighting' ist dann leider schon Schluss. Nicht enden wollender Beifall brandet auf. Die fünf gestandenen Kerle verbeugen sich ehrfurchtsvoll, ihren "Blickfang" Marina in die Mitte nehmend, und genießen sichtbar das Bad in der klatschenden Menge. Nach einem heutzutage üblichen Selfie mit dem Publikum im Hintergrund, trotten alle sechs klatschnass von der Bühne in den Backstage-Bereich. Doch wir sehen sie noch einmal wieder, denn Band-Merch gehört nun mal zum Geschäft. Wie selbstverständlich signieren sie mir das Digipak mit dem schicken, wenn auch schlichten Cover, in dem ihre CD steckt, und wir kommen dabei ins Gespräch. Wir wünschen dem Sextett alles Gute dieser Welt und verleihen unserem Wunsch Ausdruck, dass das Album irgendwann noch auf Vinyl veröffentlicht wird. Die Spielzeit von gut 34 Minuten wäre prädestiniert dafür, unserem Wunsch Folge zu leisten. Nach einer herzlichen Verabschiedung von der Band ist meiner Begleiterin und mir klar, dass diese Formation eine große Zukunft haben kann. Wir haben ihr die Spielfreude in jeder Sekunde abgenommen. Man verriet uns auch noch hinter vorgehaltener Hand, dass man sich Philipp Huber, Julien Menth (der das Album aufnahm und produzierte) sowie Marcel "Mace" Hablützel als Verstärkung geholt habe. Der Abend hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wir werden die CD in naher Zukunft wohl ziemlich oft rotieren lassen. Und nun, liebe Leserin, lieber Leser, muss ich etwas aufklären: Es gibt weder meine Begleiterin noch diese kleine unbekannte Location in der Schweiz. Es fand auch niemals das beschriebene Konzert statt. Und einen persönlichen Kontakt mit der Band konnte ich bisher ebenfalls nicht herstellen. Was aber stimmt, das ist die Beschreibung der Musik von SIN69, wie sie ihre Instrumente beherrschen und dass sie Großes erreichen können. Das Datum 20. Mai 2022 ist nicht frei erfunden, denn just an diesem Tag wird "SiN69" veröffentlicht, und ihr könnt euch selbst von der Qualität des Objekts der Begierde überzeugen. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Guardian Angel 02. Around The World 03. Hang It Up 04. Angels Crying 05. Cowboy 06. Evil's Place 07. Circle Of Rock 08. Stop Fighting | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 34:03 Minuten VÖ: 20.05.2022 |
Alle Artikel