Ghostreaper - Straight Out Of Hell

Review von baarikärpänen vom 08.12.2019 (7688 mal gelesen)
Ghostreaper - Straight Out Of Hell Wenn ein kleineres Label das neueste Pferd im Stall mit dem Vermerk anpreist, dass vor allem Freunde von AVANTASIA Gefallen an vorliegendem Werk finden dürften, dann schrillen grundsätzlich erst mal die Alarmglocken. Ist ja auch kein Wunder, weil Tobias Sammet mit seinem Projekt (darf man das noch so nennen?) in Sachen Qualität noch nie enttäuscht hat. In solche Sphären vorzudringen, ist für jeden Newcomer eine fast nicht zu bewältigende Mammutaufgabe. Auch GHOSTREAPER schaffen das mit "Straight Out Of Hell" nicht, so viel vorab. Aber wer jetzt aufhört weiterzulesen, macht definitiv einen Fehler.

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GHOSTREAPER sind die neue Spielwiese von Mikk Hollenberg, seines Zeichens Gitarrist der Dark Metal-Band VOODOMA, der das gesamte Material auf dem Konzept-Album "Straight Out Of Hell" geschrieben und produziert hat, unterstützt von seinem Bandkollegen Wolle Haitz an den Kesseln. Wie es sich für solch ein Album gehört, erzählen alle Songs eine Geschichte, hier von einer Bande Gesetzloser zur Zeit des Wilden Westens, musikalisch umgesetzt durch Gastmusiker an Metal-untypischen Instrumenten wie Banjo, Harmonika oder Trompete. Das ist an sich ja nichts Neues, der Thematik haben sich ORDEN OGAN oder RUNNING WILD auch schon bedient. Den Unterschied zu Genannten macht aber die Art und Weise, wie sich Hollenberg dem Ganzen nähert. Damit die Geschichte auch adäquat umgesetzt wird, hat er sich nämlich gleich zehn Gastsänger*innen eingeladen. Dass die zum Teil aus so exotischen Ländern wie Venezuela, Algerien oder der Ukraine stammen, gibt der Scheibe einen besonderen Reiz. Umso mehr, da sie alle vortrefflich abliefern.

Was auf "Straight Out Of Hell" ebenfalls überzeugt, ist die Stilvielfalt, die die verschiedenen Gefühlslagen und Situationen der handelnden Personen gekonnt umsetzt. Der mit reichlich Westernflair beginnende Opener 'Sons Of The Gun' entwickelt sich zu einem Power Metal-Ohrwurm erster Güte, mit klasse Vocals von Deibys Artigas (Venezuela) und Eric Castiglia (Italien). Das nachfolgende 'High Noon' startet ruhig mit der tollen Stimme von Jordy Noran (USA), zieht dann härtetechnisch an und wird zum epischen Metal-Song mit starkem Chorus. 'Desperados' beginnt stilecht mit reichlich Trompete, nur um dann zu einem waschechten Banger zu werden. Auch hier wieder eine bärenstarke Leistung eines weiteren Gastsängers, Onur Kaplan (Türkei). Der auf den ersten Hör sperrigste Track ist der im Modern Metal wildernde 'Snakes & Slaves', der zugleich auch eine leicht orientalische Note hat. An härtere EVANESCENCE erinnert dann 'Black Widow'. Dass auch Leute, die auf NIGHTWISH stehen, nicht zu kurz kommen, dafür sorgt 'Darkness Of Sin', ein schönes Duett von Diane Lee (Schweiz) und Michael Thionville (Deutschland). Ordentlich was auf die Ohren gibt's dann bei den abschließenden Songs 'Straight Out Of Hell' und 'Farewell'. Ersterer im Midtempo angesiedelt und ganz leicht an DIO erinnernd, zweiterer reinrassiger Heavy Metal mit hohem Tempo und einem Chorus, der im Ohr hängenbleibt. Tja, und dann sind die knapp 37 Minuten auch schon vorbei und wir bei einem der Kritikpunkte des Albums: es ist zu kurz! Alle Stücke bewegen sich lediglich zwischen drei und vier Minuten. Mikk Hollenberg hätte dieser Scheibe ruhig ein oder zwei längere Tracks spendieren dürfen. Dass er in der Lage ist, packende Songs zu schreiben, beweist "Straight Out Of Hell" ja. Abstriche muss man auch beim Sound machen. Vor allem die Drums klingen doch etwas zu "blechern" und hätten deutlich mehr Wumms vertragen können. Klar, Hollenberg dürfte für "Straight Out Of Hell" nur ein begrenztes Budget zur Verfügung gehabt haben, aber was er am Ende daraus gemacht hat, ist ansonsten aller Ehren wert. Gratulation aber auch an Mikk Hollenberg zur Auswahl seiner Gastsänger*innen. Da enttäuscht wirklich niemand und es ist ein Beweis, dass es nicht immer ein Jorn Lande oder Geoff Tate sein muss.

Die Chancen, GHOSTREAPER auf der Bühne zu sehen, dürften auf Grund der internationalen Besetzung eher gering sein. Ist zwar schade, aber ändert nichts an der Tatsache, dass Hörer, die auf wirklich kompetent gemachte Konzept-Alben stehen, mit musikalischer Vielfalt kein Problem haben, hier bedenkenlos zugreifen dürfen.



Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Sons Of The Gun
02. High Noon
03. Bad Moon Rising
04. Desperados
05. Snakes & Slaves
06. Black Widow
07. House Of Hell
08. Darkness Of Sin
09. Straight Out Of Hell
10. Farewell
Band Website: facebook.com/ghostreaperband
Medium: CD
Spieldauer: 36:58 Minuten
VÖ: 06.12.2019

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