Sinner - Santa Muerte

Review von Stormrider vom 20.09.2019 (6788 mal gelesen)
Sinner - Santa Muerte Das nenn ich mal eine faustdicke Überraschung, die da aus dem Hause SINNER durch die Membranen tönt. Man drückt Play und erwartet nichts anderes als qualitativ hochwertigen Hard Rock, mit der recht prägnanten Stimme des Frontmanns und Namensgebers Matt Sinner, und dann singt da auf einmal eine Frau und zwar nicht in Form eines Duetts, sondern einfach die kompletten Leadvocals. BÄM! Nach über 35 Jahren Bandkarriere teilt sich Matt nun den Posten am Mikro mit der jungen Italienerin Giorgia Colleluori. Und so klingt 'Shine On', der Opener von "Santa Muerte", auch zunächst überhaupt nicht nach SINNER. Klar, hier sind nur Profis am Werk und der Hard Rock ist, wie eigentlich auf allen Bandveröffentlichungen, eingängig, top produziert und qualitativ absolut auf internationalem Oberklasseniveau. Dennoch ist nach so vielen Alben eine Änderung am Mikro, noch dazu ein Wechsel von männlich zu weiblich mehr als einschneidend. Aber nach den knapp 50 Minuten kann man festhalten: Georgia bringt einen frischen Wind in die Band, und sie hat ein Timbre, was sich stark von den THIN LIZZY-artigen Vocals von Matt unterscheidet.

Im Albumverlauf gibt es dann das, was man von SINNER erwartet noch zur Genüge, nämlich klassischen Hard Rock mit kompetenten Riffs, Soli und viel Melodie und Groove. Daneben aber auch ein paar Neuerungen und Überraschungen wie das sehr bluesige und von Giorgia hervorragend intonierte 'Death Letter'. Viele assoziieren den Song vielleicht mit THE WHITE STRIPES, allerdings wurde er bereits in den 1960er von SON HOUSE geschrieben. Der Abschlusstrack 'Stormy Night' (nein, ich gebe keinen Extra-Blutstropfen für das Stormy, das Album ist auch so stark genug), bekommt ein Flötenintro spendiert, und neben Giorgia gibt es mit Ronnie Romero und Ricky Warwick noch zwei weitere Gastsänger auf "Santa Muerte" zu hören. Insgesamt sind vier Sänger auf einem Album vielleicht etwas zu viel des Guten, da ein wenig der rote Faden verlorengeht und man sich nicht immer auf einem SINNER-Album wähnt, aber da wir hier nur Ausnahmekönner begrüßen können, nehmen wir das wohl mal in Kauf. Mr. Romero leiht seine Stimme übrigens dem sehr schmissigen Rocker 'Fiesta Y Copas', während Ricky Warwick bei 'What Went Wrong' zwar aus Prinzip keine schlechte Figur abgeben kann, aber der Song im Albumkontext nicht unbedingt zu den Highlights gehört.

War man, trotz der stets vorhandenen Qualität, die nicht zur Debatte steht, bei den letzten Veröffentlichungen von SINNER versucht ein wenig zu sagen: SINNER spielen SINNER und sind ein wenig in ihrem Korsett gefangen, kann man das bei "Santa Muerte" definitiv nicht sagen. Ich denke sogar eher, es wird sich der eine oder andere Fan mit der neuen Ausrichtung schwertun. Aber wenn man mal die Scheuklappen von den Ohren nimmt, dann bleibt am Ende ein bockstarker Zwölftracker. SINNER haben sich 2019 tatsächlich nochmal neu erfunden, ohne dabei die Wurzeln komplett außer Acht zu lassen. Alleine dafür gehört Matt und seinen Mannen und nun auch Frauen Respekt, denn viele Bands mit einer solchen Historie haben nicht mehr die Chuzpe eine solch gravierende Veränderung zu wagen. Well done!

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Shine On
02. Fiesta Y Copas
03. Santa Muerte
04. Last Exit Hell
05. What Went Wrong
06. Lucky 13
07. Death Letter
08. Craving
09. The Wolf
10. Misty Mountain
11. The Ballad Of Jack
12. Stormy Night
Band Website: www.sinner.rocks.de
Medium: CD
Spieldauer: 49:07 Minuten
VÖ: 13.09.2019

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