Evergrey - Theories Of Emptiness

Review von Metal Marcus vom 06.06.2024 (1125 mal gelesen)
Evergrey - Theories Of Emptiness Irgendwo zwischen harten Riffs und zerbrechlich anmutenden Pianopassagen beginnt der Kosmos von EVERGREY, der Band, bei der man nie so genau weiß, wie man sie eigentlich klassifizieren soll. Es ist nicht Power Metal, aber auch nicht wirklich Prog Metal und auch Dark Metal will nicht so recht beschreiben, was die fünf Männer aus Schweden zelebrieren. Irgendwie ist es letzten Endes eine Mischung aus all diesen Richtungen und als verbindendes Element thront über allem die unverwechselbare Stimme von Tom Englund. Gemeinsam mit Henrik Danhage (Gitarre), Rikard Zander (Keyboards), Jonas Ekdahl (Schlagzeug) und Johan Niemann (Bass) legt das EVERGREY-Mastermind im 29. Jahr des Bandbestehens das 14. Studioalbum vor, welches auf den Titel "Theories Of Emptiness" hört. In meiner Wahrnehmung ist alles, was EVERGREY veröffentlicht haben, mindestens gut, oftmals wirklich sehr gut und nicht selten auch schlicht grandios. Spoiler direkt vorweg: Bei diesem Album tendiere ich mal wieder stark zum Letztgenannten.

Eröffnet wird das Album mit 'Falling From The Sun', welches auch schon als erste Single ausgekoppelt worden war. Mit diesem Song haben EVERGREY unmissverständlich klargemacht, dass sie ihren ganz eigenen Stil haben, denn schon nach den ersten zehn Sekunden erkennt man diese Band: Das Riffing, der Sound ... das sind EVRGREY, und wenn die Herrschaften eines perfektioniert haben, dann sind das Refrains, die sich direkt im Gehörgang festsetzen. Dabei könnten die Songs von der Grundstimmung mitunter nicht unterschiedlicher sein: 'Ghost Of My Hero' schwelgt in tiefer Melancholie und ist im positivsten Sinne einfach wunderschön. Im sich anschließenden 'We Are The North' haut man der Hörerschaft harte, rhythmische Riffs um die Ohren und die Refrains von 'One Heart' und 'The Night Within' versprühen fast schon Pop-Appeal, so eingängig und dennoch bewegend sind sie und dabei stets mit dem leicht melancholischen Unterton, der bei EVERGREY einfach dazugehört. Der längste Track hört auf den Namen 'Cold Dreams' und bringt es auf 6:46 Spielzeit. Tom Englund bekommt hier gesangliche Unterstützung von KATATONIA-Frontmann Jonas Renkse und einem weiteren Gast: War auf älteren Veröffentlichungen Englunds (mittlerweile Ex-)Frau Carina Englund oftmals zu hören, so tritt hier seine Tochter Salina in Erscheinung, die auch schon in der Vergangenheit im Chor mitgesungen hat.

Was dem Album dann noch den allerletzten Kick gibt, ist die fantastische Produktion: Die druckvollen und harten Momente (wie etwa im bereits angesprochenen Opener 'Falling From The Sun') versetzen die Nackenmuskulatur direkt ins Headbanging und in den ruhigen Momenten schweben die Keyboardteppiche und Englunds emotionale Vocals schwerelos im Raum. Ganz großes Kino, und ja ... hier ist schwerer Fanboy-Alarm angesagt. Ein großes Kompliment geht auch an Keyboarder Rikard Zander, der von Piano über die gute alte Hammondorgel bis hin zu modernerem Synthesizer-Sound immer den passenden Ton findet, um den Songs dicke Atmosphäre zu bescheren. So muss ein Album für mich klingen: Druckvoll, an den erforderlichen Stellen zerbrechlich und dabei so schön transparent, dass jedes Instrument seinen Raum hat.

Mit "Theories Of Emptiness" präsentieren EVERGREY ihr drittes Album innerhalb eines Zeitraums von vier Jahren und ihr 14. Studiowerk in Summe. Von Abnutzungserscheinungen oder gar Qualitätsverlust kann hier aber keine Rede sein, im Gegenteil: In ihrem ganz eigenen Kosmos, der irgendwo zwischen Prog, Power und Dark Metal liegt, macht den Schweden keiner etwas vor. Jeder Song auf diesem Album besticht durch einen eigenen Charakter und man hat bei den insgesamt elf Tracks nicht einmal das Gefühl, dass sich ein Song wie einer zuvor anhören würde. Für die Hitdichte, die EVERGREY hier abliefern, benötigen andere Bands locker drei oder mehr Alben. Die Scheibe lief einen ganzen Tag in Dauerschleife und dennoch habe ich mich noch nicht an den Kompositionen sattgehört und entdecke bei jedem Durchlauf kleine, neue Details. Hier verdichten sich Hinweise darauf, einen ersten Kandidaten für den persönlichen Titel Album des Jahres gefunden zu haben. Leider gibt es einen halben Punkt Abzug für das Cover, welches mich so gar nicht anspricht. Nennt mich Erbsenzähler. I miss your every breath but I feel you here with me. So I know you're the ghost of my hero.

Anspielempfehlungen: 'Falling From The Sun', 'Ghost Of My Hero' und 'One Heart'

Wertung: 9,5 kalte Träume

Gesamtwertung: 9.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Falling From The Sun
02. Misfortune
03. To Become Someone Else
04. Say
05. Ghost Of My Hero
06. We Are The North
07. One Heart
08. The Night Within
09. Cold Dreams (Feat. Jonas Renkse)
10. Our Way Through Silence
11. A Theory Of Emptiness
Band Website: www.evergrey.net/
Medium: CD, LP
Spieldauer: 51:05 Minuten
VÖ: 07.06.2024

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