Metal Church - From The Vault

Review von Rockmaster vom 01.05.2020 (9145 mal gelesen)
Metal Church - From The Vault Fangen wir mal fast ganz hinten an. 'Fake Healer', 'Badlands', da kommen bei mir Erinnerungen an das grandiose Album "Blessing In Disguise" hoch sowie an den Nachfolger "The Human Factor". Ersteres lief damals Ende der 80er-Jahre bei mir in der Dauerschleife. Und was soll ich sagen, die Titel erkenne ich noch heute auf den ersten Takt wieder. Mit "From The Vault" haben METAL CHURCH einige Särge in der Gruft geöffnet und solche Klassiker wie auch einige bislang unveröffentlichte Perlen vorgefunden. Ziel der Übung ist es, der Ära Mike Howe, der ab Ende der 80er bis Mitte der 90er hinterm Mikro stand und diese Position seit 2014/2015 wieder besetzt, zu huldigen. Bei solchen Projekten ist stets eine gewisse Portion Überraschungspotenzial dabei. Sei es, dass Titel berücksichtigt werden, von denen man denkt, die hatten dereinst den Weg vom Studio auf den Silberling zu Recht nicht gemeistert, oder dass uninspirierte Neuaufgüsse von Klassikern aufgenommen werden, denen man nichts Neues abgewinnen kann. Oft genug haben Bands aber auch noch echt scharfe Granaten im Keller liegen.

Mit der Wucht einer solchen Granate bläst uns der Opener 'Dead On The Vine' sein Riff um die Ohren. Tempo und Drive des Titels reißen einen gleich mit. Geil. Da kann schon mal nichts mehr anbrennen. Auch wenn schon Ende der 80er der Stil von METAL CHURCH eher klassischer Heavy Metal bis Power Metal war, kommt hier auch nochmal so eine leichte Note Thrash hervor. Wann der Titel tatsächlich aufgenommen wurde, wird von der Promo-Gebrauchsanweisung leider nicht verraten, Mike's Stimme ist auf jeden Fall überwältigend und das Gitarrenspiel von Kurdt und mutmaßlich Kompagnon Rock Van Zandt ist genial. Mit den nächsten beiden Titeln 'For No Reason' und 'Conductor' nähert sich das Tempo eher wieder dem typischen METAL CHURCH-Stil. Ein bisschen schade, denn für mich hätte das eine Weile so weitergehen dürfen. 'Above The Madness' drosselt das Tempo derart, dass man dem Opener regelrecht hinterherweint. Trotzdem sind auf der ersten Hälfte des Albums ausnahmslos gute Titel, unter denen 'False Flag' für mich nochmal ein echtes Highlight ist.

Danach trauen sich METAL CHURCH auch mal was. Der Titel 'Insta Mental' verrät uns schon lautmalerisch, was hier fehlt. Jungs, wir wollen hier Mike hören! Ebenso instrumental ist das akustische 432Hz, das mehr ist als nur eine ruhige Atempause. Das Metal-Herz muss sich natürlich erst mal auf den Titel einlassen - dann aber ist er wirklich schön. Es folgen drei Cover-Titel, deren Originale allesamt aus den 70ern stammen, und in denen die Jungs uns mal ganz andere Seiten zeigen. Da stellt sich wirklich die Frage: Darf man 'Black Betty' covern? Na klar. Kann man den Titel auch besser einspielen, als das RAM JAM 1977 getan haben? Definitiv nein. Auch wenn die Mannen um Bill Bartlett mit dem Titel afroamerikanisches Liedgut aufgegriffen haben - die erste dokumentierte Veröffentlichung fand 1933 statt - sind Attitüde, Timing und Effekte, die RAM JAM auf Vinyl gebannt hatten, meiner Meinung nach unschlagbar. METAL CHURCHs Interpretation dieser Version ist aber zumindest solide und unterhaltsam.

Und nun endlich schließt sich der Kreis zum Beginn dieser Rezension. Bamm - bamm, bamm, bamm, bamm ... Kenne ich. Erster Tipp, das war 1988. Recherchiert, nein, 1989 hat METAL CHURCH 'Fake Healer' als Opener von "Blessing In Disguise" veröffentlicht. Bei dieser Neuaufnahme haben sie Todd La Torre als Verstärkung am Mikro. Die Neuinterpretation ist gefühlt nah am Original, die Zweistimmigkeit fügt dem Ganzen eine Interessante Note hinzu. Danke, Todd (in Anspielung auf mein Review zu "The Verdict"). Ebenso ist mein damaliger Favorit, 'Badlands' unverkennbar und (vermutlich in der Version von 2015) dezent modernisiert. Die beiden letzten Titel gab's auch schon mal auf der 2-Disk-Version von "XI".

Und wie haben sich nun METAL CHURCH in der Disziplin "wir gucken mal in die Grabbelkiste unseres Schaffens" geschlagen? Meiner Meinung nach überaus gut. Die Jungs haben hier echt ein umfangreiches Bündel geschnürt, und die Mischung aus unveröffentlichten, gecoverten und neu aufgenommenen Titeln funktioniert. Tempo und Stil sind dadurch nicht ganz einheitlich, darauf muss man sich einlassen, aber echte Schwächen zeigt METAL CHURCH hier keine. Das ist eine klare Kaufempfehlung an alle, die die Band kennen und an alle, die sie nicht kennen.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Dead On The Vine (3:58)
02. For No Reason (4:45)
03. Conductor (4:09)
04. Above The Madness (5:42)
05. Mind Thief (4:30)
06. Tell Lie Vision (4:13)
07. False Flag (4:29)
08. Insta Mental (4:04)
09. 432 Hz (3:56)
10. Please Dont Judas Me (6:53)
11. Green Eyed Lady (6:41)
12. Black Betty (3:58)
13. Fake Healer (5:56)
14. Badlands (7:22)
15. The Enemy Mind (3:09)
16. The Coward (4:13)
Band Website: www.metalchurchmusic.com
Medium: CD
Spieldauer: 77:58 Minuten
VÖ: 10.04.2020

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten