Halestorm - Into The Wild Life | |
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Review von Stormrider vom 18.04.2015 (6280 mal gelesen) | |
"The Strange Case Of..." war 2012 ein ziemlich überraschender Kometeneinschlag, der auf sehr geschickte Art und Weise gefühlvolle Balladen (z.B. 'Break In') mit radiotauglichem, aber sich nicht anbiederndem Alternative Rock mit Ecken und Kanten verband ('Freak Like Me', 'Daughters Of Darkness') und in 'I Miss The Misery' sogar einen veritablen Hit zu bieten hatte, der es seinen, nicht ganz jugendfreien, Lyrics zum Trotz in die Dauerrotation der Rockradios geschafft hat. Zu Recht wurde das Quartett um die Geschwister Lzzy und Arejay mit einem Grammy für 'Love Bites (So Do I)' ausgezeichnet, und die immer wieder beeindruckenden und energiegeladenen Liveshows des Pennsylvania-Vierers taten ein Übriges, um sie zu den großen Hoffnungsträgern der modernen und jungen Rockszene zu erheben. Nun gibt es mit "Into The Wild Life" den Nachfolger zu besagtem Überfliegeralbum, und wie das eben oft so ist, sind die Erwartungen nach einem Überfliegeralbum entsprechend hoch. Der Einstieg mit 'Scream', 'I Am The Fire' und 'Sick Individual' gelingt auch standesgemäß und die Songs fühlen sich an, wie eine logische Fortführung des Vorgängeralbums. Rockig, mit auf einen großen Refrain hinzusteuernden Strophen und dem leicht kratzigen Organ von Lzzy. Dazu gibt es ganz dezenten Elektroeinschlag und eine moderne Produktion. Alles so wie man es sich von HALESTORM wünscht. Dass sich "Into The Wild Life" am Ende doch so anders anfühlt als der Vorgänger, liegt an den nunmehr überproportional vorhandenen Balladen und einem, nicht zu verhelendem, leichten Countryeinschlag, der dem Album über die gesamte Distanz (auf der Deluxeversion finden sich immerhin satte 15 Songs) doch einiges an Durchschlagskraft nimmt und HALESTORM eher in Richtung PINK! oder ANASTACIA rückt, als in Richtung SISTER SIN oder DORO. Nicht, dass die Balladen wie 'Dear Daughter' oder 'New Modern Love' schlecht wären. Insbesondere erstgenannter Track ist eine sehr gefühlvolle Hommage an die Mutter-Tochter-Beziehung, mit der Aussage sich nicht verbiegen zu lassen, aber der rotzige Charme, den die Band ansonsten immer irgendwie inne hatte, der ist hier komplett weggebügelt. Dazu wird auffallend häufig das gute alte Handclapping bemüht und das in Nashville produzierte Album scheint die dortige Luft direkt eingeatmet zu haben. 'Mayhem' durchbricht den Balladen-Pop-Block in der Albummitte kurzzeitig und lässt den Rockfan direkt wieder die Fäuste recken, und 'Gonna Get Mine' ist mit seinen "NaNaNaNaNa"-Chören ein direkter Querverweis an den umjubelten Vorgänger. Wie also ist "Into The Wild Life" einzuordnen? HALESTORM hätten es sich einfach machen und "The Strange Case Of..." Part 2 veröffentlichen können, stattdessen haben sie eine Kurskorrektur in Richtung Mainstream vorgenommen und vermehrt auf balladeske Töne und Radiorock ohne Kanten gesetzt. Damit werden sie sich im Rock-/Metalbereich kaum zusätzliche Fans erspielen, aber die Tür zum Mainstream kann mit dem Album und der richtigen Auswahl und Platzierung der Singles garantiert noch einen Hieb weiter aufgeschlagen werden. "Into The Wild Life" ist mitnichten ein schlechtes Album, ein wenig mehr Biss und die Attitüde des Vorgängers fehlt dem Album dennoch. Natürlich bleibt die charismatische Stimme von Lzzy das Merkmal, welches die Band zum Großteil definiert, und wenn denn mal aufs Gaspedal getreten wird, dann ist ein Ausfall wie 'Bad Girls Love' und das mehr als dubiose Ende des Songs auch schnell vergessen. Alles in allem ein Album, von dem ich mir mehr arschtretende Songs erhofft hatte (oder um es mit einem Songtitel des Albums zu sagen: 'I Like It Heavy'!), was der Band aber unter kommerziellen Gesichtspunkten nochmal den nächsten Karriereschritt eröffnen kann. HALESTORM reichen dem Mainstream die Hand - durchgehend solider Radiorock mit einzelnen Qualitätsspitzen würde ich sagen. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Scream 02. I Am The Fire 03. Sick Individual 04. Amen 05. Dear Daughter 06. New Modern Love 07. Mayhem 08. Bad Girl’s World 09. Gonna Get Mine 10. The Reckoning 11. Apocalyptic 12. What Sober Couldn’t Say 13. I Like It Heavy 14. Jump The Gun (nur Deluxe Edition) 15. Unapologetic (nur Deluxe Edition) | Band Website: www.halestormrocks.com Medium: CD Spieldauer: 56:54 Minuten VÖ: 10.04.2015 |
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