Dead By April - Let The World Know

Review von Stormrider vom 06.03.2014 (4549 mal gelesen)
Dead By April - Let The World Know Ja, viele Alben bzw. Bands haben eine bestimmte Zielgruppe. Ja, es ist vollkommen ok, sich pubertierende Teenager-Mädels als Zielgruppe auszusuchen. Ja, man darf Melodien im Metal benutzen. Ja, es ist erlaubt, mit seiner Musik Geld verdienen zu wollen (auch wenn es das hart verdiente Taschengeld der Eltern ist, das auf die Konten gespült wird). Ja, auch im Metal (*hüstel*) darf man Wert auf sein Äußeres legen. Aber NEIN, es muss dabei nicht so etwas herauskommen wie "Let The World Know". Unglaublich wie sehr hier augen- und ohrenscheinlich versucht wird, mit pseudorebellierendem Metalcore (*hüstel*) den kommerziellen Erfolg der beiden Vorgänger (jeweils Platz 2 der schwedischen Charts) noch zu toppen.

Dass es durchaus erfolgreich sein kann, harte Stakkato-Riffs und Screamo-Parts mit glasklarem Cleangesang und melodischen Refrains zu paaren und dabei dennoch musikalischen Anspruch zu bewahren, das haben Legionen von Göteborg-Kopien ja bereits vorgemacht. Aber DEAD BY APRIL reizen den Anteil an zuckerwattigen Melodien, glattgebügelten Gesang und Kirmes-Synthies so dermaßen aus, dass man eigentlich kaum noch von Rockmusik oder gar Metal (*hüstel*) sprechen kann. Der Core auf diesem Album könnte auch der "Kitsch-Core" sein, denn viele der Melodien hätten auch bei "Deutschland sucht die Superwurst" gute Chancen in den Recall zu kommen. Was dann ja auch wieder der Zielgruppe entspräche. Vielleicht habt ihr es bereits gemerkt: Für mich ist "Let The World Know" ein Ärgernis, und das liegt gar nicht mal am Genre an sich, dem ich durchaus einiges abgewinnen kann, mit seiner Dynamik und der Mischung aus Aggression und Melodie. Was mich hier so ärgert, ist vielmehr, dass man zu jeder Sekunde merkt wie das Gesamtprodukt am Reißbrett entworfen und auf Kommerz getrimmt worden ist. Nichts wirkt ehrlich, nichts wirkt echt. Egal, ob man sich die Screamo-Parts nimmt, die weinerlichen Texte, die pseudomäßig eingestreuten Gitarren-Riffs, die den Synthies und Dub-Step-Einflüssen massiv unterlegen sind, die so gern gewollte Rebellion durch Härte, die zum Finale platzierte Quotenballade (die auch von echten Boybands nicht fürchterlicher hätte vorgetragen werden können) etc.; all das hat nicht den Hauch von Authentizität. Das ist Boygroup- bzw. Discomusik mit übergestülptem Metal (*hüstel*)-Image, die für die oben beschriebene Zielgruppe auch garantiert wahnsinnig attraktiv ist. Ich bin mir daher sicher, dass "Let The World Know" für einige feuchte Höschen sorgen, und genau den kommerziellen Erfolg einfahren wird, der damit geplant ist. Ich persönlich halte mich da dann doch eher an ähnlich gelagerte Bands wie BULLET FOR MY VALENTINE, die zumindest eine gewisse Grundrockbarkeit mitbringen.

Wer nun einen Anspieltipp erwartet, dem sei gesagt, dass kein Song besonders hervorsticht oder auffällt. Im Großen und Ganzen ähneln sich die eingesetzten Elemente so dermaßen, dass man jeden Song herauspicken könnte, um das Album zu repräsentieren. Und nein, es ist auch nicht verwerflich "Let The World Know" gut zu finden, dafür ist Musik in aller Regel ein rein subjektives Empfinden. Ich find's eben nur nicht gut, sondern fürchterlich. Die drei Blutstropfen gibt es, weil einzelne Parts durchaus hörbar sind, aber früher oder später (meistens früher) wieder von irgendeiner aalglatten und konstruierten Reißbrettattacke zunichte gemacht werden.

Gesamtwertung: 3.5 Punkte
blood blood blood dry dry dry dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Beautiful Nightmare
02. Abnormal
03. Empathy
04. Done With Broken Hearts
05. As A Butterfly
06. Same Star
07. Let The World Know
08. Peace Of Mind
09. Freeze Frame
10. Infinity X Infinity
11. My Tomorrow
12. Hold On
13. Replace You
Band Website: www.deadbyapril.com
Medium: CD
Spieldauer: 49:02 Minuten
VÖ: 21.02.2014

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Hi Tad, ich denke ich habe eindeutig klargemacht, dass es sich um eine, nämlich meine, subjektive Meinung handelt... und glaub mir, ich dürfte in der Redaktion einer der "untruesten" sein. Ich hatte mich auf die Rezi sogar sehr gefreut, weil ich normalerweise sehr empfänglich für diese Mischung und Musik bin. Aber ich wurde nie das Gefühl los, dass das Produkt einfach nur kalkuliert ist... Das hat nichts mit true sein zu tun... Die Vorurteile, die Du hier ins Rennen schickst (sich zu emanzipieren), die lassen sich wunderbar bummerangartig zurückspielen... denn wann emanzipiert sich der Einzelne davon, dass man um "in der Szene" zu sein sich irgendeinem Musikgeschmack anderer anhängen muss... Insofern ... Musik ist und bleibt meist subjektiv... ich lass Dir Deine Meinung über mich (unemanzipierter Kühnemundfolger) (ohne, dass Du dazu irgendeinen Hintergrund hast - eigentlich ist der Kommentar schon wieder zu grandios) und ich hab meine über eine Scheibe, die ich mir mehrfach angehört habe. Cheerio
(15.03.2014 von Stormrider)

war klar, dass hierzu keine objektive Kritik erfolgen wird. Man will sich dem Ruch untrue zu sein eben auch im Jahr 2014 nicht aussetzen... wann wird die Szene reif und emanzipiert sich vom Kühnemund-Schmutz?
(15.03.2014 von TadMekka)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten