Hyrax - Over The Edge

Review von Stormrider vom 22.10.2013 (4433 mal gelesen)
Hyrax - Over The Edge Schlägt man das Cover auf, fällt zunächst die optische Inhomogenität der Franken HYRAX auf (übrigens bitte bloß nicht verwechseln mit den kultigen HIRAX). Während der Bassist mit Kajal und finsterem Blick etwas in Richtung Gothic geht, wirkt der Sangesbarde wie ein Klon von Vito C. von J.B.O. bzw. wie ein langhaariger blonder Engel. Der Drummer würde auch auf einem Boygroup-Poster keine schlechte Figur abgeben und der Gitarrist schaut ziemlich schüchtern aus seinem rosa Totenkopfhemdchen und macht nicht den Eindruck, als wollte er die Welt in Grund und Boden rocken. Wieso ich meine Review mit solchen Äußerlichkeiten beginne? Na einfach, weil sich diese genau mit der musikalischen Bandbreite deckt. Neben wirklich knackigen Riffs und Growls und teilweise sehr ordentlich gezocktem Modern-Metal gibt es nämlich auch fürchterlich poppige Melodien und eine cleane Gesangsstimme, die so wenig Metal ist, wie sie nur sein kann. Das deckt sich dann auch mit dem von der Band selbst ausgegebenen Motto "Pop für Nichtschwangere". Ihr wisst nicht so genau was ihr bis jetzt davon halten sollt? Geht mir ähnlich. Auf der einen Seite rocken HYRAX stellenweise wirklich charmant und absolut modern das Haus. Auf der anderen Seite jedoch wirkt alles irgendwie ziemlich konstruiert und will sich nicht so recht zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Kein Song kommt ohne ein besonderes Gimmick aus, hier ein unnützes Break, dort ein eingefügtes "Gigigigigigigigiiii" und dann noch ein Mickey Mouse-Effekt auf den Vocals und dann immer dieser Wechsel von wirklich sehr, sehr schmalzigen cleanen Vocals und Melodien, die einem den Zuckerguss aus den Ohren treiben, hin zum Melo-Core-Growlen. Dabei ist das Problem, dass man Sänger Felix Piccu weder das eine noch das andere so richtig abnehmen möchte, wenn man den Gegenpart dazu zu hören bekommt. Jeden Teil für sich kann man ihm abnehmen, den Boygroup-Schmalzer und auch den Rocker, beide zusammen gehen jedoch irgendwie nicht.

Musikalisch ist das alles soweit kompetent umgesetzt, die Gitarren riffen ordentlich (wenn's nicht grad 'ne totale Pop-Anbiederung wie 'Soaking' ist) und Bass und Drums treiben. Wenn man nun noch in Betracht zieht, dass die Band zum einen jung und zum anderen erst relativ kurz am Start ist, dann ist "Over The Edge" durchaus ein anständiges Debüt, aber eben ziemlich speziell und bestimmt nicht jedermanns Sache. Damit ist zumindest der Albumtitel sehr passend gewählt. Die Zielgruppe dürfte hier definitiv nicht bei gestandenen Kuttenträgern liegen, sondern eher bei Teenies, die gerade ihren ersten Liebeskummer erleben (zumindest sind neben dem Cover auch die Lyrics genau auf diese Zielgruppe zugeschnitten und behandeln mehr als einmal die zwischenmenschliche Verbreitung von Genmaterial, von an J.B.O. angelehnten Stumpfheiten wie: "An angry anus ate an egg" will ich gar nicht erst anfangen) und gerne ein wenig rebellisch sein möchten. Als Fazit lässt sich die eingangs erwähnte optische Beschreibung aufgreifen, denn genau in dieser Schnittmenge bewegen sich HYRAX. Wer seine Scheuklappen mal abnimmt und ein Ohr riskieren möchte, dem seien neben dem Titeltrack und 'This Place' (dessen Melodie zwar irgendwo entliehen ist, aber mir fällt partout nicht ein wo) angeraten. Wer sich die Band vor dem CD-Kauf live ansehen möchte, der kann dies auf der aktuellen Tour tun, auf der HYRAX, irgendwie passend, die mehrfach erwähnten J.B.O. supporten.

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Desire
02. Spider Monkey
03. Over The Edge
04. Your Company
05. Tasting Pain
06. This Place
07. Soaking
08. Constant Swelling
09. Too Kind
10. Mocking
11. I Never Thought
Band Website: www.hyraxmetal.de/
Medium: CD
Spieldauer: 42:38 Minuten
VÖ: 04.10.2013

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