Oliva - Raise The Curtain | |
---|---|
Review von Stormrider vom 10.07.2013 (4458 mal gelesen) | |
Die Frage warum Mountain King Jon Oliva nach dem Ende der legendären SAVATAGE, stetiger Mitarbeit beim TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA und Gründung seiner sozusagen Solo-Band JON OLIVA'S PAIN nun mit OLIVA noch eine neue Spielwiese eröffnet, erscheint nur so lange berechtigt, bis man "Raise The Curtain" das erste Mal gehört hat. Schon der Opener und Titeltrack macht vom ersten Takt an deutlich, dass dieses Material unter kein Banner der anderen Projekte gepasst hätte. Fast schon jazzig und mit viel Hammond-Orgel wird in diesem Song eine Richtung beschritten, die es im Schaffen von Jon Oliva in dieser Form noch nicht gab. Das der Track in meinen Ohren etwas zu lang geraten ist, mit nur einer penetrant wiederholten Textzeile auskommt und im Albumkontext eher zu den schwächeren Nummern gehört - geschenkt! Denn wer sich auf die elf Songs (bzw. zwölf in der Digipack-Version) einlässt, seine metallischen Scheuklappen etwas zur Seite schiebt und mit der Stimme von Jon etwas anfangen kann, für den gibt es wahnsinnig viel zu entdecken. Ob man am Ende den Weg mit Mr. Oliva mitgeht, oder entscheidet, dass es doch etwas zu viel des Proggigen (im Sinne von grenzenlos, nicht im Sinne von Frickeleien) ist, das bleibt dem Hörer selbst überlassen. 'Soul Chaser' erinnert ein wenig an die alten SAVATAGE, allerdings mit Hammond. 'Ten Years' wird von einem Big Band-Intro eröffnet, wird durch den Song von Bläsern begleitet und erinnert in der Phrasierung teilweise an 'Morphine Child'; während das absolut grandiose 'Father Time' eine funkige Gitarre spendiert bekommen hat und zu den Albumhighlights zählt. 'I Know hätte' von der Dramaturgie auch problemlos auf ein TSO-Album gepasst (am besten wohl "Beethoven's Last Night") und besticht durch schöne Gesangsmelodie im Refrain. So könnte man nun Song für Song durch das Album gehen, es gäbe zu jedem Song etwas, das für den Metal ungewöhnlich ist. Dennoch ist die Handschrift von Jon Oliva immer erkennbar. Sowohl was das Songwriting und seine Vorliebe für die BEATLES angeht, als auch die orchestralen Arrangements und natürlich auch die unverwechselbar heisere Stimme. Hier kann man aber feststellen, dass die teilweise (gerade live) sehr stark angegriffene Stimme dieses Mal kräftiger als auf den letzten Veröffentlichungen des Mountain King in Szene gesetzt wurde. Wer "Raise The Curtain" gehört hat, der weiß wieso diese Songs nicht unter JON OLIVA'S PAIN hätten veröffentlicht werden können, dennoch hat das Album seine Existenzberechtigung, zeigt es doch das ganze Spektrum des begnadeten Künstlers Jon Oliva, der nicht nur metal-atypische Instrumente wie Flöte, Akkordeon, Trompete usw. untergebracht, sondern auch so viele davon wie möglich selbst eingespielt hat. Ich war am Anfang etwas überrascht von dem Album, und wusste es für mich als langjährigen Fan von Jon nicht so recht in der Diskographie einzuordnen, aber nach mehreren Durchläufen muss ich gestehen, dass es eine musikalische Reise ist, die zu gehen sich absolut lohnt. Man muss sich allerdings darauf einstellen, dass die Metal-Spielwiese eben unter JON OLIVA'S PAIN errichtet ist. Für SAVATAGE-Jünger sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass Jon (laut Presseinfo) hier die letzten Fragmente und Ideen seines verstorbenen Bruders Criss (R.i.P!) verarbeitet hat, und dessen musikalisches Erbe damit vollständig veröffentlicht ist. Das Cover ist daher zu Recht an eines der schönsten Covermotive der Band angelehnt, verbreitet aber aufgrund der neuen Technik nicht das Flair und die Anmut des gezeichneten Klassikers. Fazit: Toleranz ist nötig, für Fans des Mountain King dennoch unverzichtbar! Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01 Raise The Curtain 02. Soul Chaser 03. Ten Years 04. Father Time 05. I Know 06. Big Brother 07. Armageddon 08. Soldier 09. Stalker 10. The Witch 11. Can’t Get Away 12. The Truth (Limited Edition Bonus Track) | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 56:49 Minuten VÖ: 21.06.2013 |
Alle Artikel