Vargsheim - Träume Der Schlaflosen | |
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Review von Zephir vom 23.02.2015 (5948 mal gelesen) | |
Was träumen wir, wenn wir nicht schlafen? Mitunter nichts Schönes, das wissen wir alle, seufz. Wohl kann, wer eben kann, mit künstlerischem Geschick die Wachträume einfangen, in Wort und Ton bannen, sie mit technischem Geschick in Polycarbonat spritzen und unter die Menschheit bringen, auf dass sie alle daran Teil haben möchten. Wenn man dann noch in synästhetischer Manier die Träume, Worte und Töne wiederum in Bilder zu transformieren vermag, fehlt eigentlich nichts mehr zum vollständigen Longplayer, der die dunklen Wachträume authentisch wiedergibt. "Träume der Schlaflosen" heißt das dritte Album von VARGSHEIM. Moment, das sind doch die von IMPERIUM DEKADENZ? Jawohl kennen eingefleischte Schwarzblüter die drei Musiker Kaelt, Naavl und Harvst aus Live-Gigs der beiden Schwarzwälder Black Metaller - aber VARGSHEIM sind, mit Verlaub, eben auch VARGSHEIM und nicht nur der kleine Bruder. "Träume der Schlaflosen" gibt im Vergleich zu den beiden Vorgängeralben "Weltfremd" (2010) und "Erleuchtung" (2013) noch einmal ordentlich Stoff. Noch vor zwei Jahren klang die Mischung von Gesang, Gitarre, Bass und Drums ein bisschen heterogen und uneins; Grundtenor war ein Garagensound, der sicher des Black Metals ureigentlichstes Kind ist. Auch diesem darf man aber entwachsen, und 2015 warten VARGSHEIM mit einer Produktion auf, die an ursprünglich rauhem Wums und gleichsam glatterem Hui so einiges zu bieten hat. Das Artwork stammt aus der kreativen Feder des Bassisten Harvst, und ja, ich geb's zu: Ich stehe auf eigenhändig (im Sinne von: eigens und händisch) geschaffene Artworks. Nach wie vor bewegen sich VARGSHEIM im melodischen Black Metal, dabei gehen sie aber durchaus auch experimentell zu Werke. Dass das gut passen kann, wissen wir seit FÄULNIS und AGRYPNIE. VARGSHEIM setzen zwischen (gar nicht mal so häufige) reißende Blastbeats mit rohem Gekreisch auch spannungsvoll-sinnierende Instrumentalpassagen, spielen mit ungewohnten Tempo- und Stimmungswechseln. Wo es um Menschen geht, sind es 'Massenmenschen'; wo es um Wasser geht, ist es dunkel und undurchschaubar ('Der Schwarze Teich'). Und was die Erde uns zunächst nur mit Drums und Bass zu versprechen scheint, bietet schon allein auf instrumentaler Ebene mit rhythmisch wie harmonisch sperrigen Verschränkungen und neo-hardrockigen Bridges alles andere als ein vertrautes Zuhause ('Erdenrost'). VARGSHEIM träumen wach von der Menschenwelt und ihrem Tun und Handeln, und dass diese Träume keine schönen sind, zeigt paradigmatisch auch der Titel 'Finning' , den Sänger und Gitarrist Kaelt auf Youtube gestellt hat. VARGSHEIM machen auf ihrem dritten, ausgezeichnet produzierten Werk "Träume der Schlaflosen" einen beachtlichen Sprung nach vorn. A propos produziert: Gemischt hat das Album Christoph Brandes, der fast alles von den Schwarzwäldern FINSTERFORST aufgenommen, gemischt und gemastert hat und inzwischen auch von den Nachbarn IMPERIUM DEKADENZ für seine Perfektion geschätzt wird (er ist verantwortlich für deren 2013 erschienenes letztes Album "Meadows of Nostalgia"). Sein Zutun ist wohl das letzte Sandkorn in unseren Augen, das uns keinen Schlaf finden lassen wird. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Was Uns Heilig War 02. Der Dunkle Teich 03. Massenmenschen 04. Träume Der Schlaflosen 05. Die Netzuhr 06. Finning 07. Erdenrost 08. Svartnatt 09. Omega | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 45:45 Minuten VÖ: 20.02.2015 |
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