Anatomy Of Habit - Ciphers + Axioms

Review von Zephir vom 18.12.2014 (4804 mal gelesen)
Anatomy Of Habit - Ciphers + Axioms Der abstrakte Albumtitel "Ciphers + Axioms" lässt ebenso wie das Neo-Kandinsky-Coverart auf ein sperriges Produkt mit schwer hirnendem Gehalt schließen. Es ist das zweite Longplay der Chicagoer ANATOMY OF HABIT, einer Avantgarde-Doom-Combo zusammengeklotzt aus Vertretern diverser Musikrichtungen. Frontman Mark Solotoroff ist in der Noise- und Electronic-Szene bekannt, Gitarrist Will Lindsay spielte einst bei den Black Metallern WOLVES IN THE THRONE ROOM und NACHTMYSTIUM, Percussionist Theo Katsaounis fährt eigentlich in Richtung Emo-Indie, Drummer John McEntire entstammt dem Post Rock und Bassist Kenny Rasmussen irgendwelchem Underground-Irgendwas. Diese Auflistung soll keineswegs sarkastisch anmuten. Sie soll verdeutlichen, welch unterschiedliche Köche in dem schwer verdaulichen Brei herumquirlen, den ANATOMY OF HABIT als "tranced-out post-metal noise-rock" annoncieren lassen.

"Ciphers + Axioms" besteht genau wie das nach der Band benannte Debüt von 2011 aus nur zwei überlangen Tracks, jeweils über zwanzig Minuten lang, in denen so ziemlich alles passiert, was man sich unter den Begriffen Noise, Sludge, Doom und Avantgarde vorstellen kann. Tiefstfrequenter Bass in schwer schleppendem Tempo wechselt mit harten Riffs, wildem Drum-Geprügel und heillos übersteuertem Gitarrengekreisch. Sänger Solotoroff gibt alles in der Spannweite von Aaron Stainthorpe bis Sakis Tolis. Kurz: Das musikalische Werk ist in sich ebenso schwer greifbar und uneins wie das Coverart, das übrigens von einem Künstler namens Pieter Schoolwerth stammt. Obwohl diverse Klangthemen und musikalische Motive sich wiederholen und passagenweise eine eigenartig meditative Stimmung aufkommt, findet man als Hörer keine Struktur, die Sicherheit suggerieren könnte. Im Gegenteil wirkt "Ciphers + Axioms" höchst beunruhigend, wozu übrigens auch die offenbar nicht in Sätzen zusammenhängenden Wortmalereien beitragen. Der vollständige Text liegt mir leider nicht vor, ist aber größtenteils gut zu verstehen und setzt, wie bereits eingangs gemutmaßt, mächtig die Hirnwindungen unter Spannung.

Um es in Bildern auszudrücken: "Ciphers + Axioms" quält sich mit einer Riesenlast von schweren Gedanken in eine unbekannte Richtung, lässt sich an keiner vermeintlichen Station festhalten und kommt nirgends an. Es steckt viel drin in den beiden Tracks, und wenn man vierzig Minuten lang mitgegangen ist, verbleibt man am Ende matt und erschöpft und ratlos mit dem unbestimmten Gefühl, soeben die Welt neu sortiert zu haben und nur nicht verstehen zu können, wie.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Radiate And Recede
02. Then Window
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 41:03 Minuten
VÖ: 07.11.2014

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten