Overkill - Scorched | |
---|---|
Review von Damage Case vom 18.04.2023 (4584 mal gelesen) | |
Es lohnt sich, da OVERKILL wie auch METALLICA am 14. April 2023 ihr jeweils neues Album veröffentlichen, ein paar Parallelen zu ziehen. Seit letztere 2008 durchschnittlich im Siebenjahrestakt drei Alben unters Fanvolk brachten, gelangen Bobby Blitz & Co. derer sechs feinste Kracher. Im vergleichbaren Zeitraum seit gut 40 Jahren haben "New Jerseys Finest" inzwischen 20 Alben zustande gebracht - die "Metallicats" kommen mit 11 auf knapp die Hälfte. Nun kann man versucht sein, Quantität mit Qualität zu verwechseln. Doch auch hier liegen OVERKILL deutlich vorne, denn sowohl die Fachpresse, die alle Alben spätestens seit "Ironbound" (2010) durchgängig in allerhöchste Poll-Sphären hebt, als auch ihre treuen Fans wurden noch nie enttäuscht. Auch die experimentelleren Alben der 1990er wurden durch die Bank weg wohlwollend aufgenommen. Wer heute von Thrash Metal spricht, meint damit OVERKILL, aber nicht mehr METALLICA. Da können James, Lars, Kirk und Rob riffen, was und wie sie wollen, auch wenn sie allen anderen Metal-Bands kommerziell seit über 30 Jahren um Längen voraus sind. Genug der Vergleiche, denn OVERKILL müssen sich diese gar nicht antun, steht "Scorched" doch für sich selbst, beziehungsweise in einer langen Tradition eigener Großtaten. Mittlerweile spielen die in Würde ergrauten Jungs in ihrer eigenen Liga, in welcher ihr seit SLAYERs Auflösung keine andere Thrash-Kapelle aus den seligen 80ern mehr das Wasser reichen kann. Ähnlich wie bei MOTÖRHEAD weiß man als Fan, was man im Zweijahresrhythmus mit einem neuen Album bekommt. Wäre Corona nicht dazwischen gegrätscht, würden wir uns 2023 höchstwahrscheinlich bereits über Album Nummer 21 freuen. OVERKILL liefern wie zu erwarten mal punkig angehaucht, mal groovend, begleitet von Bobbys hohem Kreischen, den typischen Gangshouts und sägenden Gitarrensalven, so wie man sie von der Band seit jeher kennt. Zum Genuss für die Ohren haben Colin Richardson und Chris Clancy einen wuchtigen und differenzierten Mix gezaubert. Alleine D. D. Vernis Signature Basssound ist einmal mehr großartig in Szene gesetzt. "Scorched", dessen Songs im Wesentlichen schon seit 2021 fertig geschrieben waren, klingt vertraut, wuchtig, klassisch, modern, zeitlos - 50 Minuten pure Thrash-Freude vom Feinsten. Kleine Experimente wie das Cello-Outro in 'Wicked Place' oder der von Kirchenglocken begleitete Männerchor in 'Twist Of The Wick' runden das Bild einer nicht zu altern scheinenden und pure Spielfreude ausstrahlenden Band ab. Das Cover von Stammkünstler Travis Smith visualisiert einen Konflikt, in mittlerweile fast schon bandtypischen Grüntönen gehalten, wobei die Flammen eine gewollte Reminiszenz an das Debüt "Feel The Fire" (1985) bilden. Fazit: "Scorched" macht richtig Spaß. Es ist eine helle Freude, OVERKILL beim "Nichtaltern" zuzusehen. Freuen wir uns (mindestens!) bis zu ihrem Fünfzijährigen 2030 auf noch viele weitere Alben und Konzerte. Anspieltipps: "Scorched" hat keinen einzigen Filler. Als grobe Orientierung der gebotenen Bandbreite sollen die Hymne 'Goin' Home', das rockige 'Won't Be Comin Back' und der fiese Groover 'Fever' dienen. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Scorched 02. Goin' Home 03. The Surgeon 04. Twist Of The Wick 05. Wicked Place 06. Won't Be Comin Back 07. Fever 08. Harder They Fall 09. Know Her Name 10. Bag O' Bones | Band Website: www.wreckingcrew.com/ Medium: CD, LP Spieldauer: 51:05 Minuten VÖ: 17.04.2023 |
Alle Artikel