Maerzfeld - Zorn

Review von Stormrider vom 16.11.2019 (5971 mal gelesen)
Maerzfeld - Zorn Irgendwie tue ich mich ein wenig schwer mit "Zorn", dem vierten Album der Franken MAERZFELD. Ja, man hat sich ein wenig emanzipiert und ist auch ein Stückchen weggerückt vom RAMMSTEIN-Sound. Dafür hat man ja weiterhin auch noch die Cover-Kapelle STAHLZEIT am Start, die in gleicher Besetzung erfolgreich als Tribute-Band der Berliner durch die Lande tingelt. Aber dennoch hört man auch auf diesem Album den Einfluss von Till Lindemann und Co. sehr deutlich heraus. Es mag ein Leid der NDH sein, dass so gut wie jede Band mit den Genrevorreitern verglichen wird, aber es ist auch ein hausgemachtes Thema, da man sich oft allzu offensichtlich daran orientiert, weil man zu wenig wagt und mit einem Auge immer ein wenig die Fanschar im Blick hat, die ja sehr pingelig auf Experimente reagiert.

Was also machen MAERZFELD auf "Zorn" anders, um sich ein wenig wegzubewegen von ihrer zweiten Spielwiese? Der kühle Industrial-Anteil ist insgesamt etwas zurückgenommen, dafür wurde im Vergleich zu den bisherigen Alben mehr Groove dazugepackt. Deutlich wird dies direkt im Opener und Titeltrack, der das Album eröffnet und ziemlich amtlich rockt. Sowohl Musik als auch Lyrics machen den Song direkt zum Hit und Albumhighlight. Dieser Ansatz zieht sich im Großen und Ganzen so durch das Album, ohne jedoch noch mal in die Verlegenheit zu kommen, einen weiteren Song dermaßen präsent ins Kleinhirn zu stechen. Neben RAMMSTEIN hat man sich ohrenscheinlich auch bei EISBRECHER mal ein wenig Inspiration geholt, die es ja bekanntlich auch schaffen, ihrem ebenfalls sehr kühlen Sound eine gewisse Hitdichte einzuhauchen. Hört hierzu mal in 'Bittersüß' rein, da wird es am deutlichsten. Dennoch fehlt mir persönlich ein wenig dieses gewisse Etwas, das, was eine Band einzigartig macht und an dem man sie erkennt. Ja, MAERZFELD haben sich nicht gescheut sozialpolitische Themen anzupacken und auf ein paar Missstände unserer Zeit hinzuweisen. Unter anderem in 'Reich', 'Einer Wie Alle', 'Die Welt Reißt Auf' wird der Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten, aber was mir fehlt, das ist ein wenig mehr musikalischer Mut. Allzu gleichförmig wird das Genre NDH bearbeitet, schön glattpoliert produziert und mit allen typischen Stilmerkmalen. Ein Synthieteppich hier, ein hartes Riff dort, dazu ein präsent platziertes Schlagzeug sowie ein Gesang, der seine Komfortzone nur sehr selten verlässt. Nimmt man alle Zutaten für sich, sind alle gut, aber in der Summe fehlt mir dieses Fünkchen, das MAERZFELD aus der Masse der Klone herausholt. Es wirkt immer ein wenig so, als würde man schon gerne wollen, aber der letzte Funken Mut, der fehlt noch. Immerhin ist mit "Zorn" ein weiterer Schritt gemacht und wenn Heli Reißenweber und seine Mannen zukünftig noch ein wenig mehr wagen und sich von der NDH lösen, dann hat man durchaus das Potenzial, sich eine größere Hörerschicht zu erschließen. Bitte mehr Songs wie 'Zorn' und weniger solche wie die fürchterliche Coverversion des 80er-Stinkers 'Zeig Mir Die Nacht' der MÜNCHENER FREIHEIT.

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Zorn
02. Ohrblut
03. Die Sünde Lebt
04. Schwarzer Schnee
05. Reich
06. Bittersüß
07. Einer Wie Alle
08. Flammenhände
09. Menschling
10. Die Welt Reißt Auf
11. Zeig Mir Die Nacht (MÜNCHENER FREIHEIT-Cover)
Band Website: www.maerzfeld.de
Medium: CD
Spieldauer: 43:15 Minuten
VÖ: 04.10.2019

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