Crowhurst - III

Review von Zephir vom 29.04.2019 (6105 mal gelesen)
Crowhurst - III So verstörend und desorientierend wie das Coverart ist die komplette Scheibe, aber nichts anderes war von CROWHURST zu erwarten. Anfänglich als Soloprojekt des Kaliforniers Jay Gambit gegründet, wurde das jüngste Album "III" mit einer gleichgesinnten Band-Mannschaft im Boot nun erstmals über Prophecy veröffentlicht, was die Qualität der Mixtur aus Black, Noise, Drone und Sludge brandmarkt: Empfindsame Gemüter sollten sich gut überlegen, ob sie in die alptraumartigen, schizoiden Parallelwelten einzutreten wagen.

Tatsächlich kann einem auch in Anbetracht von CROWHURSTs Auswurfrate seit der Gründung 2011 schwindelig werden: Allein 2012 sind, wenn ich mich nicht verzählt habe, 12 Vollalben zu verzeichnen, dazu noch allerhand Splits und EPs. Dabei ist der Mastermind heute gerade einmal 30 Jahre alt, aber ungeachtet seiner Jugend strotzen seine Werke nur so von Pessimismus, Abscheu und Hass. Das vorliegende neue Album bildet nun den Abschluss einer Trilogie, die 2015 mit "I" begann (damals produziert von Jack Shirley, der unter anderem auch für DEAFHEAVEN und OATHBREAKER im Einsatz war) und 2016 mit "II" fortgeführt wurde. "III" entstand unter Mitarbeit von Andy Curtis-Brignell (CAÏNA) und wurde von Kurt Ballou aufgenommen (seines Zeichens bereits für zahlreiche Bands aktiv gewesen, beispielsweise OATHBREAKER oder auch für SKELETONWITCH).

Das Album widmet sich im Opener 'I Will Carry You To Hell' zunächst okkulten Gesängen, die alsbald in schwarzmetallisches Geprügel und schmerzerfüllt-aggressives Gekreisch übergehen. 'Self Portrait With Halo And Snake' schlägt vermeintlich ruhigere Töne an, wirkt mit reduziertem Tempo und versonnen-entrücktem Cleangesang aber gleichsam exzentrisch, befremdlich, irgendwie halluzinierend. Dass nach der ersten Hälfte des Tracks suizidäres Screaming einsetzt, verstärkt den Verdacht, dass hier tief im Inneren der Seele geschürft wird.

'The Drift' arbeitet mit sphärischen Synthies, die alsdann in eine düster-neblige, noisig-industrielle Soundkulisse übergehen; auch dieser Titel verbleibt in seiner Introvertiertheit ausweglos gefangen. Das folgende 'La Faim' sprengt den Rahmen jedoch mit verstärkten Noise-Elementen und einer langsam und drohend heranziehenden Klimax, die sich von den zunächst gequält rufenden Vocals über derbes Brüllen bis hin zu paralysiertem Kreischen aufbaut, begleitet von sämtlichen Disharmonien, die nur der Mensch in der Lage ist zu produzieren.

'Ghost Tropic' ist eine Mischung aus fast stoner-artigen Halluzinationen und wahnwitzigem Black-Metal-Geknüppel. Der Abschlusstrack 'Five Characters In Search Of An Exit' verschmilzt schließlich alle bisher dagewesenen Noise-Elemente mit dem Schwarzmetall und lässt das Album in einer psychotischen Phantasmagorie gipfeln, die einem mindestens den nächtlichen Schlaf rauben wird, wenn nicht gar den Verstand.

Fazit: Neun Blutstropfen für dieses grauenhafte Machwerk aus dunklen Chimären, Schmerz und Wahn.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. I Will Carry You To Hell
02. Self Portrait With Halo And Snake
03. The Drift
04. La Faim
05. Ghost Tropic
06. Five Characters In Search Of An Exit
Band Website: www.facebook.com/crowhurstnoise
Medium: CD
Spieldauer: 34:47 Minuten
VÖ: 05.04.2019

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