Kaisers Bart - Meister5tück

Review von Cornholio vom 16.03.2018 (5299 mal gelesen)
Kaisers Bart - Meister5tück Kennt ihr die Redensart "um des Kaisers Bart streiten"? Das bedeutet so viel wie um eine Sache streiten, die entweder völlig unwichtig ist, oder auf die es gar keine richtige oder falsche Antwort gibt. Ähnlich ist es bei der Stuttgarter Band KAISERS BART. 2014 gegründet und seit Mitte 2015 in der jetzigen Besetzung zusammen legt das Quintett mit dem selbstbewusst betitelten "Meister5tück" sein Debüt vor, und die Sache, um die man sich sicherlich streiten kann, sind die deutschen Texte, was natürlich in erster Linie Geschmackssache ist.

Irgendwie denke ich bei deutschen Texten immer erst mal an SUBWAY TO SALLY und Konsorten, und die mag ich ehrlich gesagt nicht besonders. Allerdings bedienen KAISERS BART ein völlig anderes Genre, nämlich symphonischen Power Metal, nur eben mit deutschen Texten. Allein das, kombiniert mit der Tatsache, dass es sich bei "Meister5tück" um ein Konzeptalbum mit einer Spielzeit von 75 Minuten handelt, verhindert ein mal eben schnell runtergeschriebenes Review. Thematisch behandelt das Album die Geschichte einer Person mit mehrfach gespaltener Persönlichkeit, die aufgrund traumatischer Erlebnisse nach und nach fünf Spaltpersönlichkeiten erschafft: einen mordenden Schöngeist, eine sentimentale Beschützerin, einen Tatspurenbeseitiger, einen rauen Arbeiter und ein unschuldiges Kind. Das Konzept hier viel detaillierter auszuführen, wäre glaube ich nicht sinnvoll. Nur so viel: Wer sich mit dem "Meister5tück" intensiv befassen will, wird definitiv Spaß daran haben (wobei "Spaß" vielleicht nicht das richtige Wort ist)!

Die Schwaben kratzen nicht selten am Stil einer Oper, Epik wird nicht nur von Sänger Mischa Mang (ex-DREAMSCAPE, ex-IVANHOE, solo) in eigentlich jedem Song beigesteuert, auch die übrigen Instrumente tragen natürlich ihren Teil dazu bei, vor allem natürlich Gitarren und Keyboards. Trotzdem oder gerade deswegen sind die Songs insgesamt zwar nicht langatmig, sondern eher kurzweilig, aber nicht so ohne Weiteres zugänglich; sechs Lieder sind über sieben Minuten lang, zwei davon dauern gar um die elf Minuten. Das einprägsamste Stück sonst ist vermutlich der Track 'Berührung', der als Power-Ballade durchgehen kann, doch als Highlights möchte ich die beiden Longtracks vom "Meister5tück" hervorheben, 'Erlösung' und das finale 'Offenbarung', die sowohl von der Story her als auch vom Musikalischen her einen würdigen Doppelabschluss geben.

Unterbewusst erinnert mich das KAISERS BART-Debüt nicht selten an eines der größten Konzeptalben, das meiner Meinung nach jemals komponiert wurde: DREAM THEATERs "Scenes From A Memory". Eigentlich gilt für dieses wie auch für jedes andere Werk, hinter dem eine mehr oder minder komplexe Story steht: Man kann sich die Songs auch "einzeln" außerhalb des Zusammenhanges anhören, und man auch dann Freude an der Musik haben, aber das Gesamtbild fügt sich natürlich nur dann zusammen, wenn man das Werk in seiner Gänze betrachtet. Einen guten Einblick auf das Album kann man sich im Vorfeld auf der Website der Band machen, nicht nur die Charaktere werden kurz vorgestellt, darüber hinaus gibt es einen Teaser und weitere Hintergrundinfos.

Fazit: ein mutiges aber gelungenes Werk von KAISERS BART, ein wahres "Meister5tück", welches, wenn es in die richtigen Hände fällt, das Zeug zu einem Theaterstück oder zu einer Verfilmung hat - Hut ab!


Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Begegnung
02. Verwirrung
03. Erniedrigung
04. Umarmung
05. Beseitigung
06. Entstehung
07. Enttäuschung
08. Berührung
09. Ergreifung
10. Erlösung
11. Offenbarung
Band Website: kaisersbart.de/
Medium: CD
Spieldauer: 75:36 Minuten
VÖ: 23.02.2018

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