Dynfari - Myrkurs Er þörf

Review von Zephir vom 02.05.2020 (6693 mal gelesen)
Dynfari - Myrkurs Er þörf Eine dunkelatmosphärische Mischung von Post Rock und Post Black aus Island - wenn das mal nicht vielversprechend klingt. Die Formation DYNFARI existiert schon seit 2010 und bringt heuer mit "Myrkurs Er Þörf" schon ihr fünftes Full-Length auf den Markt, war mir bis dato aber völlig unbekannt. Falls ich damit nicht allein sein sollte, sei hier eine kurze Vorstellungsrunde gegeben: Vokalist Jóhann Örn spielt als Multiinstrumentalist auch Gitarre, Bass, Keyboard und Akkordeon und stand 2015 für die USA- und Mexikotour der Rumänen NEGURĂ BUNGET mit auf der Bühne. Jón Emil spielt auf dem vorliegenden Release Drums und Gitarre und ist in der Encyclopaedia Metallum auch mit Flöte und und Harmonium (!) vermerkt. Seit 2016 beziehungsweise 2018 sind die Saitenmänner Bragi Knútsson und Martin Tsenov mit an Bord, deren Letztgenannter auch für die bulgarischen Atmospheric Black Metaller HENNA spielt.

DYNFARI waren offenbar in den vergangenen Jahren etwas experimenteller unterwegs. Die Hörprobe von "Vegferð Tímans" (2015) offenbart einige harsche, aber vor allem viele verträumte Passagen mit Akustikgitarre. Das Jugendstil-Coverart des 2017er-Albums "The Four Doors Of The Mind" spricht für sich: Hier gab es eindeutig ALCESTöse Momente. Dagegen hebt sich "Myrkurs Er Þörf" deutlich ab: Atmosphärisch und kontemplativ, dabei aber rau, oftmals ungeschliffen und kühl behandelt dieses Album tief philosophisch-psychologische Exkurse in Selbstzerstörung und Suizid.

Der Opener 'Dauðans Dimmu Dagar' eröffnet das Werk noch recht beschaulich mit zartem, zurückhaltendem Arrangement, melancholisch und in gedrosseltem Tempo, rein instrumental und irgendwie traurig - je nun, wenn der Titel mit "Die dunklen Tage des Todes" richtig übersetzt ist, kann man schon erahnen wie es weitergeht. Bereits ab dem zweiten Track 'Langar Nætur (Í Botnlausum Spíralstiga)' geht das Album mit mehr Wucht und Verzweiflung vorwärts. Es macht sich eine düster-desolate Atmosphäre breit, die sich folgerichtig verdichtet, wenn ich auch diesen Titel durch den Online-Translator schicke: "Lange Nächte (in bodenlosen Wendeltreppen)".

Neben ausladend schweren, basslastigen Post-Metal-Passagen sind es vor allem die zornig-verzweifelten Vocals, die das Gesamtbild bestimmen. Mal schallen sie rau und wie wütende Rufe in die Einsamkeit, mal wie in Wahnvorstellung gesprochene Monologe. 'Ég Fálma Gegnum Tómið ' hat irgendetwas an sich, was mich an LIFELOVERs "Konkurs" denken lässt. In die gleiche Kerbe schlagen auch Titel wie 'Ég Tortímdi Sjálfum Mér ': "Ich habe mich selbst zerstört". Musikalisch betrachtet tritt die Zerstörung bei DYNFARI allerdings deutlich weniger brachial zutage. Wo das Album lyrischere Töne anschlägt, wie in 'Svefnlag' oder in weiten Teilen von 'Peripheral Dreams', bleibt es depressiv und grau. Mitunter walzen aber auch tief donnernde Bässe über den Hörer hinweg und die Wechsel mit schnelleren Blasts klingen mal nach "Subcosmos" von LATE NIGHT VENTURE, mal nach "To Follow The Sun" von HERETOIR, immer nach dieser bestimmten isländischen Melancholie, die auch der neueren Musik von SÓLSTAFIR oder der nicht ganz so bekannten KONTINUUM innewohnt.

Ohne die oben genannten Namen als Vergleichs-Bands für "Myrkurs Er Þörf" heranziehen zu wollen oder zu können, mögen sie vielleicht ein wenig Aufschluss geben, wem ich das neue Album von DYNFARI anempfehlen würde. In jedem Fall sollten Freunde von düsterem angeschwärztem Post Metal einmal reinhören, zumal wenn sie die introvertierte Zerstörungsthematik nicht scheuen.

Postskriptum: Leider konnte ich nicht herausfinden, was der Bandname bedeutet.

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Dauðans Dimmu Dagar
02. Langar Nætur (Í Botnlausum Spíralstiga)
03. Myrkurs Er þörf
04. Ég Fálma Gegnum Tómið
05. Svefnlag
06. Ég Tortímdi Sjálfum Mér
07. Peripheral Dreams
08. Of Suicide And Redemption
Band Website: www.facebook.com/Dynfari
Medium: CD
Spieldauer: 46:50 Minuten
VÖ: 17.04.2020

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