Boatman's Toll - The Fat is in the Fire | |
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Review von Damage Case vom 18.07.2019 (5102 mal gelesen) | |
Wer sind die bekanntesten Rauschebartträger? Der Weihnachtsmann, ZZ TOP (okay bis auf Frank Beard) oder etwa Zakk Wylde? Karl Marx oder am Ende ein Hipster, den alte Menschen überhaupt nicht mehr kennen? Und was zum Barbier hat das mit BOATMAN'S TOLL zu tun? Tja, bei den Jungs aus Chicago rauschen die Bärte. Und wie. "The Fat Is In The Fire" erschien bereits 2017 im Eigenvertrieb durch die Band selbst. Seeing Eyes Records veröffentlicht das Debüt nun erneut, garniert mit zwei Bonussongs: Dem brandneuen 'Fossils', in welchem man glaubt, Kirk Windstein himself leiden zu hören, sowie dem schleppenden ACID BATH-Cover 'The Blue'. Beide Titel fügen sich kompositorisch und klanglich nahtlos in den nun knapp elf Minuten längeren Albumkontext ein. Bei den Vollbärtigen handelt es sich mal wieder um eine dieser unbekannten Bands, die von ihrem Label mit Etiketten behangen werden. Laut Seeing Eyes Records klingt die Krachmuckervereinigung wie eine Melange aus ACID BATH, SOILENT GREEN, CROWBAR, MASTODON und HIGH ON FIRE. Der auf "The Fat Is In The Fire" dargebotene Stil wird als ein Mix aus Death Metal und Sludge beschrieben. Nun stammen BOATMAN'S TOLL aber weder aus den amerikanischen Südstaaten, Florida oder Göteborg/Stockholm. Native Wurzeln der fünf Künstler zum beschrieben Sound sind demnach nicht auszumachen. Zwei Combos, an die man sich tatsächlich erinnert fühlt, vergaß das Promo-Sheet jedoch: Die Intensität von NEUROSIS, grob Mitte/Ende deren 1990er-Phase, sowie der meist hardcorelastig gebrüllte Gesang von Barry Kotarba lassen Gedanken an die Post-Hardcore Götter aufkommen. Und die zweite Referenz, die immer wieder durchscheint: GOJIRA. Man könnte sogar fast sagen, BOATMAN'S TOLL klingen wie eine "bärtige" US-Version der Franzosen zu Zeiten deren Gottalbums "From Mars To Sirius" - jedoch ohne deren hohen Double-Bass-Einsatz und Melodien für Millionen. Immer wieder schießen Death Metal-Eruptionen (man achte auf die sperrigen, an MORBID ANGEL erinnernden, Songeinstiege in 'Corporate Indentured Servitude' und 'Cat Food') aus dem zähen Gebräu, das sich eine knappe Stunde fast durchgängig im Midtempo bewegt. Wenn man MASTODON-Einflüsse heraushören möchte, dann definitiv deren brachiale Prä-"Leviathan"-Frühphase, die sich durch schlagartige Stilbrüche oder abrupte Tempowechsel innerhalb der Songs bemerkbar machen (zum Beispiel 'The Children Of Death Herself'). Auch die dezent eingesetzten, teils mehrstimmigen, Klargesänge (man höre 'In The Falling Way' und 'Torn') lassen vermuten, dass im Proberaum während der Kippenpausen hin und wieder MASTODON aus der Anlage klangen. Spannend sind auch die versteckten Details, wie das ENTOMBED-Riffing in 'Corporate Indentured Servitude'. Fazit: Die erste Hälfte macht Spaß. 8,5 Punkte. Die zweite Hälfte zieht sich wie Kaugummi durch das sich selbst wiederholende Mittelmaß. 5 Punkte. Die beiden Bonuslieder werten das Album auf und sorgen für die großzügige Aufrundung. Sollte 'Fossils' die kreative Zukunft von BOATMAN'S TOLL andeuten, darf man sich auf das Zweitwerk freuen. Drei Anspieltipps: Der astreine Sludge-Death-Hit 'Slumber No More', das mit einem spannend-variablen und unvorhersehbaren Schlagzeugspiel versehene 'Becoming The Flood' und 'Fossils', das nicht nur durch den Klargesang im Einstieg besticht. Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Slumber No More 02. Corporate Indentured Servitude 03. Becoming The Flood 04. In The Falling Away 05. Cat Food 06. Torn 07. The Children Of Death Herself 08. Nothing Means Nothing 09. Recycle The Flesh 10. The Fat Is In The Fire 11. Fossils (New Song, 2019 Re-Release Bonus) 12. The Blue (ACID BATH-Cover, 2019 Re-Release Bonus) | Band Website: www.facebook.com/BoatmansToll Medium: CD Spieldauer: 56:42 Minuten VÖ: 19.07.2019 |
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